Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Ohnmacht fiel, sagte er noch etwas. Es ist wichtig, daß ich weiß, was es war. Ich glaube, er wiederholte das, was er von dem bösen Mann aus seinem Geistbild gehört hatte. Ich muß unbedingt wissen, was Rogen den bösen Mann hat sagen hören. Kannst du dich an die Worte erinnern, Gamina?«
Sie schmiegte den Kopf an Kulgans Brust und nickte schwach, offenbar fürchtete sie sich vor der Erinnerung. Beruhigenden Tones bat Pug: »Würdest du uns diese Worte sagen?«
Nein. Aber ich kann es Euch zeigen.
»Wie?« fragte Pug.
Ich kann Euch zeigen, was Rogen sah , antwortete sie. Das kann ich.
»Uns allen?« erkundigte sich Kulgan. Sie nickte. Das kleine Mädchen richtete sich auf seinem Schoß auf und holte tief Luft, als müsse es sich wappnen. Dann schloß es die Augen und nahm alle mit an einen dunklen Ort.
Schwarze Wolken rasten von heftigem Wind getrieben über den Himmel. Ein Unwetter bedrohte die Stadt. Die schweren Stadttore waren in sich zusammengestürzt, denn die Belagerungsmaschinen hatten Holz und Eisen zerschmettert. Überall loderten nicht mehr zu dämmende Feuer, während die Stadt unterging. Menschen und andere Wesen marterten die Bürger, die sie auf den Speichern und in Kellern verkrochen gefunden hatten, und Blut sammelte sich in Lachen auf den Straßen. Auf dem Marktplatz der Stadt hatte man einen fast zwanzig Fuß hohen Berg von Leichen aufgehäuft und darauf ein Podest aus dunklem Holz errichtet. Dieses Podest trug einen Thron, auf dem ein auffallend schöner Moredhel saß. Er betrachtete zufrieden die Verwüstung ringsum, die seinen Dienern zu verdanken war. Neben ihm stand eine ganz in Schwarz gewandete Gestalt. Die tief ins Gesicht gezogene Kapuze und die weiten Ärmel trugen dazu bei, sie völlig zu vermummen.
Doch etwas hinter dem Paar zog die Aufmerksamkeit Pugs und der anderen auf sich: ein Wesen der Finsternis, etwas Unsichtbares, dessen Anwesenheit jedoch spürbar war. Obwohl es sich im Hintergrund hielt, war es zweifellos die wahre Quelle der Macht hinter den beiden auf dem Podest. Der Schwarzvermummte deutete auf etwas, dabei wurde eine grüne Schuppenhand sichtbar. Irgendwie stellte die Wesenheit hinter den zweien eine Verbindung her. Sie wußte, daß sie beobachtet wurde, und tat ihren Ärger und ihre Geringschätzung kund. Sie bediente sich ihrer fremdartigen Kräfte und sprach, und ihre Botschaft trug zu jenen im Gemach gräßliche Verzweiflung.
Alle bemühten sich, das übertragene Bild abzuschütteln. Dominic, Kulgan, Gardan und Meecham erschienen verstört, und die Drohung, die von dem Gezeigten ausging – obgleich sie durch die Wiedergabe an Kraft verloren haben mußte –, jagte ihnen kalte Schauder über den Rücken.
Kasumi, Katala und Pug waren erschüttert. Als das Kind geendet hatte, rannen Tränen über Katalas Wangen, und Kasumis Gesicht, üblicherweise eine Tsuranimaske, war aschgrau und angespannt. Pug schien am stärksten von allen betroffen. Er ließ sich schwer auf den Boden nieder, senkte den Kopf und zog sich in sich selbst zurück.
Kulgan schaute sich erschrocken um. Gamina nahm die Reaktion der anderen offenbar mehr mit als die Wiederherbeibeschwörung des Geistbildes. Katala schien zu spüren, was in dem Kind vorging. Sie nahm es von Kulgans Schoß auf in ihre Arme und drückte es an sich.
Dominic fragte: »Was ist es?«
Pug blickte hoch, und mehr denn je wirkte er plötzlich erschöpft, als müsse er erneut die Last zweier Welten tragen. Schließlich sagte er schleppend: »Im Augenblick, da Rogen von seinen Schmerzen befreit wurde, sagte er folgendes: ›Die Finsternis, die Finsternis!‹
Dies war, was er hinter den beiden Gestalten sah. Und die Finsternis, die Rogen bemerkte, sprach diese Worte: ›Eindringling, wer immer du bist, wo immer du sein magst, wisse, daß meine Macht sich ausbreitet. Mein Diener bahnt den Weg. Erzittere, denn ich komme!
Wie es früher war, wird es wieder sein, immer und für alle Zeit. Nun koste meine Macht!‹ Er? Es? muß sich dann irgendwie Rogens bemächtigt und ihm diesen grauenvollen Schmerz zugefügt haben.«
»Wie ist das möglich?« fragte Kulgan.
Leise, heiser antwortete Pug: »Ich weiß es nicht, alter Freund.
Doch nun ist dem Rätsel, wer nach Aruthas Tod trachtet und wer hinter all der Schwarzen Magie steckt, mit der er und seine Freunde bekämpft werden, eine weitere Größe hinzugefügt.« Er barg sekundenlang das Gesicht in den Händen, dann schaute er sich um.
Gamina schmiegte sich an Katala, und
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