Mirage: Roman (German Edition)
an, auf einen Schaden in der Hydraulik hinzuweisen.
»Bring mich runter! «, wiederholte Idris.
Aber durch die Vorstellung einer Bruchlandung inmitten von einer Million Schiiten in plötzliche Panik versetzt, schüttelte der Pilot den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wir müssen abbrechen!« Während Idris weiter auf ihn einschrie, gab er Leistung und riss den Steuerknüppel nach links. Der Heli schwenkte vor einer Rauchschleppe ab in die Nacht. Das letzte Bild auf dem Monitor, bevor der Sichtkontakt abbrach, zeigte das Taxi, in dem Iyad Gummi gab, um noch davonzukommen, bevor die Mahdisten die Ausfallstraßen sperren konnten.
Sheherazad
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Sheherazad ist die Meistererzählerin in der klassischen Sammlung arabischer Erzählungen › Tausendundeine Nacht‹ .
In der Rahmengeschichte rast der persische König Shahriyar vor Wut, als er herausfindet, dass seine Frau ihn betrogen hat. Nicht nur lässt er sie hinrichten, er gelobt auch, fortan jede Nacht eine neue Ehefrau zu nehmen und sie am folgenden Morgen erdrosseln zu lassen. Diese Hinrichtungen werden, widerwillig, vom Wesir des Königs vollstreckt, bis dessen Tochter, Sheherazad, einen Plan ersinnt, um diese Grausamkeit zu beenden.
Sheherazad heiratet den König. In der Hochzeitsnacht bittet sie um Erlaubnis, sich von ihrer Schwester Dunyasad zu verabschieden. Dunyasad wird in die königlichen Gemächer geführt, wo sie, wie zuvor mit Sheherazad abgesprochen, diese bittet, ihr eine Geschichte zu erzählen. Sheherazad beginnt, bricht aber, als der Morgen naht, an einer besonders spannenden Stelle ab. Der König, der unbedingt erfahren will, wie die Geschichte weitergeht, schiebt ihre Hinrichtung um einen Tag auf. In der folgenden Nacht beendet Sheherazad die erste Erzählung und beginnt eine zweite, die sie ebenfalls an der spannendsten Stelle unterbricht, womit sie wieder einen Tag Aufschub erhält. Dies geht 1001 Nächte so weiter, bis König Shahriyar, durch die Liebe bekehrt, Sheherazads Todesurteil widerruft und sie zu seiner Königin macht …
I n den frühen Morgenstunden stieg Saddam Hussein hinab in das unterste Kellergeschoss seines Anwesens in al-Azamiyya.
Westlich des eigentlichen Palasts, an der Rückseite des Nebengebäudes, das an das Löwengehege angrenzte, befand sich eine durch ein elektronisches Schloss gesicherte unauffällige Stahltür. Hinter der Tür führte eine Wendeltreppe hinunter zu einem mit einem halben Dutzend von Saddams zuverlässigsten Männern belegten Wachraum. Zwei der Männer trugen die Standarduniform der Republikanischen Garde und waren mit kurzläufigen Flinten bewaffnet. Die übrigen vier waren wie für einen Ultra-Kontaktsport gekleidet: Brust-, Schulter- und Oberschenkelpolster, Knie-, Schienbein- und Ellbogenschützer, Hoden- und Kehlkopfprotektoren, verstärkte Handschuhe und Stiefel und Helme mit Gesichtsvisieren, die sie, als Saddam eintrat, herunterklappten.
Der vierköpfige Greiftrupp ging, gefolgt von Saddam und den zwei Bewaffneten, einen langen Zellentrakt entlang. Die Zellen waren leer, und zwar schon seit geraumer Zeit, aber an manchen Wänden waren noch Blutflecke zu sehen, und auf dem Fußboden hätte man zwischen dem Rattenkötel auch gelegentlich einen Zahn oder Fingernagel finden können.
Am Ende des Zellentrakts kam eine weitere Treppe und eine weitere Sicherheitstür, hinter der sich ein hell erleuchtetes Vorzimmer mit zwei Sitzgelegenheiten befand. Die eine war ein thronartiger Sessel mit entsprechendem Fußschemel; die andere war ein an den Fußboden genieteter stählerner Fixierstuhl.
Das Zimmer enthielt außerdem auch einen Getränkeschrank, und Saddam schenkte sich einen Whisky ein, während sich die Bewaffneten zu seinen beiden Seiten postierten und der Greiftrupp hinter einer weiteren, letzten Sicherheitstür verschwand. Gleich darauf war zu hören, wie ein Mann mit Fausthieben und anderem gefügig gemacht wurde.
Der Greiftrupp kehrte mit dem Gefangenen zurück. Er war ein blonder Amerikaner von Anfang dreißig, groß und muskulös. Er trug eine Flecktarnhose und ein graues ARMY-T-Shirt; auf seinen rechten Oberarm war ein Totenkopf mit Barett tätowiert.
Als die Wächter mit ihm herauskamen, ließ sich der Gefangene schlaff und widerstandslos tragen, doch als sie sich dem Fixierstuhl näherten, erwachte er plötzlich zum Leben und begann wieder, sich heftig zu wehren. Das war ein alter Trick, und der Greiftrupp war darauf vorbereitet. Die Männer hielten ihn fest, und mit einer Luxation
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