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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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dunkle Räume.
    Offiziell ist es eine seit langem geplante Umstrukturierung, aber man fragt sich, warum sogar die Leuchtstoffröhren von der Decke genommen worden sind.
    Man führt nur noch vergleichsweise kleine Eingriffe bei uns durch, angeblich alles Maßnahmen, die ein Systemversagen wie bei Leo Seinfeld ausschließen sollen. Unser Eindruck ist aber, dass jeder der Wissenschaftler mehr oder weniger macht, was ihm gerade einfällt. OP-Termine werden völlig kurzfristig bekannt gegeben, manchmal erst am Abend vorher, und oft
    genauso überraschend wieder abgesagt. Zum ersten Mal seit zwei Jahren gibt es Tage, an denen wir nichts zu tun haben. Es existiert kein Trainingsplan mehr, obwohl ab und zu
    angekündigt wird, es solle demnächst wieder einen geben.
    Larry Robinson, der das Projekt offiziell immer noch leitet, glänzt durch Abwesenheit; angeblich halten ihn dringende Verpflichtungen in Washington auf. Er telefoniere täglich mit den wissenschaftlichen Leitern der verschiedenen Ressorts, heißt es.
    Und es werden immer weniger Leute im Stützpunkt. Als ich eines Tages an der Kantine für die Mannschaften
    vorbeikomme, sehe ich, dass man sie mit einem Raumteiler halbiert hat.
    308
    Auf dem Rückweg von Brennan's Hotel, ungefähr auf der
    Höhe von Greany's Fish & Chips, hielt unvermittelt ein Wagen neben mir. Ich sah auf das sich öffnende Beifahrerfenster hinab und direkt in Inspector Eugene Pinebrooks bronzene Augen.
    »Hallo, Mister Fitzgerald«, sagte er mit müder Stimme.
    »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Ich seufzte und nickte. Der Inspector bedeutete seinem
    Fahrer, ein paar Schritte weiterzufahren bis zu einer Stelle, an der man halten konnte, ohne den ganzen Verkehr zu
    blockieren.
    »Vielleicht haben Sie schon gehört, dass es einen dritten Mord gegeben hat?«, fragte er, nachdem er sich mit müden Bewegungen aus dem Wagen gestemmt hatte.
    Ich nickte. »Billy von der Post hat es mir erzählt.«
    »Ein Amerikaner, schon wieder. Ein gewisser Victor
    Savannah, zumindest laut den Papieren, die wir bei ihm
    gefunden haben. Lag tot im Hafenbecken, ist aber nicht
    ertrunken.« Er gab einem lustlos dreinblickenden Jungen einen Wink, der auf dem Rücksitz Kartons mit Akten bewachte,
    worauf der einen manilafarbenen Umschlag vorkramte und
    herausreichte. »Werfen Sie doch bitte mal einen Blick darauf.
    Ob Sie dem Mann schon mal begegnet sind.«
    Ich fand es bemerkenswert, dass er mich nicht nach einem Alibi für die vergangene Nacht fragte. Als hätte jemand ihm glaubhaft versichert, dass ich vom späten Sonntagnachmittag an durchgehend zu Hause gewesen sei. Schon interessant, diese Zusammenhänge. Ich nahm den Umschlag, den er mir reichte, zog das großformatige Foto heraus, das darin steckte, und sah es mir an.
    Ohne große Verwunderung registrierte ich, dass das Bild
    jenen Mann zeigte, der gestern Abend bei Reilly gewesen war.
    309
    Im Tod hatten seine Züge einen Ausdruck ungläubigen
    Staunens angenommen.
    »Kenne ich nicht«, sagte ich, schob das Foto wieder in den Umschlag und reichte es zurück.
    Pinebrook zögerte, es anzunehmen. »Auch nie gesehen? Hier in der Stadt, oder sonst irgendwo?«
    »Nein.« Ich ließ den Umschlag durch das offene
    Wagenfenster auf den Beifahrersitz fallen. »Gefährliches Pflaster neuerdings, dieses Dingle. Drei Tote in einer Woche.
    Allmählich muss man sich fragen, ob man nicht besser von hier fortgehen sollte.«
    310
    Der Weise ist gegen jegliches Unrecht unempfindlich. Darum ist es bedeutungslos, wie viele Pfeile man gegen ihn schleudert, denn keiner wird ihn verwunden.
    Seneca, DE CONSTANTIA

20
    Bis zum Abend wollte niemand etwas von mir. Ich wartete, bis es draußen dämmerte, dann aß ich den Inhalt der letzten Dose Konzentrat. Ich ließ mir Zeit dabei, denn erstens würde es bis auf weiteres die letzte Nahrung sein, die ich zu mir nahm, und zweitens hatte ich den Rest des Abends ohnehin nichts anderes zu tun, als zu warten.
    Das tat ich dann im Wohnzimmer. Ich saß auf meinem Sofa, schrieb vor mich hin und kämpfte gegen den Drang an, die Vorhänge an den Fenstern beiseite zu schieben und
    hinauszuspähen. Auf einmal hatte mich die Sorge befallen, sie könnten ausgerechnet an diesem Abend beschließen, ihre
    bisherige rätselhafte Zurückhaltung aufzugeben, und eine SWAT-Hundertschaft losschicken, um mein Haus zu stürmen.
    Ich wartete, horchte auf alle Geräusche – das ferne Rauschen des Meeres in der Bucht, das Moped des Ältesten der Nachbarn zwei Häuser

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