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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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nicht mal eine indische Übersetzung. Nur falls die Frau auch mal hier auftauchen und einen Namen brauchen sollte …
    Der frisch Verlassene scheint mir ein bisschen zu angetan von Juli. Er ist wohl noch sehr in seinen irdischen Trieben gefangen. Aber dass sie ihm hilft, sein Ego wieder aufzurichten, kann er sich abschminken. Abgesehen davon, dass Juli Alexander liebt und keinen anderen an sich ranlassen würde, nicht einmal für eine wirklich gute Geschichte, ist freie Liebe in diesem Camp tatsächlich kein Thema. Aman erklärt Stefan gerade die selbst auferlegte zölibatäre Lebensweise im Camp. Dazu passt es natürlich, dass Kurt seine Freundin als Haushälterin ausgeben muss. Ich bin sehr erleichtert, dass sich diese Selbstfindungsstätten in den letzten Jahren weiterentwickelt haben. Vielleicht wollte Kurt aber auch nur erhabener Guru bleiben, statt sich als eine Art Dr. Sommer mit eifersüchtigen Reibereien, Beziehungsdramen und Penisverletzungen aus Rache herumzuschlagen. Denn mal ehrlich, wer ist denn schon so großmütig, wirklich jeden mit sich verkehren zu lassen oder den bevorzugten Partner mit allen gerne zu teilen?
    Ich klinke mich sehr zu Stefans Missfallen in sein Gespräch mit Aman ein und horche ihn aus, was es nun eigentlich mit den »Therapien« auf sich hat.
    Â»Ganz einfach«, erklärt Aman freundlich. »Es gibt verschiedene Gruppen, die jeweils ein maßgeschneidertes Programm bekommen, das der Befreiung des wahren Ichs dient. Dazu gehört zum Beispiel Unterricht im Kämpfen, Heilen, Meditieren oder Bewegen.«
    Â»Und mein Vater leitet all diese Gruppen?«
    Â»Nein, nein«, winkt Aman ab. »Er hat die Oberaufsicht, aber die Gruppen werden von echten Fachleuten betreut. Wir haben zum Beispiel einen echten Psychotherapeuten, eine ausgebildete Yogalehrerin, einen …«
    Â»Und die arbeiten alle für meinen Vater? Kann er sich die überhaupt leisten?«
    Jetzt sieht Aman mich beinahe missbilligend an. »Natürlich kann er. Sie bekommen kein Geld. Sie glauben an die Idee deines Vaters, und sie sind hier sehr glücklich, auch wenn dir das ein unerklärliches Rätsel zu sein scheint.«
    Mit dem letzten Satz hat er es geschafft, dass ich mich wirklich wie ein sehr unhöflicher Mensch fühle. Aber Aman braucht mir gar nichts zu erzählen. Seine unruhige rote Aura, die ich ganz deutlich erkennen kann, verrät mir, dass er von seiner angeblichen inneren Ruhe noch ein ganzes Stück entfernt ist. Plötzlich verschwimmt alles vor meinen Augen, und auch in meinem Kopf. Es ist so heiß von den ganzen Kerzen, von der Enge. Ich stehe auf, um an die Luft zu gehen, die draußen hoffentlich leicht abgekühlt ist – und falle ins Nichts.
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    A ls ich zu mir komme, liege ich im Gästezimmer meines Vaters. Neben mir sitzt Juli im Schneidersitz und guckt auf mich runter. Dann beugt sie sich über die Bettkante und hält mir eine geöffnete Flasche Cola entgegen.
    Â»Du brauchst Zucker und Flüssigkeit«, bestimmt sie. »Die ganze letzte Nacht nicht geschlafen, nichts im Magen und dann die Hitze. Kein Wunder, dass dein Kreislauf zusammenbricht«, kommentiert sie trocken den ersten Ohnmachtsanfall meines Lebens.
    Â»Wie bin ich hierhergekommen?«, will ich wissen und hoffe, dass sie mir auch ungefragt erzählt, wie peinlich genau die Szene war, die ich hingelegt habe.
    Â»Kurt und ich haben dich hierhergeschleift. Er war wirklich besorgt.« Insgeheim wird mir bei dem Gedanken angenehm warm in der Magengegend. Zum Glück merkt Juli davon nichts und plappert weiter: »… aber echt ein super Auftritt von dir, Tanja. Ich denke mal, beabsichtigt, hast du es nicht, aber du hast deinem Vater echt gut zur Seite gestanden.«
    Fragend schaue ich sie an. »Wie das?«
    Â»Nun ja, bevor du ganz weggetreten warst, hast du immer irgendetwas von Farben und Lichtern gemurmelt. Die anderen dachten, du hättest eine Vision … Wie so eine Art Hildegard von Bingen, oder so.«
    Wie bitte?
    Â»Schau nicht so entgeistert, du siehst natürlich viel besser aus. Mir fiel nur gerade kein anderes Bespiel ein.« Sie nimmt meine Hände zwischen ihre. »Du bist immer noch ganz kalt.«
    Ich erzähle ihr nichts von meinem Aura-Erlebnis. Ich bin mir zwar immer noch ganz sicher, die Farben tatsächlich gesehen und auch gespürt zu haben. Dennoch war es am Ende ganz sicher mein Kreislauf,

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