Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Jimmys Zustand bewußt. Er trat zu ihm, der sich schluchzend an die Wand drückte, und legte sanft eine Hand auf seinen Arm. »Es ist vorbei! Du hast nichts mehr zu befürchten!«
Jimmys Stimme verriet eine Mischung aus Zorn und Furcht, als er sagte: »Ich dachte, es sei aus mit mir. Verdammt, solche Angst hatte ich noch nie in meinem Leben!«
»Und wenn du schließlich vor etwas Angst hattest, Jimmy, dann war dieses Untier dafür geschaffen. Sieh dir mal diese Kiefer an!«
Jimmy erschauderte. Arutha versicherte ihm: »Wir haben alle dann und wann Angst. Und du bist auf etwas gestoßen, das wahrhaftig jedem Furcht eingejagt hätte!«
Der Junge nickte. »Ich hoffe nur, er hat nicht noch einen großen Bruder in der Nähe!«
»Bist du verletzt?« erkundigte sich Arutha.
Jimmy vergewisserte sich. »Nur Blutergüsse und Schürfwunden.«
Er verzog schmerzhaft das Gesicht. »Aber davon eine Menge.«
»Eine Felsechse«, erklärte Baru. »Und eine überaus große. Ihr habt gut daran getan, sie mit dem Messer zu töten, Lord Martin.«
Im Licht sah die Kreatur zwar beeindruckend aus, aber keineswegs so furchterregend, wie Jimmy es sich im Dunkeln vorgestellt hatte. »Ist das das ›bös Ding‹?«
»Wahrscheinlich«, meinte Martin. »Wenn die Echse dir schon schrecklich vorkam, so versuche dir vorzustellen, wie sie auf einen drei Fuß großen Gwali wirken mußte!« Er hielt die Fackel hoch, als Arutha und Laurie näher kamen. »Sehen wir uns hier mal um!«
Sie befanden sich in einer schmalen, aber hohen Höhle, hauptsächlich aus Kalkstein bestehend. Der Boden stieg von dem ins Freie führenden Spalt schräg an.
Obwohl er ganz offensichtlich arg mitgenommen war, nahm Jimmy Martins Fackel und ging voraus. »Ich habe schließlich immer noch die meiste Erfahrung, wenn es darum geht, irgendwo einzusteigen«, erklärte er.
Sie kamen durch eine Reihe von Höhlen, jede etwas größer und höher gelegen als die vorherige, und irgendwie ging etwas Unheimliches von ihnen aus. Eine lange Weile schritten sie dahin, ohne das Gefühl zu haben, viel höher zu gelangen. Jimmy sagte schließlich: »Ich glaube, wir bewegen uns in einer Spirale. Ich könnte schwören, daß wir jetzt über der Höhle sind, in der Martin diese Felsechse getötet hat.«
Sie folgten dieser Höhlenkette, bis es nicht mehr weiterging.
Jimmy blickte sich um und deutete nach oben. Etwa drei Fuß über ihren Köpfen befand sich eine Öffnung in der Decke. »Ein Kamin«, erklärte der Junge. »Man klettert ihn hoch, indem man den Rücken an eine und die Füße gegen die andere Seite stemmt.«
»Und wenn er zu breit wird?« gab Laurie zu bedenken.
»Dann ist es üblich, daß man nach unten zurückkehrt. Wie schnell hängt von dem einzelnen ab. Ich würde raten, es langsam zu tun.«
»Wenn die Gwali sich da hochstemmen konnten, müßten wir es auch schaffen«, meinte Martin.
»Verzeiht die Bemerkung, Ihr o Gnaden«, warf Roald ein. »Aber glaubt Ihr, Ihr könntet auch wie sie von einem Baum zum ändern schwingen?«
Ohne auf diesen Einwurf zu achten, rief Martin: »Jimmy?«
»Ja, ich werde als erster hochsteigen. Ich möchte ja nicht unbedingt umkommen, weil einer von euch den Halt verliert und auf mich stürzt. Bleibt der Öffnung fern, bis ich von oben rufe.«
Mit Martins Hilfe gelangte Jimmy mühelos den Kamin hinauf.
Für ihn bot er ausreichend Platz, um sich hochzustemmen. Für die anderen, vor allem für Martin und Baru, würde er etwas eng sein, aber hindurchzwängen konnten sie sich gewiß. Geschwind kletterte Jimmy in die Höhe, gut dreißig Fuß über der Höhle, wo seine Gefährten warteten, und gelangte zu einer weiteren Höhle. Ohne Licht war ihre Größe nicht auszumachen, aber das schwache Echo seiner leisen Rufe verriet ihm, daß sie geräumig war. Er ließ sich gerade wieder so weit hinunter, um die anderen rufen zu können, dann kletterte er über den Rand.
Bis der erste Kopf – Roalds – in Sicht kam, hatte Jimmy eine Fackel angezündet. Schnell folgten die anderen den Kamin hoch. Die Höhle war riesig, mehr als hundert Fuß breit und gewiß fünfundzwanzig hoch. Stalagmiten streckten sich der Decke entgegen, und manche wuchsen mit den von ihr hängenden Stalaktiten zusammen, daß sie phantastische Kalksteinsäulen bildeten. Die Höhle glich einem versteinerten Wald.
Martin schaute sich um. »Wie hoch, glaubst du, Jimmy, sind wir inzwischen geklettert?«
»Bestimmt nicht mehr als siebzig Fuß, also noch nicht einmal die
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