Mini Shopaholic: Band 6
beeindruckt sein. Gerade will ich Suze meine tolle Idee unterbreiten, als Reverend Parkers Stimme laut wird.
»Wären vielleicht alle so nett, sich einen Platz zu suchen?« Er schiebt uns zu den Kirchenbänken. »Wir könnten dann anfangen.«
Anfangen? Schon?
Besorgt zupfe ich an seiner weißen Robe, als er vorüberraschelt. »Äh, Luke ist noch nicht da. Wenn wir es vielleicht noch etwas länger hinauszögern könnten ... «
»Meine Liebe, wir haben es bereits zwanzig Minuten hinausgezögert.« Reverend Parkers Lächeln wirkt ein wenig frostig. »Wenn Ihr Mann es nicht schaffen kann ...«
»Selbstverständlich kann er es schaffen!« Fast bin ich ein wenig verletzt. »Er ist unterwegs. Er wird schon kommen ...«
»Meeeeeeiiiiiinnnn!« Ein hohes, freudiges Quieken geht durch die Kirche, und ich erstarre vor Schreck. Mein Kopf fahrt zum Altar herum, und mein Magen scheint mir in die Kniekehlen zu sacken.
Minnie ist über das kleine Geländer geklettert, steht direkt vor dem Altar, stellt alle Handtaschen auf den Kopf und schüttet deren Inhalt aus. Hinter mir höre ich Mums Freundinnen japsen, als sie sehen, wie ihre Habe über den Boden kullert.
»Minnie!«, schreie ich und wetze den Mittelgang hinauf. »LASS DAS!«
»Meeiiin!« Fröhlich schüttelt sie eine Burberry-Schultertasche, und eine Kaskade von Münzen rieselt daraus hervor. Der ganze Altar liegt voller Taschen und Geld und Make-up-Döschen und Lippenstifte und Haarbürsten.
»Das soll hier deine Taufe werden!«, fauche ich in Minnies Ohr. »Du solltest dich von deiner besten Seite zeigen! Sonst kriegst du nie im Leben ein Geschwisterchen!«
Minnie zeigt keinerlei Reue, nicht einmal als Mums Freundinnen eintreffen, ihrer Empörung Ausdruck verleihen, missbilligend die Köpfe schütteln und ihre Taschen und das Geld einsammeln.
Positiv daran ist, dass das Chaos wenigstens den Ablauf hinauszögert. Dennoch treibt Reverend Parker bald schon alle in die Kirchenbänke.
»Wenn sich jetzt bitte alle setzen würden. Wir müssen wirklich anfangen ... «
»Was ist mit Luke?«, flüstert Mum bedrückt, als sie Platz nimmt. »Er wird schon noch kommen«, sage ich und gebe mir Mühe, zuversichtlich zu klingen. Ich muss nur alles etwas in die Länge ziehen. Bestimmt gibt es reichlich Gebete und Ansprachen. Es wird schon klappen.
Okay. Ich werde an den Erzbischof von Canterbury schreiben. Meiner Meinung nach sind Taufen viel, viel zu kurz.
Wir sitzen alle in den vorderen Reihen der Kirche. Es gab ungefähr zwei Gebete und ein paar kurze Sprüche, dass man dem Bösen entsagen soll. Gemeinsam haben wir ein Lied gesungen, und Minnie hat die Zeit damit verbracht, zwei Liederbücher zu zerfetzen. (Anders war sie nicht ruhigzustellen. Ich werde der Kirche etwas Geld spenden.) Und dann plötzlich bittet uns Reverend Parker, uns um den Taufstein zu versammeln, und ich gerate in Panik.
Wir dürfen noch nicht mit dem Wasserspritzen anfangen. Ich werde nicht zulassen, dass Luke den großen Moment verpasst.
Weit und breit ist nichts von ihm zu sehen. Er antwortet auf keine meiner SMS. Ich hoffe nur, dass er sein Handy abgestellt hat, weil es die Hubschrauberinstrumente stören würde. Ich mache einen langen Hals und lausche, ob ich draußen etwas flattern höre.
»Minnie?« Reverend Parker lächelt sie an. »Bist du bereit?«
»Moment!«, rufe ich verzweifelt, als die Leute schon aufstehen. »Vor der eigentlichen Taufe ... äh ... aus gegebenem Anlass möchte Minnies Patentante Susan Cleath-Stuart ein Gedicht aufsagen. Stimmt‘s, Suze?«
Suze fährt auf ihrem Platz herum und flüstert: » was?«
»Bitte, Suze!«, zische ich zurück. »Ich muss irgendwie Zeit schinden, sonst verpasst Luke noch alles!«
»Ich kenne überhaupt keine Gedichte!«, murmelt sie, als sie aufsteht. »Lies einfach irgendwas aus dem Liederbuch vor! Irgendwas Langes!«, Suze verdreht die Augen, nimmt ein Liederbuch und geht nach vorn. Dort lächelt sie in die Runde.
»Ich möchte gern etwas vorlesen ... » Sie schlägt das Buch auf und blättert herum. »Drei Könige Sind Wir.« Sie räuspert sich. »Drei Könige aus dem Morgenland sind wir und bringen Gaben aus der Ferne dir ... «
Suze ist einfach die Größte. Sie liest im Schneckentempo und wiederholt jeden Refrain zweimal.
»Sehr schön.« Reverend Parker unterdrückt ein Gähnen. »Und nun, wenn Sie sich bitte um den Taufstein ... «
»Moment!« Ich rotiere auf meinem Platz herum. »Äh, Minnies Patenonkel Danny Kovitz wird nun
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