Mira und die verwunschenen Kugeln (German Edition)
Was macht ihr hier auf dem Rummel, wo euch jeder sehen kann?«
»Wir suchen hier nach etwas, das vielleicht allen weißen Zauberern helfen kann!«, erklärte Miranda.
»Eine Kugel, mit der man in die Zukunft sieht!«, fügte Rabeus hinzu.
»Und eine Frau, die diese Kugel besitzt. Ihr Zelt müsste dort sein, wo ihr die Musik gespielt habt.«
Corrado schüttelte den Kopf. »Ein Zelt, dort am Eingang?« Er überlegte kurz und kratzte sich am Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Bis auf uns ist da eigentlich niemand.«
Mira biss sich auf die Lippe.
Sie hatte nun zwar die Musik gefunden, aber auch die führte sie nicht zu der Kugel. Miranda und Rabeus blickten sie enttäuscht an.
»Vielleicht hast du dich aber auch getäuscht«, sagte Miranda. »Und es war gar nicht die richtige Musik.«
Mira zuckte mit den Schultern. Corrados Besitzer, der Mann mit dem wehenden Umhang, kam auf sie zu. Er schob den Leierkasten vor sich her und sah sich nach seinem Affen um.
»Steht ihr eigentlich immer auf dem Platz da hinten?«, fragte Mira schnell.
»Oh nein!«, rief Corrado gepresst. »Am Morgen sind wir meistens neben dem Stand mit der Zuckerwatte und am Nachmittag hier beim Riesenrad. Aber jetzt müsst ihr mich entschuldigen!« Er sprang hinter dem Kassenschild hervor, machte zwei Purzelbäume und landete elegant auf dem Leierkasten, der gerade unter ihm stand. Der Mann mit dem Umhang starrte ihn böse an und schob – Verwünschungen murmelnd – seinen Leierkasten weiter.
»Macht’s gut«, rief der Affe den Kindern hinterher, als er auf dem holpernden Leierkasten entschwand. »Und passt auf euch auf!«
Mira winkte Corrado zu und erntete einen finsteren Blick von dem Mann, der es nun eilig hatte, in der Menge zu verschwinden.
»Habt ihr das gehört?« Mira sah ihre Freunde triumphierend an.
»Nachmittags steht der Leierkasten vor dem Riesenrad!«
»Na und?«, fragte Miranda.
»Tante Lisbeth hat erzählt, dass die Frau immer um viertel nach drei mit ihr gesprochen hat, also muss die Frau mit der Kugel hier in der Nähe des Riesenrads sein.«
»Aber hier haben wir uns doch schon umgesehen!«, sagte Miranda.
»Vielleicht haben wir ja was übersehen.« Rabeus drehte sich um.
Hinter ihnen war eine große Schießbude, neben ihnen ein Kasperletheater. Dann gab es einen Stand mit Würstchen, die zischend in heißem Fett brutzelten. Aber da, hinter dem Würstchenstand, war doch noch ein Zelt. Es war ziemlich klein, aus verschlissenem lila Stoff. Ein paar schiefe goldene Sterne klebten unter einem verwitterten Schild.
Mira sah Miranda und Rabeus an. »Habt ihr das denn vorhin nicht bemerkt?«
Miranda schüttelte den Kopf. »Wir sollten doch nach einer Orgel suchen. Und nicht nach einem Schild, von dem wir nicht wissen, was draufsteht.« Mira hielt inne. Sie hatte ganz vergessen, dass ihre Freunde nicht lesen konnten.
» Madame Pythia – Lebensberatung – Wahrsagerei – Horoskope «, las sie also vor.
»Madame Pythia!«, wiederholte Rabeus.
»Klingt ziemlich bescheuert!«, ergänzte Miranda.
Unter dem Blechschild war ein kleiner Zettel angebracht, auf dem mit krakeligen Buchstaben etwas geschrieben stand.
»Bin circa um sechs Uhr wieder da«, las Mira vor.
»Was heißt circa?«, fragte Rabeus.
»Ungefähr«, erklärte Mira.
»Ungefähr!« Miranda grinste. »Ich dachte, sie kann in die Zukunft sehen.«
»Wahrscheinlich kann sie das auch, wenn sie die Kugeln hat«, erwiderte Rabeus. Er sah sich kurz um, ob jemand ihn beobachtete, und schlug den Vorhang zum Zelt zurück. Doch hinter dem Stoff war eine Holztür, die mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Rabeus schob den Vorhang wieder zurück und lächelte den Verkäufer am Würstchenstand an, der ihn misstrauisch musterte.
»Hier kommen wir nicht rein«, flüsterte er.
»Wir sollten warten, bis sie wiederkommt und aufsperrt. Einer muss sie dann ablenken und wir schnappen uns die Kugeln.«
Mira sah ihre Freunde mit großen Augen an. »Ihr wollt die Kugeln klauen?«
»Na klar! Ich glaube kaum, dass diese Madame Pythia sie freiwillig herausrückt«, meinte Miranda. »Außerdem wäre ich an deiner Stelle ganz ruhig, wenn es ums Klauen geht.«
Mira schluckte. Ja, sie hatte einmal – ein einziges Mal – etwas geklaut. Das Buch der Metamorphosen . Und hätte sie das nicht getan, wäre sie nie in das ganze Abenteuer geraten. Aber sie hatte das nicht geplant. Niemals!
»Und wenn wir doch mit ihr sprechen?«, fragte Mira zaghaft. Wir können ihr ja sagen, wozu wir
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