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Mira und der weiße Drache (German Edition)

Mira und der weiße Drache (German Edition)

Titel: Mira und der weiße Drache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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wohlbekannte Stimme in ihrem Kopf. Kurz darauf ertönte ein Miauen, das von der anderen Seite des Raumes kam.
    »Bin ich froh, dass ich dich gefunden habe«, sagte Mira erleichtert und versuchte sich in der Dunkelheit langsam nach vorne zu tasten. Mit dem Schienbein stieß sie gegen große metallene Gegenstände, die leise schepperten. »Mach nicht so einen Krach!«, sagte Miranda, deren Stimme nun schon etwas näher klang. Mira ertastete an ihrer rechten Seite ein Regal und stieß mit den Fingerspitzen gegen einen kleinen, kalten Gegenstand. War das ein Schlüssel? Ohne viel nachzudenken, steckte sie ihn in ihre Hosentasche. Schließlich stolperte sie über einen Käfig. »Hier bin ich! Hilf mir raus!«, rief Miranda.
    In diesem Moment ging das Licht an. Mira blinzelte. Sie befand sich in einem Keller, der vollgestellt war mit allerlei seltsamen Geräten und Instrumenten.
    »Willkommen, Mira. Eigentlich hatte ich dich früher erwartet«, sagte eine kalte Stimme und Mira drehte sich erschrocken um.
    Über ihr, auf den Treppenstufen, die zur Wohnung hinaufführten, stand die schwarze Hexe.

17. Kapitel
    oder warum man mit schwarzen Zauberern nicht diskutieren sollte
    Mira wusste nicht, wie lange sie so dastanden. Der Keller roch modrig und an den Wänden bemerkte sie graue Spuren von Schimmel. Die schwarze Hexe stand an der Treppe, und der Schein der runden Lampe hinter ihr strahlte über ihrem Kopf, sodass ihre dunklen Haare an den Rändern weiß schimmerten. Hinter ihr tauchte Xenia auf. Sie schaute verdattert von dem Käfig mit der struppigen Katze zu Mira. »Ich, ich weiß auch nicht, wie sie hier hereinkommen konnte«, stotterte sie und duckte sich unter dem frostigen Blick der Hexe ängstlich weg. Dann warf sie einen bösen Blick auf Mira.
    »Gut, dass ich noch andere Sicherheitsvorkehrungen getroffen habe«, sagte die schwarze Hexe und seufzte. »Schade nur, dass man sich hier auf niemanden verlassen kann.« »Aber ich ...«, stammelte Xenia. Die Hexe winkte gelangweilt ab.
    »Mira, du kommst mit mir nach oben, ich will mich ein bisschen mit dir unterhalten!« Die Hexe blickte Mira an und bedeutete ihr, ihr zu folgen. Mira schluckte. Worüber wollte sich die schwarze Hexe mit ihr bloß unterhalten? Wusste sie etwa von dem Spruch? Sie drehte sich zur Katze im Käfig um. »Mach dir um mich keine Sorgen!«, hörte sie Mirandas Stimme, die allerdings alles andere als überzeugend klang.
    Mit einem flauen Gefühl im Magen stolperte Mira hinter der schwarzen Hexe die Treppe hinauf.
    Im Erdgeschoss konnte sie durch die halb geschlossene Tür einen großen Raum erkennen, in dem goldglänzende Geräte standen. Blitzende Zahnräder schoben sich ineinander und aus dem Raum ertönte ein seltsames Surren und Singen. Gerne hätte Mira einen Blick in den geheimnisvollen Raum geworfen, doch die Hexe stieg schnell weiter die schmalen, weißen Stufen nach oben. Die Zimmer im ersten Stock waren düster und mit einer Unmenge von Büchern vollgestopft. Zwischen zwei schweren Holzregalen führte eine noch schmälere Stiege in die Dachkammer, und als Mira durch eine enge Tür das Zimmer betrat, erkannte sie gleich den Raum wieder, den sie schon in Hippolyts Kugel gesehen hatte. In Wirklichkeit war die Kammer allerdings kleiner und dunkler. Ein wenig Mondlicht fiel durch die gekippte Dachluke, und schräg gegenüber warf das kleine Feuerchen, das im Kamin brannte, flackernde Schatten an die dunklen Wände. Über dem Kamin hing der große, alte Spiegel, durch den Mira Miranda gesehen hatte. Mira betrachtete für einen Moment in dem fleckigen Glas ihr Ebenbild. Sie sah klein und verschreckt aus. Und – nur einen kurzen Wimpernschlag lang – fühlte sie sich durch den Spiegel beobachtet. Konnte sie jemand sehen?
    Die Hexe ging indessen zu dem schweren Schreibtisch aus Ebenholz, der sich unter der Dachluke befand, und knipste die Lampe an. Mira entfuhr ein kleiner Ausruf des Erstaunens. Auf dem Schreibtisch stand ein großer Briefbeschwerer (ein in Glas eingeschlossener toter Schmetterling, wie sie unbehaglich bemerkte), und an diesen lehnte lässig, inmitten einer Unmenge kleiner, glänzender Visitenkarten, das elegante Silbermännchen. Sein blaues Licht ergoss sich über die blank polierte Schreibtischplatte und es blickte in ein aufgeschlagenes Buch. Es hob kurz den Kopf, musterte Mira mit einem hochnäsigen Ausdruck im Gesicht und wandte sich dann wieder den Seiten zu, ohne Mira zu grüßen oder auch nur eines weiteren Blickes zu

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