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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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gehört.
    »Ein Raubtier!!! Ein Leopard!!! Hi-iiilfe!«, kreischte Marietta und zeigte mit zitternden Fingern auf den Luchs. Sie stand da, unfähig sich zu rühren, während ihre Anhängerinnen mittlerweile alle das Weite gesucht hatten.
    Mira stellte sich neben den Luchs und grinste. »Du musst dich nicht fürchten, das ist ein Luchs! Und außerdem ist er mein Freund.«
    Marietta wimmerte immer noch. »Er wird mich zerfleischen.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Mira trocken. »Er ist ... eigentlich harmlos.«
    »Harmlos?«, hörte sie Rabeus’ entrüstete Stimme. »Spinnst du?«
    Und um zu beweisen, wie unrecht sie hatte, begann der Luchs wild zu fauchen.
    In diesem Moment löste sich die Starre aus Mariettas Gliedern. Sie warf noch einen entsetzten Blick auf Mira und denLuchs, dann packte sie ihr Einrad und radelte in großen Schlingerbewegungen von dannen. Neben ihr flatterte noch eine Weile die Amsel her und setzte dann einen gezielten Gruß auf den Reifen. Marietta bog mit einem kreischenden »Iiiiiiiiii« hinter den Garagenhäuschen ab.

    Was nun geschah, hatte Mira zwar schon ein paar Mal erlebt, aber es versetzte sie immer noch in atemloses Staunen. Der Luchs hüpfte auf die Tischtennisplatte, schlich sich dann in den Schatten des großen Ahornbaums und schüttelte sich. Sein Fell sträubte sich, und plötzlich saß da ein magerer Junge mit schwarzen Haaren und einer silbernen Strähne. »Rabeus!«, rief Mira glücklich und umarmte ihn. Kurz darauf hörte sie ein Flattern über sich. Sie blickte hoch und sah die Amsel, die von Mariettas Verfolgung zurückkehrte. Der Vogel setzte sich auf die Platte, plusterte sich auf – und war: Miranda! Mira spürte, wie ihre Augen feucht wurden, und wischte sich schnell mit dem Handrücken darüber. Dann drückte sie Miranda heftig.
    »Hey!«, rief die lachend und deutete hinter die Garagenhäuschen. »Sind das etwa deine neuen Freunde?« Mira lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Aber immerhin – tolle Sonnenbrille!« Rabeus grinste.
    »Und tolles Rad!«, ergänzte Miranda.
    »Wie kommt ihr denn hierher?«, fragte Mira noch ganz benommen.
    »Na, ich habe die Vogelpfeife gehört«, erwiderte Miranda und deutete auf den silbernen Anhänger an Miras Kette.
    »Die Vogelpfeife?« Jetzt begann es Mira zu dämmern. »Du meinst, ich kann dich mit der Pfeife rufen?«
    »Was glaubst du denn, warum ich sie dir geschenkt habe?« Miranda sah Mira kopfschüttelnd an.
    »Ich dachte, in der Dose wäre ein Wurm!«, gestand Mira.
    Miranda stöhnte und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »Ein Wurm? Wie kannst du nur denken, dass ich dir einen Wurm schenke? Mann!« Miranda lachte, wobei Mira die Lücke zwischen ihren Vorderzähnen sehen konnte. »Wenn man in einen Vogel verwandelt ist, kann man die Pfeife hören. Wir folgen ihrem Klang und können dann denjenigen finden, der sie gespielt hat.«
    Mira nickte und nahm die kleine silberne Pfeife in die Hand und blies noch einmal hinein. »Aber man hört gar nichts!«
    Miranda verdrehte die Augen. »Ein Vogel aber schon.«
    Rabeus blickte Mira ernst an: »Du solltest das nur tun, wenn du in Gefahr bist! Der nächste Vogel in der Nähe wird dann zu dir kommen.«
    »Gut, dass ihr in der Nähe wart!«, rief Mira.
    »Das waren wir oft.« Miranda sah Mira lange an. »Wir haben immer gehofft, dass du zurückkommst. Aber nie haben wir die Pfeife gehört. Und auch keiner der Vögel in der Stadt hat von ihr berichtet. Ich habe schon gedacht, du hast uns vergessen.«
    Mira schüttelte den Kopf. »Das habe ich von euch auch gedacht«, erwiderte sie leise. Dann musste sie sich räuspern, weil ihr ein dicker Kloß im Hals steckte.
    »Und dann habe ich geglaubt, ich hätte alles nur geträumt.«
    »Das hast du sicher nicht!« Miranda stieß sie mit ihrem knochigen Ellenbogen in die Seite, was ziemlich wehtat.
    Nein, dies war nun wirklich kein Traum.
    Wie froh sie war, ihre Freunde wiederzusehen! Miranda sah aus wie früher, die feuerroten Haare hingen ihr wild und strähnig ins Gesicht, und ihre ganze Gestalt schien in der Zeit, in der Mira sie nicht gesehen hatte, noch knochiger und dünner geworden zu sein. Doch da war etwas in ihren Augen, das Mira nicht kannte. Ein eigenartig gehetzter Ausdruck, gemischt mit Angst. Auch Rabeus neben ihr wirkte sehr still.
    Seine Augen suchten den Horizont ab. »Wir sollten uns verstecken. Ich glaube, ich habe vorhin einen Sperber gesehen.«
    »Ich habe gehört, dass immer mehr Zauberer verschwinden«,

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