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Milas Lied

Milas Lied

Titel: Milas Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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aus einem kuscheligen Abend am heißen Kachelofen nichts werden würde. Der Ofen war kalt.
    »So ein Mist!«, fluchte ich. »Dieser Anzünder ist ja wohl der letzte Schrott!« Ich öffnete die Ofenklappe und schaute hinein. Die Kohlen sahen noch genauso aus wie am Nachmittag. Lauter schwarze, nutzlose Klötze. Und dafür hatten Mila und ich uns in den Keller getraut.
    »Ist doch nicht so schlimm«, sagte Mila, die im Türrahmen lehnte. »Dann kochen wir eine Kanne Tee und wickeln uns in ein paar Decken.«
    »Und denken an Kirschen«, brummte ich und nahm ein neues Stück Kohlenanzünder aus der Pappschachtel. »Bis es hier drin halbwegs warm ist, das dauert mindestens noch ’ne Stunde. Und die Küche ist auch arschkalt. So was Blödes.«
    »Wir könnten auch baden.«
    »Was?«
    »Na, ihr habt doch eine Badewanne.«
    »Ja, scho n …«
    »Meinst du, das Wasser im Boiler reicht für eine Wanne?«
    »J a … bestimm t …«
    »Oh, lass uns baden!«
    »Wie? Zusammen?«
    »Na wieso denn nicht? Groß genug ist eure Wanne doch.«
    »Ja, abe r …«
    »Schämst du dich?«
    »Quatsch.«
    »Oder kannst du nicht schwimmen?«
    »Haha.«
    »Oder hast du keine Lust?«
    »Doc h … scho n … ic h …«
    »Dann lass ich Wasser ein, ja?«
    »O…okay.«
    Ich hörte, wie Mila ins Bad ging und den Wasserhahn aufdrehte.
    »Darf ich mir ein Handtuch nehmen?«, rief sie.
    »Klar. Nimm dir, was du brauchst.« Ich rührte mich nicht vom Fleck. Ich beugte mich über das kleine, trübe Fenster im Ofen. Die Kohlen fingen an zu glühen. Genau wie meine Wangen.
    Irgendwann verebbte das Rauschen des Wasserhahns. Ich hörte ein Plätschern und wartete einen Moment, dann war es still. Der Duft nach Aprikose wehte über den Flur. Als ich ins Bad kam, saß Mila schon in der Wanne. Ihr Kopf lugte aus einem Riesenberg Schaum hervor, ihr langes schwarzes Haar hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden.
    »Noch besser als Kirschen«, seufzte sie wohlig, ließ sich bis zum Kinn ins Wasser gleiten und schloss die Augen.
    Ich zögerte kurz. Dann wandte ich mich ab, zog mich rasch aus und drehte mich um. Mila hatte die Augen immer noch geschlossen. Ich ging auf Zehenspitzen zur Wanne und tauchte die Finger hinein. Das Wasser war weich und warm. Ohne die Augen zu öffnen, zog Mila die Beine an, um mir Platz zu machen. Vielleicht konnte sie ja wirklich Gedanken lesen.
    Ich stieg ins Wasser, das sich an meinen kalten Beinen heiß anfühlte, und ließ mich in die duftenden Türme aus Schaum sinken. Es war herrlich. Ein Wolkenpalast aus Aprikose.
    Als ich mich hinsetzte, berührte ich Mila mit meinem Bein. Ich zuckte zurück. Ein Schauer überlief mich. Mila schien das gar nicht zu kümmern. Sie ließ ihre Hände langsam durch das Wasser gleiten und betupfte sich mit kleinen Bergen aus Schaum. Es war unmöglich, sie nicht zu berühren. Also ließ ich es geschehen und lehnte mein Bein vorsichtig gegen ihren Oberschenkel. Ihre Haut war ganz glatt.
    Ich betrachtete ihr fein geschnittenes Gesicht, ihre sanft geschwungenen Lippen, die sich immer so keck kräuselten, kurz bevor Mila anfing zu lachen. Ihre Wimpern waren nass und ihre Augenlider zuckten, als würde sie träumen.
    Das Kleid aus Schaum bedeckte nur spärlich ihre schmalen Schultern. Um den Hals trug sie ein Lederband. Mein Blick wanderte hinunter. Daran hing ein silbergrauer Anhänger, eine alte Münze. Ich konnte nicht erkennen, was darin eingeprägt war. Mein Blick wanderte weiter. Durch den Schaum konnte ich die Wölbungen ihrer Brüste erahnen. Ich schloss die Augen. Ich wollte sie nicht heimlich ansehen. Vorsichtig lehnte ich mich zurück, damit das Wasser nicht überschwappte. So lagen wir eine Weile da. Ganz still. Der Schaum knisterte.
    »Was ist denn das?«
    Ich öffnete die Augen. Mila hatte sich aufgerichtet und sah mich an. Ihr Schaumkleid war verrutscht. Ihre Brüste waren ganz nackt. Dann beugte sie sich vor und wischte mir mit den Fingerspitzen behutsam den Schaum vom Dekolleté.
    »O h … da s … das ist eine Elfe. Hässlich, ich weiß, ic h …«
    »Mit einem Flügel? Ist sie noch nicht fertig?« Mila legte den Kopf schräg und betrachtete meine Elfe ungeniert. Ich hörte wieder den Schaum knistern, der sich unaufhaltsam auflöste.
    »Doc h … da s … das wa r …«, stammelte ich.
    Ich bekam heiße Wangen, als sie mich so ansah. Vielleicht, weil die Elfe nicht hübsch war, vielleicht, weil Milas Blick auf meiner nackten Haut so kribbelte und ich den Drang verspürte, sie zu

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