Miles Flint 01 - Die Verschollenen
nur, die Dinge nicht noch schlimmer zu machen.«
»Wo ist Ihr Partner? Die Polizeipräsidentin hat mir gesagt, Sie beide hätten sich um die Rev kümmern sollen, bis die Flüchtige geschnappt wird.«
»Er hat sich um sie gekümmert, während ich einen anderen Fall abgeschlossen habe. Jetzt hat er in einer anderen Angelegenheit zu tun, und ich soll auf sie Acht geben. Nur versteht er ein bisschen Rev und ich nicht, und dieser Dolmetscher, den die Präsidentin geschickt hat, ist offen gestanden nutzlos. Er ist jetzt bei ihnen und zieht ängstlich den Kopf ein. Als ich das letzte Mal versucht habe, mit den Rev zu sprechen, hat er mir gegenüber einen furchtbaren Kauderwelsch verzapft.«
»Die Präsidentin hat ihre Entscheidung getroffen«, sagte Gumiela. »Für diese Sache sind Sie beide zuständig.«
DeRicci schüttelte den Kopf. »Die Rev sind nicht kooperationsbereit. Ihre Emotionskragen haben schon die Farbe gewechselt, bevor ich hineingegangen bin.«
»Ich kann mich nicht über die Entscheidungen der Präsidentin hinwegsetzen«, erklärte Gumiela.
»Hören Sie«, sagte DeRicci, »ich weiß, dass ich hier eine Persona non grata bin. Ich habe bei dieser Maakestad Mist gebaut, und das war nur ein Fehltritt in einer ganzen Reihe davon. Aber ich sage Ihnen, dass der Umgang mit den Rev meine Fähigkeiten übersteigt. In diesem Verhörraum sitzt ein ganzer Haufen Rev, die sich anscheinend auch noch gegenseitig aufstacheln.
Ich kann versuchen, mit ihnen zu reden, aber ich weiß einfach nicht, was zum Teufel ich da tue. Wir brauchen einen Diplomaten.«
»DeRicci, ich sagte bereits …«
»Degradieren Sie mich, verhängen Sie eine Geldstrafe über mich, feuern Sie mich, das ist mir egal. Aber tun Sie etwas. Diese Rev hören nicht mehr auf mich oder Miles, und soweit ich weiß, hat bisher niemand Maakestad aufgespürt. Das beschwört ein Problem herauf, das sich zu einem interstellaren Zwischenfall ausweiten kann. Sie können mir die Schuld an allem geben, was schief geht, aber bitte, sorgen Sie dafür, dass es nicht noch schlimmer wird.«
Gumiela legte leicht den Kopf zur Seite, als hätte DeRiccis Ausbruch sie vollkommen überrascht. War ihr denn nicht bewusst, dass DeRicci manchmal auch etwas an ihrem Job lag? Natürlich nicht. Alle hier dachten, DeRicci würde Mist bauen, weil ihr der Job egal war.
Vielleicht käme sie weitaus besser zurecht, wäre er ihr wirklich egal.
»Also schön«, sagte Gumiela nach einem Augenblick. »Ich werde sehen, wen wir bekommen können, und die Person zu Ihnen schicken. Gehen Sie jetzt zurück, um mit den Rev zu sprechen?«
»Ich habe ihnen versprochen, dass ich binnen einer Stunde mit neuen Informationen zurück wäre. Wir sind jetzt …« DeRicci überprüfte ihren Link, »… bei etwa fünfundvierzig Minuten. Ich glaube nicht, dass die sich freuen werden, mich wiederzusehen, aber wenn ich nicht komme, werden sie noch wütender werden. Sollten Sie also vorher einen Diplomaten hinschicken können, wären wir alle besser dran.«
»Ich tue mein Bestes«, sagte Gumiela und erhob sich von ihrem Schreibtisch. »Inzwischen suchen Sie die Frau. Wenn wir sie wieder in Gewahrsam haben, sind all unsere Probleme gelöst.«
Drei verschiedene Nachrichten und eine Diskussion über den Link waren notwendig, bis es Flint gelungen war, Stadtsyndikus Reese aufzutreiben. Er war im Hafen und beendete soeben seine Verhandlungen mit den Wygnin im Wilder-Fall.
Dort wollte Flint zuerst hin. Ganz sicher wollte er die Wygnin nicht sehen, aber er musste mit Reese sprechen, ehe er alles in Gang setzte.
Flint traf vor dem Besprechungsraum gleich neben der Zollstelle ein. Dies war der schönste Abschnitt des Hafens. Die Wände bestanden aus einem schimmernden schwarzen Material, dass ganz nach Belieben Farbe und Struktur ändern konnte. Auch der Teppichboden war veränderlich und gehorchte den Präferenzen der jeweiligen Gruppen, die sich in dem Besprechungszimmer zusammenfanden.
Nur der Konferenztisch blieb immer gleich. Er war vor mehreren hundert Jahren auf der Erde angefertigt worden und hatte in einer berühmten Bücherei gestanden. Er bestand aus massivem Holz, hatte Klauenfüße und kunstvolle Messingbeschläge.
Die passenden Stühle standen in willkürlichen Positionen im Raum, als wären die Leute gerade erst aufgestanden und hätten vergessen, sie wieder an ihren Platz zu stellen.
Eine andere Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raums stand noch offen. Sie führte in die gesperrten
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