Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
draufgemacht.
»Und jetzt müssen wir wirklich den Boden wischen?«, hat Annalisa gemault.
»No problem«, hat Miss Braitwhistle gesagt. Hat sich mit dem rechten Fuß auf einen grünen Lappen gestellt und mit dem linken auf einen roten und hat so getan, als würde sie Schlittschuh laufen. Es sah sehr elegant aus, wie sie da durch unsere Klasse glitt, sie drehte sogar eine Pirouette. »Come on, children. Ihr auch!«
Nun rutschten und schlidderten wir alle.
»Das macht ja richtig Spaß«, sagte Aki und sauste an mir vorbei. Die Puppenzwillinge hielten sich an den Händen, das hatten sie noch nie gemacht. Und Henni hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und schaute beim Laufen an die Decke, sodass sie mit Hugo zusammenstieß, der ebenfalls den Kopf in den Nacken gelegt hatte, um das Putzmittel nicht einzuatmen.
Und dann war der Boden auf einmal sauber. Nicht nur sauber. Er glänzte und blinkte. So schön hatte er noch nie ausgesehen.
»Wie im Fernsehen«, hat Aki gesagt.
Miss Braitwhistle hat die Lappen eingesammelt und zusammen mit der teuflischen Flasche wieder in ihre Tasche gesteckt.
»Very well, und nun wir essen.«
»Und was?«, hat Henni gefragt.
»Packt aus eure Brote von Pause«, hat Miss Braitwhistle gesagt.
Das haben wir gemacht, bis auf Aki, der hatte nämlich keins dabei. Er war am Morgen so damit beschäftigt gewesen, seine Mappe mit den dicken Wälzern von seinen Schwestern vollzustopfen, dass er sein Pausenbrot glatt vergessen hatte.
»Du kannst von mir was abhaben«, hab ich gesagt. Meine Mutter gibt mir mittwochs immer besonders viel mit, weil wir da Sport haben, aber das fiel ja heute aus.
Miss Braitwhistle zog aus ihrer Tasche nicht nur ihre Teekanne, sondern auch ein Sandwich, das sehr lecker aussah.
»Roastbeef und Gurke, delicious«, rief sie.
Dann haben wir noch Willy und Harry aus ihrem Terrarium geholt und sie durften ihre Kräuter und ihren Salat mit uns zusammen essen. Es war richtig gemütlich, wie wir da alle vom Boden aßen.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Frau Sauermann stand da. Sie hat den Mund auf- und wieder zugemacht. Dann ist sie ohne ein Wort zu sagen verschwunden.
Wir haben in Ruhe weitergegessen.
»Möchte einer Tomaten?«, hat Pauline gefragt.
»Wer tauscht ein Wurstbrötchen gegen rohe Möhren?«, hat Hugo gefragt. Es wollte aber keiner seine langweiligen Möhren haben. Noch nicht einmal Henni wollte ihr Brot dafür hergeben, dabei sah das etwas seltsam aus. Sie hatte es selber geschmiert und anscheinend ist sie nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause ein Schussel, und so war auf ihrem Brot nicht nur Wurst, sondern auch Marmelade. Sie hat es trotzdem gegessen.
Und schon wieder ist die Tür aufgegangen. Diesmal war Frau Sauermann nicht allein, sie hatte Herrn Machnick dabei.
»Ich brauche einen Zeugen für das, was sich in dieser Klasse abspielt«, hat sie gesagt. »Das ist einfach ungeheuerlich!«
»Aber Frau Sauermann, Sie haben doch selbst gesagt, wir sollen den Boden so sauber machen, dass man davon essen kann«, meinte Aki.
»Genau, und das haben wir gemacht«, sagte Pauline.
»Mochten Sie auch eine Tasse Tee?«, hat Miss Braitwhistle gefragt. »Ein Stuck Zucker? Nein, besser zwei. Zucker ist gut for die Nerven.«
»Nein danke!«, hat Frau Sauermann geschnaubt. »Ich möchte keinen Tee und ich möchte schon gar keinen Zucker. Ich möchte, dass Herr Machnick bestätigt, dass Sie …«, sie zeigte auf Miss Braitwhistle, »… dass Sie mit den Schülern auf der Erde sitzen und Lebensmittel zu sich nehmen, das ist nicht nur unhygienisch, das ist verboten!«
Herr Machnick hat sich gebückt, hat mit dem Finger über den Boden gestrichen und daran gerochen.
»Der Boden ist aber wirklich sauber, Frau Sauermann, riechen Sie mal, die reinste Aprilfrische.« Er hat ihr den Finger unter die Nase gehalten, aber Frau Sauermann hat seine Hand weggeschlagen. »Kommen Sie mit, ich schreibe einen Brief ans Schulamt. Aprilfrische, dass ich nicht lache!«
Das sagte sie immer, aber sie lachte nie.
Die Tür schlug wieder zu und die beiden waren weg.
Wir haben in Ruhe weitergegessen und dann sind wir in aller Ruhe nach Hause gegangen. Na ja, Aki war nicht ganz so ruhig, weil er ja die Bücher schleppen musste, aber ich hab ihm dabei geholfen und ihm unterwegs was daraus vorgelesen:
»Sein Gesicht kam ihr ganz nah, ein Zittern durchfuhr ihren schlanken Leib. Liebst du mich? Liebst du mich wirklich?, stammelte Eleonore, doch weiter konnte
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