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Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)

Titel: Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Ruile
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auf das Bett, das mit einer gehäkelten Tagesdecke überzogen war.
    Miras alte Bekannte, zwei große steife Puppen, die auf dem Schrank thronten, sahen ihr dabei zu, wie sie die Kleidungsstapel vom Koffer in die Schrankfächer stopfte.
    Ganz unten im Koffer hatte sie die Dose und die Karte des Silbermännchens versteckt. Und gerade, als sie beides im Schrank zwischen raschelndem Papier und einem Bündel Socken verstecken wollte, sah sie, wie es auf der Karte kurz aufblitzte.
    Die Buchstaben! Sie leuchteten schwach, aber doch deutlich sichtbar. Mira hielt den Atem an. Tatsächlich. Lies mich!, stand da und Miras Herz tat einen Sprung. Das Silbermännchen! Jetzt, da die Buchstaben wieder sichtbar waren, konnte sie es rufen.
    Sie setzte sich auf das Bett und legte die Dose und die Karte auf das Nachttischchen neben dem goldenen Standspiegel.»Lies mich«, flüsterte sie leise und blies dann ganz sachte auf die Karte. Nun strahlten die Buchstaben, und aus dem blauen Leuchten, das über der Karte flimmerte, formte sich ganz allmählich ein Männchen. Es schimmerte hell und silbern und zu Miras allergrößter Überraschung hatte es diesmal keinen Anzug an. Es trug eine Jeans, darüber ein Hemd und eine Schiebermütze. Die lüpfte es jetzt und verbeugte sich.
    »Das wurde nun auch langsam Zeit«, sagte es statt einer Begrüßung.
    Mira freute sich so sehr, das Männchen zu sehen, dass ihr der missbilligende Unterton entging. »Wie geht es Ihnen? Ich habe Sie schon so vermisst«
    »Tatsächlich? Ich habe die ganze Zeit gedichtet. Eigentlich habe ich mich schon gewundert, warum du dich nicht zwischendrin nach dem Stand meiner Geschichte erkundigst.« Es sah sie ein wenig beleidigt an. »Oh!«, sagte Mira.
    Die Geschichte. Mira hatte dem Silbermännchen aufgetragen, eine Geschichte zu erzählen. Doch daran hatte sie schon lange nicht mehr gedacht.
    »Die Buchstaben haben ja nie aufgeleuchtet«, versuchte sie sich zu rechtfertigen.
    »Ich habe sie öfter erscheinen lassen, aber wenn du die Karte an einen dunklen Ort legst, kannst du sie ja nicht sehen«, erwiderte der Silbermann und setzte sich wieder die Schiebermütze auf. Er sah wirklich ganz anders aus. »Wo haben Sie denn Ihren Anzug gelassen?«, fragte Mira.
    »Ich kleide mich stets passend zu meinem Auftrag«, erwiderte das Silbermännchen. »Bisher habe ich mich immer in der Geschäftswelt bewegt. Jetzt bin ich ja eher ...«, es zögerte ein wenig und sein Gesicht wurde ein bisschen blau. »Jetzt bin ich Künstler. Deinem Auftrag gemäß.«
    »Ach so!«, sagte Mira.
    »Und?«, fragte das Silbermännchen. »Du bist sicher schon ganz neugierig?« Es sah Mira erwartungsvoll an.
    »Ja, schon«, stotterte Mira. Das Silbermännchen trat von einem Bein auf das andere. »Ich muss dir gestehen, sie ist noch nicht ganz fertig. Du musst wissen, dass ich noch nicht recht weiß, wie die Geschichte ausgeht. Und nichts ist so wichtig wie ein guter Schluss! Ich könnte dir allerdings eine kurze Zusammenfassung geben, wenn du möchtest.« Das Silbermännchen blickte zu Boden und wieder nahm sein Gesicht diese eigentümlich blaue Farbe an. »Es ist eine Liebesgeschichte ...« Verlegen zeichnete es mit seiner schimmernden Fußspitze Kreise auf die Marmorplatte des Nachttischchens.
    »Eine Liebesgeschichte«, dachte Mira im Stillen. »Hoffentlich wird sie nicht allzu langweilig.« Aber laut sagte sie: »Ich bin schon sehr gespannt!«
    Schnell sah sie auf den großen Radiowecker und überlegte, wann ihre Tante hochkäme, um nachzuforschen, ob sie hier wieder irgendwelchen Unsinn anstellte. Das Silbermännchen bemerkte Miras flüchtigen Blick. »Ich kann auch ein andermal wiederkommen«, sagte es eingeschnappt. Mira schluckte. »Das ist vielleicht besser. Meine Tante ...«
    Das Silbermännchen nahm nun seine Mütze und knetete sie in seinen weiß schimmernden Händen. »Ich habe schon verstanden! Wenn du Besseres zu tun hast, als mir zuzuhören ...« Es setzte nun die Mütze umständlich auf. »... dann ziehe ich es vor, wieder zu verschwinden.«
    Es verbeugte sich noch einmal, warf Mira einen enttäuschten Blick zu und wollte gerade wieder mit einem silbernen Aufblitzen in der Karte verschwinden, als Mira es jäh unterbrach. »Warten Sie!«
    Das Silbermännchen, das schon ganz durchsichtig und unscharf geworden war, bekam wieder Konturen und gewann an Farbe. »Was ist denn noch?«
    »Wissen Sie vielleicht, wie ich meine Freunde wiederfinden kann?«
    »Du meinst dieses ungehobelte

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