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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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der mich zu Boden geworfen hat, und nicht die Kraft irgendeiner Vision.
    Â»Ich sage kurz deinem Vater Bescheid. Er und Megan sitzen noch am Tisch und warten darauf, dass es dir besser geht.«
    Mir wäre es lieber, sie bliebe hier. Ich fühle mich ein wenig schwach und verloren. Aber sie bleibt nur eine Minute weg. Dann streckt sie ihren Kopf ins Zimmer.
    Â»Ich soll fragen, ob du irgendetwas brauchst.«
    Â»Nein«, sage ich bestimmt. Juli schaut mich missbilligend an. »Nein danke«, murmele ich.
    Als sie ihren Auftrag ausgeführt hat, springt sie neben mir aufs Bett.
    Â»Er freut sich. Und ich habe ihm gesagt, dass wir für die zwei Wochen mitspielen.«
    Â»Du hast was?«, rufe ich, so laut es mein erschöpfter Körper zulässt. »Du solltest ihm zwar ›danke‹ von mir sagen, aber ich sehe absolut keinen Grund, es mit der Dankbarkeit zu übertreiben.« Dabei hatte ich ja insgeheim selbst schon beschlossen, dass wir die Farce mitmachen. Mist, ich hoffe, ich verfalle hier im Haus meines Vaters nicht dauerhaft in jugendliches Trotzverhalten.
    Â»Ach komm, das wird doch bestimmt ganz lustig. Und Stefan können wir eh nicht davon abhalten. Der arme Junge hat echt noch nicht viel erlebt, oder?«
    Â»Ich fürchte, nicht. Aber wenn wir mitspielen, dann bleibt es ein Spiel, ja? Ich werde nicht irgendwelche Spezialisten in meinen seelischen Abgründen wühlen lassen!«
    Â»Angst?« Juli hebt neckend die Augenbrauen.
    Â»Hmpf«, murmele ich, weil ich nicht lügen will.
    Â»Am Anfang haben übrigens alle den gleichen Namen. Die Frauen heißen Eshita. Das bedeutet so viel wie ›die Wünschende‹, oder so. Die Männer heißen Aja, ›ungeboren‹. Weil wir doch am Anfang, wenn wir geboren sind, alle gleich sind, bevor wir dann von unserer Umgebung verformt werden. Vadin gesteht den Leuten aber immerhin einen festen, wenn auch verschütteten Persönlichkeitskern zu. Wir müssen uns nicht von unserem Ego lösen, sondern nur von allem, was wir ihm übergestülpt haben. Deswegen gibt es bei jedem verschiedene Wandlungsphasen und Namen. Am Ende trägt jeder wieder seinen westlichen Namen. Und zwischendurch eben den Namen seines Problems oder Ziels. Klingt doch gar nicht so verkehrt, oder?«
    Ich muss das erst mal verdauen, bevor ich etwas entgegnen kann. Aber Juli wartet auch gar nicht auf Antwort, sondern plaudert munter weiter: »Ich bin so gespannt auf die Hütte in der Wildnis. Da bekommen wir dann unseren eigenen Namen, meine kleine Eshita. Dein Vater meinte aber, wir können einfach einen netten Ausflug daraus machen. Vielleicht sehen wir ja sogar Tiger?« Julis Augen strahlen, während ich nur an eines denken kann: Selbst wenn wir keinem Tiger gegenüberstehen, der Gedanke, drei Tage in einer Hütte mit Kurt zu verbringen, scheint mir nicht weniger erschreckend. Ihn Vadin zu nennen, bringe ich nicht über mich, ich werde also jede Anrede vermeiden. Ganz so wie man es bei halb-guten Bekannten tut, bei denen man nicht weiß, ob man sie siezen oder duzen soll, und deshalb beides umgeht.
    Â»Morgen Abend ist jedenfalls erst mal unsere Taufe. Bis dahin können wir hier tun und lassen, was wir wollen.«
    Ich werde sie morgen fragen, was es mit der Taufe auf sich hat. Ich trinke den letzten Schluck Cola, lasse mich wieder auf die harte Matratze fallen und schließe meine Augen. Ein wenig Schlaf wird es schon richten.
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    A m nächsten Morgen fühle ich mich so wunderbar, wie immer nach Nächten, in denen man endlich mal wieder richtig durchgeschlafen hat. Auf der kleinen Veranda empfangen mich Juli, Stefan und Megan mit Roti-Brot, Marmelade, schwarzem Tee, Orangensaft und Kokosnussstückchen.
    Â»Du warst nicht wach zu kriegen«, ruft Juli fröhlich. »Zu schade, jetzt hast du Stefans Abenteuer verpasst.«
    Stefan hebt die Brauen.
    Â»Entschuldigung, ich meinte natürlich: Ajas Abenteuer«, ergänzt Juli.
    Â»Wie schade«, sage ich achselzuckend und gebe im Stehen Butter und Marmelade auf ein Roti-Brot. Mit vollem Mund bewundere ich die Umgebung, als sähe ich sie zum ersten Mal: Wie ruhig und friedlich es hier doch ist. Außer Palmen, dem rosa Haus und dem Fluss ist nichts zu sehen. Nur ab und zu zieht eines der extra für Touristen hergerichteten Hausboote vorbei.
    Â»Vadin ist schon drüben«, beantwortet Megan die nicht gestellte Frage.
    Â»Du nennst ihn

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