Mich gibt s ubrigens auch fur immer
also auch Vadin?«, frage ich neugierig.
Sie schnippt mit den Fingern und lässt dabei unzählige goldene Armreife klingeln. »Egal, woran man glaubt. Namen sind nur Schall und Rauch. Wir haben sie uns nicht einmal selbst ausgesucht. Was sollen sie über uns aussagen?«
Ich schiebe mir trotzig so viel Brot in den Mund, dass eine Antwort auf diese Feststellung unmöglich ist und lasse mich neben Juli in einen Stuhl fallen.
»Wie wollen wir den Tag nutzen?« Juli ist schon wieder ganz unternehmenslustig. Aber sie hatte ja auch keinen Kreislaufkollaps. Stefan sieht nur finster vor sich hin. »Nicht böse sein, ab morgen darfst du doch endlich mitspielen. Du musst nur noch eine klitzekleine Taufe hinter dich bringen«, sagt Juli zu Stefan, worauf er noch finsterer guckt.
»Als die anderen in ihre Gruppen gegangen sind, haben sie Stefan aus dem Haus verscheucht, weil er noch kein echt Eingeweihter ist«, erklärt mir Juli.
Ich blinzele in das grelle Licht. Nichts würde ich lieber tun, als einfach nur hier liegen und sehen, wie die Sonne durch die Palmenblätter scheint. Die Augen schlieÃen und unter den Lidern die knallrote Farbe sehen, die die Strahlen produzieren. Das wäre schön.
»Wenn ihr zwei oder drei Kilometer in die Richtung den Fluss entlanglauft«, Megans Armbänder klingeln wieder, als sie uns den Weg weist, »kommt ihr in ein Dorf. Vielleicht dürft ihr ja auf den Dorfelefanten reiten oder sie waschen. Vielen Touristen macht das SpaÃ.«
»Elefanten? Au ja!« Juli klatscht in die Hände.
Selbst Stefan sieht milde interessiert aus und legt ein wenig Weltschmerz ab. »Das könnten wir ja machen. Uns die Zeit bis zur Taufe vertreiben. Habt ihr schon euren Text gelernt?«
»Welchen Text?«, frage ich.
»Das erklären wir dir auf dem Weg. Es sind nur ein paar Zeilen, die wirst du ganz schnell auswendig lernen.«
Uff ⦠auf einem Elefantenrücken meine Taufe vorbereiten. Plötzlich fehlt mir Hrithik wie verrückt. Er würde ausrasten oder sich totlachen, wenn er das alles hier sehen würde. »Bitte mach, dass er sich nicht von Melanie trösten lässt«, schicke ich gedanklich als StoÃgebet in den wolkenlosen blauen Himmel. Und so schön es hier auch ist, ich vermisse die verzauberte Atmosphäre von Elizabeths Laden im Schnee, über den wir zu Hause so geschimpft haben. Ich bin wohl nicht für diesen Kontinent gemacht. Ich sehe, dass hier alles sehr schön ist, aber ein dauerhaftes Leben in der Hitze unter Palmen wäre nichts für mich. Vielleicht, weil ich mit blauen Augen und weiÃer Haut eher der keltische Typ bin, dem die Sonne nicht sehr gut bekommt.
»Na, dann lasst uns mal losmarschieren. Ich hole uns nur ein wenig Sonnencreme, und unterwegs erzählt ihr mir alles über diese ominöse Taufe.«
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I ch, Tanja Krokowski, lege hiermit den Namen ab, an den ich seit meiner Geburt gekettet bin. Ich lasse ihn los, wie ich alles loslassen werde, was nur aufgestülpt und unbedeutend ist. Ich begebe mich auf die Reise.« Als ich meinen kurzen Text gesprochen habe und mich dabei fühle wie ein kleines Kind, das unter den gönnerhaften Augen der Erwachsenen »Advent, Advent« aufsagt, lasse ich mich erschöpft in den Stuhl fallen. Mein Gesicht ist feuerrot und schält sich, weil ich mir bei unserem Ausflug trotz Creme die Haut verbrannt habe. Mein Vater lächelt mir wohlwollend zu, Juli grinst amüsiert, und Stefan blickt stolz in die Runde, als wäre es sein persönlicher Sieg, dass ich uns drei nicht blamiert habe. Danach sind er selbst und Juli an der Reihe, ich höre gar nicht hin und blicke mich in der Runde um. Ich spüre, dass Kurt mich die ganze Zeit ansieht, vermeide aber den Blickkontakt, weil ich mir immer noch nicht sicher bin, was ich von der ganzen Sache halte und wie ich mit unserer Begegnung umgehen soll. Zwei der anwesenden Frauen umgarnen mich schleimig charmant und machen mir Komplimente wegen meiner Augen. Klar, dass sie nur scharf auf Kurt sind und durch mich ein paar Bonuspunkte sammeln wollen. Eigentlich müsste es mir hier ganz gut gefallen. Diese Mischung aus Ethno-Elementen, gesunder Küche mit viel Fisch und Gemüse und einem Hauch Spiritualität. Irritierend ist nur das Gefühl, dass sich hier alle zu ernst nehmen und ausgerechnet von Kurt anleiten lassen, der mir persönlich nie ein groÃes Vorbild war.
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