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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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es war deutlich, dass ihr das Gehen wieder mal Mühe bereitete.
    „Kaffee bitte, ich bin recht müde. Die letzte Nacht habe ich am Bett einer Sterbenden verbracht.“
    „Wie war ihr Übergang?“
    „Sie hat die ganze Nacht dagegen angekämpft, es war hart für uns beide. Gegen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, wurde sie ruhiger, sie sprach kurz davon, dass sie jetzt den Weg sehen könne und keine Angst mehr hätte. Bald darauf veränderte sich ihr Atemrhythmus und nach einiger Zeit konnte sie loslassen. Man könnte sagen, sie ist auf den Strahlen der Morgensonne in die nächste Welt gewandert. Weißt du, sie war seit ihrem 8. Lebensjahr blind gewesen und hat ihr Leben in Blindenheimen verbracht. Ich bin noch etwas mitgenommen.“
    Mira legte mitfühlend ihre runzelige, warme Hand auf Ramonas Schulter. „Ich weiß. Es geht an die Nieren. Mir tat es immer besonders leid, wenn keine Angehörigen da waren und die Menschen so einsam gestorben sind, wie sie gelebt haben.“
    „Wie viele Jahre hattest du die Leitung der Hospizbewegung inne?“
    „Lass mich nachdenken, ich glaube neun oder zehn Jahre. Danach habe ich die Leitung an Robert Mühlhausen abgegeben. Er blieb vier Jahre und dann wurdest du seine Nachfolgerin, stimmt´s, Ramona?“
    „Ja, und ich mache es jetzt seit drei Jahren.“
    Mira stellte zwei Becher mit Rosenmuster auf den Holztisch, dazu Zucker, Kaffeesahne und etwas heißes Wasser. Sie war stolz darauf, sich merken zu können, wie jeder Einzelne ihrer Freunde seinen Kaffee trank.
    „Ach ja, deine Brille. Ich habe heute beim Aufräumen eine gefunden, das wird dann wohl deine sein. Ich hol sie mal eben.“
    Nach einer Weile kam sie zurück mit der Brille und einer Vase für die Blumen. Von der Kaffeemaschine wehte ein würziger Duft herüber.
    „Magst du auch etwas Kuchen? Es ist noch welcher von gestern übrig geblieben.“
    „Gern, du kennst mich ja, ich bin die Kuchentante schlechthin, vor allem nach solchen Nächten. Weißt du, weshalb ich komme – ich habe mir überlegt, für die neuen Hospizhelfer und Praktikanten einen mehrtägigen Workshop zu veranstalten. Und ich hätte dich gerne dabei!“
    „Mich?“ Mira setzte sich perplex auf den Küchenstuhl.
    „Ja, dich! Du hattest uns doch für Lehrzwecke dein Manuskript Lebenslicht – Ein Kinderleben voller Schatten und Licht – gegeben. Das wurde von unseren Neulingen mit Interesse und Spannung gelesen. Und als sie erfahren haben, dass die Autorin noch lebt…“ Mira zog ihre Augenbrauen hoch „… haben sie gefragt, ob es möglich wäre, dir persönliche Fragen zu stellen, vor allem zum letzten Teil des Buches, wo du über deine Trauerverarbeitung schreibst. Da habe ich dann die Idee gehabt, dass du vielleicht beim Workshop dabei sein magst. Natürlich nur, wenn es dir nicht zu viel wird. Ich würde es verstehen, wenn du sagst, ich will die Vergangenheit ruhen lassen.“
    Mira runzelte ihre Stirn. „Puh. Das kommt ein wenig plötzlich. Und vor allem so dicht nach dem Engelfest, ich bin noch ganz müde vom gestrigen Tag, Ramona. Ich kann das nicht sofort entscheiden, gib mir bitte ein paar Tage Bedenkzeit. Und vor allem: Wie hast du dir meine Mitwirkung vorgestellt? Was genau soll ich denn tun oder sagen?“
    Sie nahm sich Kaffee und trank ihn mit Bedacht, er war noch sehr heiß.
    „Nun, ich hatte mir das so gedacht, dass ich den Workshop leite, so wie immer, und du beantwortest Fragen zu deinem Manuskript und dem kleinen Buch „Über die Trauer“. Das liegt ja auch bei uns aus, die Neuen lesen es reihum. Sie haben den Wunsch, mehr in die Tiefe zu gehen. Und du hast doch auch noch diese poetischen Texte über den Herbstspaziergang und die Seelenlandreise, ich dachte, das könnten wir einflechten, das lockert alles etwas auf. Ich möchte die Neuen dazu anregen, selber zu schreiben oder ein Theaterstück zu konzipieren, falls sie dafür Talent haben. Ich möchte, dass sie kreativ mit dem Thema Leben und Sterben arbeiten. Du müsstest auch nicht die ganze Zeit dabei sein, das würde ich dir nie zumuten. Es reichen ein oder zwei Nachmittage. Lass es dir durch den Kopf gehen und sag mir dann Bescheid, wie du dich entschieden hast. Wir können die Fragestunden auch hier abhalten oder ich schicke jemanden mit dem Auto vorbei, der dich dann in die Schulungsräume fährt und auch wieder nach Hause bringt.“
    „Ich denke darüber nach. Wann soll das Ganze denn stattfinden?
    „Danke, Mira. Bitte sage mir rechtzeitig Bescheid, damit ich das

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