Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
drückte Jimmy gegen die scheinbar fugenlose Steindecke. Mühsam ließ sich ein Stück zur Seite schieben. »Es ist sehr eng«, warnte der Junge und wand sich hindurch. Er nahm die Sachen der beiden anderen entgegen, die sie durch den Spalt streckten. Ein Grundstein der Außenmauer war auf ausgeklügelte Weise beweglich angebracht, doch die Zeit und geringe Benutzung hatten ihn schwerfällig gemacht. Arutha und Laurie hatten Mühe, sich durch die schmale Öffnung hindurchzuzwängen. »Wo sind wir?« erkundigte sich Arutha.
»Hinter einer Hecke im Stadtpark. Das hintere Schloßtor ist etwa fünfhundert Fuß in dieser Richtung.« Er deutete. »Folgt mir.« Er führte sie durch dichtes Buschwerk zu einer Baumgruppe, wo drei Pferde angebunden waren.
»Ich habe dich nicht gebeten, drei Pferde zu kaufen«, sagte Arutha.
Mit verschmitztem Grinsen, das in der mondhellen Nacht deutlich zu erkennen war, antwortete Jimmy: »Aber Ihr habt auch nicht gesagt, daß ich es nicht tun soll, Hoheit.«
Laurie beschloß, sich da lieber nicht einzumischen, und machte sich daran, sein Bündel an das nächste Pferd zu schnallen. »Wir reiten schnell, und ich kann keine Zeit vergeuden. Du darfst nicht mitkommen, Jimmy!«
Jimmy sprang in den Sattel eines der beiden übrigen Tiere. »Ich nehme keine Befehle von namenlosen Abenteurern und Söldnern ohne Dienstherrn an. Ich bin der Junker des Fürsten von Krondor.«
Sein Bündel war bereits hinter dem Sattel festgemacht. Er zog den Degen heraus – den, den Arutha ihm geschenkt hatte. »Ich bin bereit.
Ich habe genügend Pferde gestohlen, daß ich zum guten Reiter geworden bin. Außerdem passieren, wo Ihr seid, immer die unerwartetsten Dinge. Ohne Euch hier könnte es sehr langweilig werden.«
Arutha blickte Laurie an. Der sagte: »Nimm ihn lieber mit, wo wir ihn im Auge behalten können. Wenn du es nicht tust, würde er uns ja doch heimlich folgen.« Arutha wollte schon widersprechen, als Laurie zu bedenken gab. »Wir können schließlich nicht die Wache rufen, um ihn festzuhalten.«
Finster dreinblickend schwang Arutha sich in den Sattel. Ohne weitere Worte gaben sie ihren Pferden die Sporen und verließen den Park. Im Schritt, um nicht unliebsame Aufmerksamkeit zu erregen, ritten sie durch dunkle Gassen und schmale Straßen. »In dieser Richtung liegt das Osttor. Ich nahm an, wir würden die Stadt durch das Nordtor verlassen«, sagte Jimmy erstaunt.
»Wir werden bald nach Norden abbiegen«, versicherte ihm Arutha. »Sollte mich jemand beim Verlassen der Stadt erkennen, ist es mir lieber, er erzählt, ich sei nach Osten geritten.«
»Wer wird uns denn schon sehen?« meinte Jimmy leichthin, obgleich er sehr wohl wußte, daß jeder, der zu dieser Stunde durchs Tor ritt, bemerkt werden würde.
Am Osttor schauten zwei Wächter aus dem Wachthaus, um zu sehen, wer vorüberritt, doch da es weder eine Sperrstunde gab noch Alarm geschlagen worden war, interessierten die drei Reiter sie nicht weiter.
Jenseits der Mauer gelangten sie in die Außenstadt, die aus dem Boden gewachsen war, als die Altstadt der zunehmenden Bevölkerung nicht mehr genügend Platz bot. Hier verließen sie die Oststraße und bogen zwischen Häusern, in denen kein Licht mehr brannte, nach Norden ab.
Da zügelte Arutha sein Pferd und wies Jimmy und Laurie an, dasselbe zu tun. Um eine Ecke kamen vier Reiter, alle in schweren schwarzen Umhängen vermummt. Sofort zog Jimmy den Degen, denn es war äußerst unwahrscheinlich, daß zwei Gruppen von Reisenden sich zu dieser Stunde in einer kleinen Seitenstraße wie dieser durch Zufall begegneten. Auch Laurie griff nach seinem Schwert. »Laßt eure Waffen stecken!« befahl Arutha.
Als die fremden Reiter he ran waren, wechselten Jimmy und Laurie fragende Blicke. »Gut berechnet«, sagte Gardan, während er sein Pferd neben Aruthas lenkte. »Es ist alles bereit.«
»Schön.« Arutha betrachtete Gardans Begleiter. »Drei?« Es klang erstaunt.
Man hörte Gardans Stimme die Verschmitztheit an, als er erklärte:
»Da ich ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte, schloß ich, daß Junker Jimmy es sich in den Kopf gesetzt hatte, mit oder ohne Eure Erlaubnis mitzukommen. Also traf ich diese Vorsichtsmaßnahme. War das nicht richtig?«
»Gut gefolgert, Hauptmann.« Doch Arutha versuchte gar nicht, seinen Mißmut zu verhehlen.
»Jedenfalls ist David hier unser kleinster Gardist, und falls es zur Verfolgung kommen sollte, kann man ihn aus einiger Entfernung schon für
Weitere Kostenlose Bücher