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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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vergessen. Eine Weile schauten die Elben und die Zwerge zu, und die Tsurani-Sklaven blieben stumm. Sie erkannten, daß ein Wunder geschehen war, verstanden es nicht, waren aber plötzlich sicher, daß sie verschont bleiben würden. Eine Weile schauten sie zu, wie Martin Langbogen den schluchzenden Mann in Weiß und Gold in den Armen wiegte. Er weinte, und sein Schmerz war schrecklich anzusehen.

     
    Aglaranna saß auf ihrer Schlafstatt und bürstete ihr langes, rotgoldenes Haar. Wie schon oft wartete sie auf Tomas. Halb hoffte, halb fürchtete sie, daß er kommen würde.
    Ein Ruf von draußen ließ sie auffahren. Sie raffte ihre Gewänder um sich und verließ ihre Gemächer. Von einer Plattform aus sah sie zu, wie eine Gruppe von Elben und Zwergen auf Elvandars Zentrum zusteuerte. Mit ihnen kam Martin Langbogen und ein paar Menschenwesen.
    Ihrer Kleidung nach waren es ganz eindeutig Außerweltliche.
    Ihre Hand fuhr zum Mund. Sie stöhnte auf. Inmitten der Gruppe schritt Tomas. An seiner Seite ging ein kleiner Junge, dessen Augen vor Staunen über die Pracht Elvandars weit aufgerissen waren. Aglaranna war unfähig, sich zu rühren. Sie fürchtete, daß das, was sie sah, nur ein Produkt ihrer Hoffnung war, eine Illusion. Die Zeit raste dahin, während sie wartete, und dann stand Tomas vor ihr. Er ließ den Jungen zurück und trat vor. Martin nahm das Kind bei der Hand und führte es fort. Die anderen folgten ihnen und überließen die Elbenkönigin und Tomas der Einsamkeit, die sie brauchten.
    Langsam streckte Tomas die Hand aus und berührte sacht ihr Gesicht. Er genoß ihren Anblick, als würde er sie noch einmal so sehen, wie sie ihm beim ersten Mal in Crydee erschienen war. Dann zog er sie langsam, wortlos, in die Arme. Schweigend hielt er sie so und ließ sie die Wärme der Liebe fühlen, die ihn bei ihrem Anblick erfüllte.
    Nach einer Weile flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich bete zu den Göttern, daß sie mir für jeden Augenblick des Kummers, den ich Euch bereitet habe, ein Jahr gewähren, meine Geliebte, ein Jahr, das ich mit Freude für Euch anfüllen kann. Ich bin wieder Euer ergebener, Euch verehrender Untertan.«

    Zu sehr von Glück erfüllt, um sprechen zu können, klammerte sich die Elbenkönigin einfach an ihn. Ihr Kummer verblaßte zu einer schwachen Erinnerung.

Sendbote
    Die Truppen standen still.
    Lange Schlangen von Männern warteten darauf, daß die Reihe an sie kam, um durch den Spalt nach Midkemia einzumarschieren. Offiziere schritten vorüber. Ihre Gegenwart sicherte die Disziplin in den Reihen. Laurie, in der Maske und dem Gewand eines Roten Priesters, war von der Kontrolle beeindruckt, die diese Offiziere über ihre Männer hatten. Er sah den Ehrenkodex der Tsuranis, nach dem Befehle ohne Frage befolgt wurden, als eine äußerst merkwürdige Sache an.
    Er und Kasumi bewegten sich schnell die Reihe hinauf. Ihr Ziel war die erste Gruppe nach derjenigen, die jetzt den Spalt betrat. Laurie beugte die Knie und bückte sich, um von seiner auffälligen Größe abzulenken. Wie sie es erhofft hatten, schauten die meisten Soldaten gerade beiseite, als der verkrüppelte Rote Priester vorbeizog.
    Als sie die Spitze der Kolonne erreichten, reihte sich Kasumi dort ein. Sein jüngerer Bruder, der bei dieser Offensive als Truppenführer eingesetzt war, schien sich um die späte Ankunft seines Kommandeurs nicht zu kümmern, und auch nicht um den Priester, der mit ihm gekommen war.
    Nach einer scheinbar unendlichen Verzögerung ertönte endlich das Kommando, und sie traten ein in das schimmernde ›Nichts‹, das den Spalt zwischen den beiden Welten kennzeichnete. Ein kurzes Aufblitzen von Licht, eine momentane Benommenheit, und schon fanden sie sich in einem leichten Nieselregen auf Midkemia wieder. Feuchtigkeit, kaum mehr als ein dichter Nebel, senkte sich um sie her. Die Tsurani-Soldaten, die an heißes Wetter gewöhnt waren, hüllten sich in ihre Umhänge.
    Ein Offizier beriet sich kurz mit Kasumi. Dann erhielten die Truppen den Befehl, sich ein Stück nach Nordosten zu begeben und dort ihr Lager aufzuschlagen. Anschließend sollten Kasumi und Hokanu sich beim Zelt des Kriegsherrn melden, um weitere Anweisungen zu erhalten. Der Kriegsherr selbst war zwar wieder in Kentosani, der Heiligen Stadt, wo er sich auf die kaiserlichen Festspiele vorbereitete, aber sein Unterkommandeur würde sie in ihre Pflichten und Verantwortlichkeiten einweisen, bis er zurückkehrte.
    Schnell begaben sie sich zur Front und

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