Miles Flint 03 - Die Tödlichen
und die heruntergeladenen Daten mehr als genug waren. Restrepo hingegen misstraute dem ewigen Datenfluss; daher pflegte sie stets all ihre Links mit Ausnahme der Notfalllinks abzuschalten, wenn sie mit anderen in Interaktion trat.
Kreise überlegte, dass sie sich vermutlich ebenso verhalten sollte. Immerhin hatte Restrepo eine um Jahrzehnte größere Erfahrung auf dem diplomatischen Parkett als Kreise. Restrepo repräsentierte den Jupiter und seine Monde, aber zu Beginn ihrer Laufbahn war sie als Nachwuchsattaché auf dem Mars tätig gewesen, kurz bevor die Disty den Planeten übernommen hatten.
»Wenn wir uns wirklich zusammensetzen wollen«, sagte Restrepo nun, »sollten wir vielleicht einen Kompromiss schließen und Döbryns Schiff als Tagungsort wählen. Dann brauchen ihre Leute die Freigabe durch Armstrong nicht mehr.«
Kreise faltete die Hände und legte sie auf die Tischplatte. »Ich traue den Etaern nicht.«
»Der Krieg ist seit mehr als einem Jahrzehnt vorbei«, gab Restrepo zurück.
»Auf Etae.« Kreise achtete darauf, in ruhigem Ton zu sprechen. »Aber es hat überall im bekannten Universum verdächtige Todesfälle gegeben, die alle einen Bezug zu Etae hatten.«
Restrepo zuckte mit den Schultern. »Solche Dinge geschehen bei vielen Allianzmitgliedern, und manche davon gehören der Allianz schon sehr lange an. Wenn Sie das zum Standard erklären, ist nicht einmal die Erde vor Verurteilung gefeit. Jahrhundertealte religiöse und kulturelle Misshelligkeiten, die ihren Anfang auf der Erde genommen haben, wirken sich noch heute in abseits gelegenen Kolonien aus.«
Dieses Argument hatte Kreise schon früher gehört, und sie konnte es nicht ausstehen. Sie würdigte es nicht einmal einer Antwort. »Die Hafenbehörde würde uns nicht gestatten, an Bord dieses Schiffs zu gehen. Wenn die Insassen des Schiffs im Hafen nicht willkommen sind, ist es tatsächlich niemandem in der Stadt gestattet, seinerseits an Bord zu gehen.«
»Was vermutlich nur für die Bewohner von Armstrong gilt, nicht aber für uns«, entgegnete Restrepo. »Mir gefallen die Spielchen nicht, die diese Stadt treibt. Diese Provinzpolitiker haben keine Ahnung, was sie damit alles verpfuschen.«
Die Tür am Ende der großen Halle wurde geöffnet, was Kreise davor bewahrte, antworten zu müssen. Uzval, die Repräsentantin der Peyti, trat über die Schwelle und blieb sogleich wieder stehen. Ihre drei langen Finger schlossen sich schlangenartig um den Rand des Türblatts. Sie schien mit jemandem zu sprechen, der sich jenseits der Tür befand, aber Kreise konnte nicht erkennen, mit wem.
Das war eines der vielen Probleme, die sich durch die Anwesenheit eines Peyti in diesem Führungsgremium ergaben. Ihre Konversation war leise, was zum Teil an den Atemmasken lag, die sie um ihres Überlebens willen in jeder mit Sauerstoff angereicherten Atmosphäre tragen mussten.
Uzval nickte einmal, ließ die Tür los und durchquerte den Raum. Ihre durchschimmernde Haut fing das Sonnenlicht ein, sodass sie von innen zu glühen schien. Der Anblick war so aufsehenerregend, dass Kreise sie unwillkürlich anstarrte, als hätte sie sie noch nie gesehen. Normalerweise sah die Haut der Peyti grau aus, aber der direkte Sonnenschein ließ sie höchst lebendig wirken.
»Wow«, sagte Restrepo. »Sie sehen atemberaubend aus.«
Uzval nickte anerkennend, und als sie näher trat, stellte sich heraus, dass durch das direkte Sonnenlicht auch die Körperflüssigkeiten phosphoreszierten, die unter ihrer Haut zirkulierten.
»Es tut mir gut. Es ist besser für mich als von Menschen gemachtes Licht.« Uzval bog sich in der Körpermitte und faltete sich zu einem Drittel ihrer Größe, um sich auf den Stuhl zu setzen. Dort richtete sie sich wieder auf, eine widernatürliche Haltung für eine Peyti, die sie sich jedoch durch den Kontakt mit Menschen angeeignet hatten. »Die anderen fehlen, wie ich sehe.«
»Sie werden bald hier sein«, sagte Kreise.
»Vielleicht boykottieren sie die Konferenz aus Protest gegen die Behandlung der Repräsentantin von Etae«, gab Uzval zu bedenken.
»Dann werde ich diese ganze Konferenz absagen.« Kreise interessierte es nicht, ob dieser Satz ihre wahren Gefühle offenbarte oder nicht. Unzivilisiertes Benehmen würde sie innerhalb des Komitees auf keinen Fall dulden.
»Diese Besprechung wird nicht leicht werden, ganz gleich, ob die Etae’sche Gesandte zu uns spricht oder nicht«, sagte Uzval. »Ich denke nicht, dass wir unsere Differenzen
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