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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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presste den Inhalt seiner Lunge ins längste Blasrohr, das er mit sich führte. Ein kleiner Pfeil mit rotem Federbusch schoss am Herzog vorbei in den Hals des Angreifers. Dieser schlug mit einer Hand nach der Einstichstelle, als wolle er sich eines lästigen Insekts entledigen, trieb damit das Geschoss aber nur noch tiefer in sich hinein. Sein Blick wanderte zu dem jungen Schützen. Überraschung zeichnete sich in das runde Antlitz, dann brach der Soldat zusammen.
    Als die Axtklinge hinter Qujibo auf den Boden klapperte, riss dieser sein Schwert hoch und fuhr gleichzeitig herum. Einen Wimpernschlag lang starrte er den toten Pandorier an, dann drehte er sich zu seinem Sohn um. »Warst du das?«
    Tusan zuckte die Achseln. »Hätte ich tatenlos zusehen sollen, wie er Kleinholz aus dir macht?«
    »Danke, mein Sohn, aber ich hätte ihm schon gezeigt, dass man eine stromländische Eiche so leicht nicht fällen kann.«
    »Gewiss, Vater. Deshalb schlägst du ja hier auch Wurzeln, während der Großteil deiner Kämpfer längst in Sicherheit ist. Ich komme, um dich abzuholen.«
    Qujibo riss seinen Schild hoch. Zwei Pfeile hämmerten dagegen. Einer blieb stecken, der andere prallte ab. Er duckte sich hinter eine Zinne und brüllte: »Ich gehe nicht, ehe alle unsere Männer in Sicherheit sind.«
    Tusan deutete auf drei Soldaten, die mit eingezogenen Köpfen an ihnen vorbeirannten. »Das sind die letzten.«
    Der Herzog blickte sich verwundert um. Tatsächlich waren bis zum nordwestlichen Schalenturm, der den Mauerabschluss über der Klippe bildete, keine Kämpfer der Allianz mehr zu sehen. Dafür krochen in großer Zahl Krieger der Achse zwischen den Zinnen hindurch wie stachelige Insekten auf Futtersuche.
    Tusan umfasste den Oberarm seines Vaters. »Komm bitte!«
    Zu seiner Erleichterung gab Qujibo endlich nach. Gemeinsam flohen sie zwischen den Zinnen hindurch vor den nachrückenden Feinden. Vor ihnen ragte die Krone des Nordwestturmes auf. Borsts ehemaliger Befehlsstand war rußgeschwärzt seit einem Volltreffer durch eine Pechkugel. Er war völlig ausgebrannt und der Sandstein unter der Hitze des Feuers weich wie ein Schwamm geworden. Über kurz oder lang würde der Turm einstürzen. Tusan war schon auf der Suche nach seinem Vater hindurchgelaufen und jetzt durchquerte er mit ihm das mürbe Gemäuer ein zweites Mal. Obwohl er mit dem Schlimmsten rechnete, brach es nicht unter ihnen zusammen.
    So erreichten sie den nächsten Mauerabschnitt und rannten auf den Nordostturm zu, der noch weitgehend unbeschädigt war. Ihre Flucht glich einem Spießrutenlauf – ständig flogen Pfeile durch die Schießscharten. Auch von oben prasselten sie auf die beiden Recken herab. Manchmal wusste Tusan nicht, wo er seinen Schild zuerst hinhalten sollte. Als sie etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, erblickte er aus den Augenwinkeln einen Kugelblitz. So jedenfalls sah das feurige Geschoss aus, das in einer sauberen Wurfbahn durch die Luft fauchte und rasch an Höhe verlor.
    »Achtung!«, schrie Tusan und warf sich flach auf den Boden.
    Die Pechkugel traf genau eine der Schießscharten des Nordostturmes, zerplatzte und ergoss ihren Inhalt in dessen Inneres. Im Nu stand das Obergeschoss des Gebäudes in Flammen.
    »Den Weg können wir vergessen. Wir müssen zurück«, rief Qujibo. Er kauerte hinter einer Zinne und hielt sich den Schild über den Kopf.
    »Aber der Nordwestturm ist so morsch wie ein toter, wurmzerfressener Baum.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Tusan blickte durch eine Schießscharte in den Innenhof hinab. Dichte Rauchschwaden, die von dem Feuer herüberwehten, erschwerten ihm die Sicht. Trotzdem glaubte er am Fuße des Knochenturmes Jazzar-fajim zu sehen. Dann entdeckte er auch Ergil, der gerade auf den Sirilo zugelaufen kam, und überlegte, ob er das Kriegshorn seines Vaters benutzen sollte, um sich bemerkbar…
    »Der Feind rückt von der anderen Seite des schwarzen Turmes vor. Wir müssen uns beeilen«, drängte Qujibo.
    Tusan nickte und lief mit seinem Vater zurück.
    Kurz darauf betrat er zum dritten Mal das marode Bauwerk. Durch die offene Tür sahen sie eine Gruppe von Soldaten. Einer deutete in den Turm.
    »Sie haben uns entdeckt«, sagte Qujibo. Er deutete die schwarzen Steinstufen hinab. »Schnell, runter in den Burghof.«
    Der Herzog bestand darauf, seinem Sohn den Vortritt zu lassen, weil er ihm den Rücken decken wollte. Tusan hatte sich das zwar genau umgekehrt vorgestellt, ließ sich angesichts der

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