Miranda
eines Rehs. Er wohnte in Choteau, aber alle in Springwater betrachteten ihn als einen der Ihren.
»Nun also«, strahlte er und blieb auf dem Bock sitzen, während Landry Miranda in die Kutsche half, als wären sie Prinz und Prinzessin aus einem Märchen. »Dann habe ich ja doch noch Passagiere. Ich dachte schon, ich müsste die Fahrt ganz alleine machen.«
Landry begrüßte ihn grinsend und setzte sich dann neben Miranda in die Kutsche. Den Stock legte er auf den gegenüberhegenden Sitz. Seit sie einander ihre Liebe gestanden hatten, hatten Miranda und Landry das Bett miteinander geteilt, aber außer einigen Küssen und der Art Berührungen, die das Blut zum Wallen bringen, war noch nichts passiert. Aber jetzt ging es Landry wieder gut, u nd wenn sie erst einmal in Cho teau im Hotel waren, wollte er die Tür abschließen und sie lieben.
Die Reise dauerte lange; es war ein beschwerlicher Weg von Springwater nach Choteau, aber Landry und Miranda hatten vieles, worüber sie redeten. Sie überlegten sich, wie viele Kinder sie haben wollten — noch drei, alles Mädchen - und was sie auf dem Feld pflanzen sollten, das Tom Bellweather und Scully Wainwright für sie gepflügt hatten, während Landry außer Gefecht gewesen war. Es gab auch lange Pausen, wenn sie aus dem Fenster sahen und zusahen, wie die Landschaft vorüberzog. Dabei hing jeder seinen eigenen Gedanken nach, und auch das war in Gesellschaft viel schöner.
Andere Männer, dachte Miranda, hätten vielleicht einen Vorteil daraus gezogen, alleine mit ihrer Frau in einer fahrenden Kutsche zu sitzen, aber Landry war ein Gentleman. An seinen blitzenden Augen erkannte sie, dass er sie durchaus gerne nackt ausgezogen und überall berührt hätte. Aber er hielt sich zurück. Vielleicht würde er es auf dem Rückweg so machen, falls sie die Kutsche dann wieder für sich alleine hätten, aber beim ersten Mal wollte er sie in Ruhe und mit mehr Intimität lieben. Er wollte sie auf einem Bett haben, sagte er, und dann führte er in allen Einzelheiten aus, was er dort mit ihr zu tun beabsichtigte und wie sie auf ihn reagieren würde.
Als sie abends endlich in die Stadt einfuh r en, war Miranda so erregt, dass sie kaum noch ruhig sitzen konnte.
Die Postkutsche hielt vor dem National Hotel an, vor dem ein Mann mit seiner sehr nervösen jungen Frau auf die Kutsche wartete. Miranda hörte, wie der Mann sich Guffy als Barnes vorstellte und erklärte, sie seien auf dem Weg nach Springwater, um dort einen lokalen Zeitungsverlag zu gründen. Sie hätten schon die Maschinen und den Baustoff, um ein Haus zu errichten, und den Winter würden sie in der Postkutschenstation bei Leuten namens McCaffrey verbringen.
Miranda lächelte vor s ich hin, als sie mit Landry auf die offene Hoteltüre zusteuerte. Jacob hatte Recht, Springwater wuchs rasch, und eine Zeitung würde sicher weitere Siedler anlocken. Wenn sie zurückkamen, nahm Miranda sich vor, würden sie die Barnes in der Station besuchen, um sie willkommen zu heißen,
Die Lobby des Hotels war nach Savannahs und Rachels Standards schäbig zu nennen, aber ihr erschienen die Rosshaarsofas, die Topfpflanzen sowie der hölzerne Empfangstisch als luxuriös. Errötend und mit niedergeschlagenen Augen - sicher wusste hier jeder, dass Landry und sie in den Flitterwochen waren - ging Miranda nach oben. Dort würden sie alleine sein.
Miranda schluckte. Nur nicht ohnmächtig werden, dachte sie.
Ihr Zimmer hatte die Nummer vierundvierzig und lag, wie Landry es gewünscht hatte, auf der ruhigen Rückseite des Hauses. Landry öffnete die Tür, ergriff Mirandas Arm und führte sie ins Zimmer. Es musste ihm gut gehen, denn er hatte noch gar nicht gemerkt, dass er seinen Stock an der Rezeption hatte stehen lassen, wo er sie in das Gästebuch eingetragen hatte: Mr. und Mrs. Landry T. Kildare, Springwater.
Das Zimmer war klein und wurde ganz von einem großen Eisenbett beherrscht, aber die Decke war sauber und die Laken blütenweiß.
Miranda sah sich um, während Landry dem Pagen, der ihre Sachen brachte, einen Nickel gab und die Tür hinter ihm schloss. Dann schlug Landry - noch ehe er seinen Hut abnahm - die Bettdecke zurück.
Miranda stand steif im Zimmer, von ihrem Mann leicht zu erreichen, weil man vom Bett aus alle Wände berühren konnte. In Landrys sonst so heiteren Blick lag eine Glut, die Miranda die Haut zu verbrennen schien - ihre Kehle, die vollen Brüste, die wieder wie vor der Geburt waren, seit sie nicht mehr stillte - wenn
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