Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
Oder willst du nicht auch heiraten? Kinder haben? Autofahren lernen?«
Wir sind uns schnell einig, dass die Erfüllung des Arztberufs diese Opfer wert sein könnte. Theoretisch. Dafür sind wir noch jung und enthusiastisch genug. Die Frage ist nur, ob man das hinkriegt. Kein eigenes Leben zu haben. Nun ja. Andere gehen nach Afrika.
»Ich könnte heiraten und trotzdem rundum Ärztin sein«, fantasiert Isa. »Wenn ich mit Tom in eines seiner Projekte gehe …«
Doch ich habe die Nase voll von Ärzten mit Afrikaplänen. Ungerecht, ich weiß. »Aber Kinder haben könntest du dann nicht«, sage ich etwas grob. »Außerdem ist Tom der Koordinator. Wenn er weiterfährt, um das nächste Projekt zu überprüfen, bleibst du da und verzichtest wieder für ein Jahr darauf, ihn zu sehen?!«
Das war gemein, ich weiß es und es tut mir sofort leid. Isa schweigt. Ich entschuldige mich zerknirscht. Warum zermahle ich jetzt ausgerechnet die idealistischen Pläne der kleinen Isa, obwohl ich doch im Grunde nichts anderes will als sie?
Wir einigen uns darauf, dass wir einen Mittelweg finden müssen. Eine Möglichkeit, so viel Zeit im Krankenhaus zu verbringen, dass wir für unsere Patienten ausreichend da sein können. Und gleichzeitig einen Weg, unsere Träume jenseits davon zu erfüllen. Jemanden, der versteht, wie wichtig der Beruf ist. Jemanden, der klaglos die Kinder betreut, die wir ohne Frage alle haben wollen. Selbst Jenny. Und damit sind wir unversehens vom Arztideal wieder beim Thema Männer gelandet.
Wir sind uns sofort einig, dass Tom so ein Mann sein könnte; einer, der dich bedingungslos unterstützt. Jenny glaubt, dass er eigentlich seit der Pubertät nur darauf wartet, endlich sesshaft zu werden und Frau und Kinder zu versorgen.
»Tom ist der Typ, den es stolz macht, wenn er seiner Frau die beste Geschirrspülmaschine kauft«, sagt sie mit einem halbenLächeln. Ich an Isas Stelle wäre vielleicht ein bisschen gekränkt. Doch meine zarte Freundin grinst und entgegnet: »Ist das nicht das Beste, was einem passieren kann? Denn er hat weder ein Problem damit, diese Spülmaschine selbst zu beladen, noch damit, sie im Ernstfall eigenhändig zu reparieren.« Oh ja, da hat sie garantiert recht. Und Jenny den Wind aus den Segeln genommen.
»Stimmt«, gibt die unumwunden zu. »Und ich bin irgendwann sicher froh, wenn ich mit meinem Seesack voll dreckigem Geschirr zu euch kommen kann.«
»Ach, tu doch nicht so!« Isa lächelt. »Du hast Felix! Also auch beste Aussichten auf eine Spülmaschine.«
»Pah«, entgegnet Jenny, »Felix würde nur eine Geschirrspülmaschine kaufen, wenn man ihm einreden könnte, dass sie 240 km/h spitze fährt.«
Gefällt ihr das nicht eigentlich? Sie will doch keinen wie Tom! Warum klingt das jetzt so unzufrieden?! »Jenny …«, hake ich ein, »du WILLST keine Geschirrspülmaschine!«
»Doch!« Jenny zieht einen Schmollmund.
Ja, wir alle sehnen uns danach, nicht mehr allabendlich den vorwurfsvollen Abwaschberg umschleichen zu müssen. Aber das ist nicht, was ich meine, das weiß sie genau. »Du willst keinen Typen, der dir eine Spülmaschine KAUFT, Schatz!«
Jenny seufzt. »Hast ja recht.« Dann grinst sie. »Schon gar keine, die 240 km/h fährt. Dafür ist mein Schloss wahrscheinlich doch nicht groß genug.« (Na danke, dieses Bild werde ich so schnell nicht wieder los: Jenny lebt in einem Schloss, jedes Zimmer in einer anderen schrillen Farbe, hohe Flügeltüren von einem Saal in den nächsten, eine unendliche Reihe riesiger Zimmer. Nur geht man besser immer dicht an der Wand lang, denn wenn man das Sausen hört, ist es schon zu spät – mit Überschallgeschwindigkeit rast eine Geschirrspülmaschine durch die Saalflucht und walzt alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt.)
»Felix ist genau richtig für dich!«, sage ich abschließend – und hoffentlich so, dass keine Widerrede möglich ist. Nur werde ich das unangenehme Gefühl nicht los, dass man das Jenny in letzterZeit ein bisschen häufiger sagen muss, als es für Zwei-Monats-Verliebte normal sein dürfte.
Auf dem Klinikvorplatz werde ich doch nervös. Es ist idiotisch, von Pünktchens Wohlbefinden überzeugt zu sein, nur weil die Oberärztin neben seinem Bett saß! Was soll ich tun, wenn der Glaskasten leer ist?
Plötzlich sind meine Beine wie gelähmt. Und ich habe zu Hause gesessen und über Spülmaschinenrennen in Traumschlössern fantasiert – nur weil ich an die Allmacht einer Oberärztin glaube? Mich auf etwas
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