Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
vielleicht auch mehr denn je. Sie wusste es nicht.
    Und es war auch egal. Ihre Leute hatten versucht, sie nach Hause zu schicken. Eine Weile hatte sie gedacht, sie müsse mit ihnen gehen, sie verhätscheln und glauben machen, dass mit ihr alles in Ordnung sei.
    Ihre Lüge bezüglich des Aufstands – war das eine Lüge? Sie war schließlich dort gewesen, und dort war auch das Blut an ihre Wangen gekommen – hatte ihre Mitarbeiter davon überzeugt, dass sie unter Schock stand oder zumindest nicht mehr klar denken konnte, obwohl sie tatsächlich so klar dachte wie schon lange nicht mehr.
    Hätte sie nicht so klar gedacht, dann wäre sie nicht imstande gewesen, ihr ganzes Restaurant binnen einer Nacht umzustrukturieren. Eine lange Nacht, aber auch eine wichtige.
    Nun blieben ihr nur noch ein paar Dinge zu tun.
    Zuerst musste sie dafür sorgen, dass jeder erfuhr, was passiert war. Sie wollte alle wissen lassen, dass das die Gefahr war, der sich die Allianz auslieferte, wenn die derzeitige Regierung von Etae aufgenommen werden würde. Sie wollte Anatolya Döbryn aufhalten, und das war die beste Möglichkeit, es zu tun.
    Nitara war erst gestern durch all die Medienberichte über ihren neuen Plan gestolpert. Die Schuld sollte den Etaern zugeschrieben werden, denen, die derzeit an der Macht waren. Ein paar wurden vermisst – die »Terroristen«, wie man sie nannte.
    Was für ein kleines Wort für all die Gräuel, die diese Leute anderen angetan hatten. Terror war endlich, eine Erinnerung, die irgendwann erlosch.
    Was Nitara über sich selbst in den letzten paar Wochen erfahren hatte, war, dass manche Dinge niemals endeten. Sie wurden lediglich vergraben, um später wieder an die Oberfläche zu treten, wenn sie sich nicht länger unterdrücken ließen.
    Ihre Familie war tot, lebte nur noch in ihrem Herzen. Allein die Tatsache, dass sie Teil einer Regierung gewesen waren, die Döbryn vernichtet hatte, bedeutete nicht, dass auch sie hätten vernichtet werden müssen. Aber so war es geschehen.
    Und sie hatte überlebt – also konnte sie Vergeltung üben.
    Nitara ging in den Hauptgastraum des Restaurants – das Licht war gedämpft, die Fenster verhängt, die Tür verschlossen – und trat an ihren öffentlichen Link. Irgendwann würden sie wohl herausfinden, woher die Botschaft gekommen war, aber das würde nichts ändern. Jeder konnte eine Botschaft über einen öffentlichen Link senden.
    Die ganze Nacht über hatte Nitara an der Formulierung gefeilt. Nun tippte sie ihre Nachricht, statt sie zu sprechen, und ließ die Videoaufzeichnung ausgeschaltet. Dann versah sie die Botschaft mit einer zeitlichen Festlegung, die dafür sorgte, dass sie erst in einer Stunde ausgeliefert werden würde.
    Gesendet wurde sie sofort, aber die Empfänger würden erst in einer Stunde erfahren, dass sie eine Nachricht erhalten hatten. Nitara liebte die moderne Technik.
    Moderne Technik war ihr nun eine große Hilfe.
    Sie kehrte in die Küche zurück – oder in das, was von ihrer Küche übrig geblieben war – und atmete einmal tief durch. Dann kletterte sie auf die Stühle, die sie neben ihrem Lieblingsherd aufgebaut hatte, und griff zu dem Feuerzeug, das sie weit oben auf einem Sparren deponiert hatte.
    Für einen Moment studierte sie das Feuerzeug. Es hatte einen langen Griff und war mit Verzierungen versehen, eines jener Dinge, die sie auf ihren vielen beruflichen Reisen zur Erde gekauft hatte. Jeder Küchenchef braucht ein Feuerzeug, hatte einer ihrer Ausbilder gesagt. Die Gäste lieben dramatische Serviermethoden.
    Damals hatte Nitara gelernt, dass nichts die Aufmerksamkeit so fesseln konnte wie Dramatik.
    Sie umklammerte das Feuerzeug mit der rechten Hand, wartete auf ein Gefühl des Bedauerns, der Schuld, wartete auf den Moment, in dem sie ihren Entschluss revidieren und wieder die Nitara Nicolae werden würde, die jedem in Armstrong ein Begriff war.
    Aber dieser Moment trat nie ein. Und nachdem Nitara gute fünf Minuten gewartet hatte, streckte sie den Arm aus, sodass das Feuerzeug ganz in der Nähe des Treibstoffs war, den sie so freigiebig über all die leicht entflammbaren Dinge in ihrer Küche verteilt hatte, und ließ den Daumen herabschnellen.
    Zuerst sah die Flamme so klein aus, so kraftlos. Eine winzige Seele, allein in der Dunkelheit.
    Dann wurde sie größer, wanderte über den Treibstoff, bis irgendetwas sich entzündete und Funken versprühte wie ein Scheiterhaufen.
    So wunderschön. So destruktiv. So

Weitere Kostenlose Bücher