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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Zittern und das
trockene Würgen so heftig wurden, dass er nicht mehr weiterkonnte.
    Kalter Schweiß bedeckte seine Brust, die kühle
Luft im Hauptquartier setzte seiner Haut zu wie eine arktische Windböe. Seine
Jeans hingen ihm wie Gewichte an den Beinen und dampften, so sehr schwitzte er.
Zitternd griff er nach der Wand, um sich abzustützen, als sein Schädel zu
dröhnen begann und ihn eine weitere Welle der Übelkeit packte. Als er die Augen
öffnete, fiel sein Blick bernsteingelb durch die Schlitze seiner Lider. Er
schmeckte Blut auf der Zunge und stellte erschrocken fest, dass seine Fangzähne
voll ausgefahren waren und ihre scharfen Spitzen sich in seine Unterlippe
bohrten. Seine Dermaglyphen pulsierten am ganzen Körper und füllten sich dunkel
mit den Farben seines heftigen Hungers.
    „Scheiße“, zischte er, als ihm erneut der
Schmerz in die Eingeweide fuhr. Er sank auf dem harten, glänzenden Boden in die
Knie.
    Zusammengekrümmt und keuchend verschränkte er
die Arme über seinem krampfenden Bauch und verbiss sich das Aufstöhnen, das
sich tief aus seiner Kehle rang. Seine Ohren dröhnten vom Geräusch des Blutes,
das durch seine Venen raste, ein rhythmisches Dröhnen, das ihn beinahe
wahnsinnig machte. Er beugte sich vor, um Wange und Stirn auf den kalten Stein
zu legen, bis der Schmerz nachließ, konzentrierte sich einfach nur darauf,
einzuatmen und auszuatmen, ein und aus...
    Bei Gott, sein Blutdurst war wieder da,
schlimmer denn je. Fast den ganzen Morgen hatte er schon an ihm gezerrt wie
eine Krähe an Aas. Das war der einzige Grund gewesen, der ihn von Claire
ferngehalten hatte, als sie mit den beiden anderen Gefährtinnen zu ihrer
Tagesmission aufgebrochen war, um Informationen für den Orden zu sammeln.
    Glücklicherweise hielten sich die meisten
Krieger und ihre Gefährtinnen derzeit im Techniklabor oder ihren
Privatquartieren auf - immerhin ein kleiner Trost. Es wäre ihm unerträglich
gewesen, wenn ihn zufällig jemand in diesem erbärmlichen Zustand gesehen hätte.
    Unter Mobilisierung all seiner Willenskraft
zwang Reichen sich aufzustehen und schlurfte auf unsicheren Beinen über den
Korridor. Wie sich herausstellte, befand er sich ganz in der Nähe des
Waffenraums. Die Dunkelheit in der leeren Einrichtung kam ihm gelegen, als er
sich hineinschleppte und an der nächsten Wand zusammenklappte. Erschöpft und
sterbenselend sackte er in sich zusammen, sein Atem drang rasselnd durch seine
gefletschten Zähne und Fänge.
    Vielleicht hatte er ein paar Sekunden
geschlafen, vielleicht sogar eine Stunde. Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit
vergangen war, als das leise Scharren der sich öffnenden Tür ihn aus dem Schlaf
riss und rund um ihn die Lichter des Schießstandes aufflammten.
    Verschwommen nahm er im verspiegelten Glas des
Übungsraums neben der Tür Tegan wahr, dessen Hand sich gerade vom Lichtschalter
senkte.
    Der Krieger murmelte einen obszönen Fluch und
irgendetwas von Deja-vu, aber Reichens Hirn war zu angeschlagen, um zu verstehen,
was er damit meinte.
    Wie ein Häufchen Elend kauerte er da und
knurrte dem anderen eine Warnung zu, ihn in Ruhe zu lassen.
    Doch Tegan schnaubte nur spöttisch und kam in
großen Schritten auf ihn zu. Stechende grüne Augen, aus denen kaltes Verstehen
sprach, durchbohrten Reichen. „Fühlst dich wohl genauso scheiße, wie du
aussiehst.“
    Reichen schluckte, seine Kehle war zu
ausgedörrt, um etwas zu sagen. Wütend funkelte er zu dem Gen Eins hoch, den er
für seinen Freund hielt, vom unentwegten Pochen in seinem Kopf verschwamm ihm
die Sicht. Dennoch erhaschte er Tegans prüfenden Blick und wusste, dass der
Krieger seine Höllenqualen an den aufgewühlten Farben seiner exponierten
Glyphen unweigerlich ablesen konnte.
    „Das Blut, das du vor ein paar Nächten in der
Stadt zu dir genommen hast, hätte eigentlich viel länger vorhalten sollen“,
sagte Tegan, seine tiefe Stimme klang flach wie gehämmerter Stahl. Er ging vor
Reichen in die Hocke und reckte ihm sein Kinn entgegen, seine Nasenlöcher
blähten sich leicht sich beim Einatmen. „Wie lange hast du diesen Durstanfall
schon?“
    Er schaffte ein unbestimmtes Schulterzucken. „Den
ganzen Tag... hat nie richtig nachgelassen, sogar nachdem ich Nahrung zu mir
genommen habe.“
    „Scheiße.“ Tegan fuhr sich mit der Hand durch
sein struppiges lohfarbenes Haar. „Du weißt, was das ist, oder?“
    Reichen grunzte und ließ die Augen zufallen,
seine Lider waren zu schwer, um sie offen zu halten.

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