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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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Schicksal zu
    überlassen.
    »Was für ein beschissenes Wetter«, knurrte er noch einmal, als er auf die Straße hinaustrat, obwohl der Wind nachgelassen hatte und es kein bisschen regnete. Dann deutete er – die Macht der Gewohnheit – mit zwei Fingern an der Schlafe einen
    militärischen Gruß an, wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und ging. Die neonfarbenen Streifen auf seinen Turnschuhen leuchteten in der anbrechenden Dämmerung, und alle paar
    Schritte fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar.
    Nachdem Reilly weg war, musste ich erst einmal lüften Die Luft im Wohnzimmer war mehr als nur verbraucht, sie stank.
    Ich riss das Fenster auf, spähte hinaus, atmete den feuchten, salzigen Geruch des Meeres und hielt Ausschau nach meinen Bewachern. Einen Tag noch mussten sie mir lassen. Einen Tag unauffällig leben und dann untertauchen. Ich dachte über Finnans Plan nach. Eine Menge Leute wurden eine Menge
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    sehenswerter Gesichter machen. Und Reilly wurde nie wieder nach Irland fliegen müssen.
    Meine Wohnung sah also kahl aus? Da konnte ich ihm nicht einmal widersprechen. Nach diesem Besuch Reillys wirkten die Zimmer endgültig trostlos, fast wie Arrestzellen.
    Einen Tag noch.
    Ich wurde Bridget wiedersehen. Ich wurde sie fragen
    können, was genau sie gemeint hatte mit ihrer letzten
    Bemerkung. Dass ich sie neugierig gemacht hatte Neugierig worauf? Und was wurde sein, wenn ihre Neugier befriedigt war?
    Mehr aus Zeitvertreib als aus Argwohn ging ich ein weiteres Mal durch die Räume, um sie auf Abhörgeräte zu überprufen, und fand nichts. Aber dabei kam mir der Gedanke, dass ich, genau wie Reilly, eigentlich auch noch ein bisschen
    telefonieren konnte. In Kalifornien musste es um die
    Mittagszeit herum sein, und da sollte sich an einem Sonntag selbst ein so unternehmerisch veranlagter Frührentner wie Mister Whitewater zu Hause antreffen lassen.
    Ich machte die Fenster sorgfältig wieder zu, zog die
    Vorhänge vor, schloss alle Türen zum Flur und vollführte in der damit bewirkten Abgeschiedenheit die Prozedur, das
    Mobiltelefon aus seinem Versteck zu holen. Dessen
    Ladezustand war befriedigend, befriedigender auf jeden Fall als der Guthabenstand der letzten Telefonkarte, die nur noch für wenige Minuten Ferngespräch gut war. Nicht einmal wenn ich noch Geld gehabt hätte, hätte ich es in der augenblicklichen Situation riskieren wollen, vorn in die Tankstelle zu spazieren und es für neue Telefonkarten auszugeben. Da hätte ich
    genauso gut ein Schild mit der Aufschrift »Ätsch, mein 274
    Mobiltelefon habt Ihr nicht gefunden!« ins Fenster stellen können. Nein, es musste so gehen.
    Ich wählte Gabriels Nummer. Dass ich dadurch vermutlich
    die Nummer meines Mobiltelefons an seine Überwacher
    verriet, musste ich in Kauf nehmen. Es würde zumindest eine Weile dauern, bis das den Globus umrundet hatte; im
    Augenblick war nur wichtig, dass meine Überwacher nichts von diesem Telefonat mitbekamen.
    Gabriel Whitewater war an diesem Sonntagmittag nicht zu
    Hause.
    Ich betrachtete das sanft ausgeleuchtete Display des
    Telefons. Die Nummer stimmte. Meine Berechnung der
    Uhrzeit in Santa Barbara auch. Und der Job bei den Flamingos und den dreiundzwanzig Sorten Mineralwasser war nur bis
    Freitagabend gegangen, hatte er gesagt. Wo zum Teufel
    mochte er stecken?
    Vielleicht doch beim Häuserhüten. Vielleicht umfasste der volle Service auch Wochenendaufenthalte und
    Übernachtungen. Oder es hatte sich schon der nächste Besitzer einer traumhaften Villa bei ihm gemeldet.
    Ich rief trotzdem die Nummer an, unter der ich letzten
    Sonntag mit ihm gesprochen hatte. Wenn ich Gabriel dort nicht antraf, dann zumindest seinen Kunden, und vielleicht konnte der mir weiterhelfen.
    »Ja?« Eine helle Stimme mit einem quengeligen Unterton,
    der sofort ein Bild in mir erzeugte: bleicher, bebrillter Mann, Millionen von Dollars im Internet gescheffelt, aber noch nie mit einer Frau geschlafen.
    Ich erklärte ihm so knapp wie möglich, was ich wollte.
    »Ach so«, machte er, dann war erst mal Pause. Eine Pause, die ich mir eigentlich nicht leisten konnte. »Sind Sie ein 275
    Freund von Gabriel?«, fragte er endlich zurück, als hätte ich ihm das nicht gerade erklärt.
    »Ja«, sagte ich mit dem deutlichen Gefühl, ungeduldig zu klingen. Was nur gut sein konnte.
    Er seufzte, als sei ihm das alles furchtbar lästig. »Na ja, ich schätze, dann muss ich's Ihnen eben sagen. Gabriel hatte einen Unfall.«
    Bei diesen Worten spürte ich in

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