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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Mr. Trefold Morton nicht durch die Lappen gehen zu lassen, nur weil ein schwieriger Test unterlassen worden war, entschied sich, seinen Plan zur Befragung Miss Hants in die Tat umzusetzen.

9
    »Glück gehabt?« fragte Delphick. »Leider nicht, Superintendent. Obwohl ich alles getan habe, was Sie mir aufgetragen haben. Ich bin bei dieser bedauernswerten Miss Hant gewesen. Ich weiß, das ist natürlich alles sehr tragisch, und solche Leute sollten einem leid tun, und sie tut mir auch leid, natürlich. Aber es gibt so viele Menschen, die ohne eigenes Verschulden in Not sind, und ich weiß, es ist herzlos von mir, aber ich kann schwer mit jemand Mitleid haben, der sich selber mit aller Gewalt ins Unglück bringt. Sehen Sie, ich habe versucht, Anteilnahme zu zeigen, wie Sie mir geraten haben, und gefragt, wieso sie gerade auf Rauschgift gekommen sei, aber sie hat ziemlich wirr geantwortet, und, offen gesagt, ich glaube ihr einfach nicht.«
    »Da haben Sie sicher recht. Rauschgiftsüchtige und Alkoholiker haben eines gemeinsam: Sie stehen mit der Wahrheit auf Kriegsfuß.«
    »Sie hat sich, glaube ich, geärgert, weil ich so aufdringlich war, und das kann ich ihr nicht mal übel nehmen. Und so war mein Besuch, fürchte ich, ganz vergeblich.«
    »Meinen Sie?« Eine Augenbraue hob sich. »Was mich vor allem interessiert hätte, wäre der Eindruck, den Sie von Miss Hant bekommen haben. Was sie von sich selber erzählt, ist gar nicht so wichtig.«
    »Den Eindruck, den ich.«, wiederholte Miss Seeton verwirrt. »Aber ich. ich habe gar keinen Eindruck von ihr.«
    Delphick lächelte. »Nicht einmal einen skizzenhaften?« Er blickte zu ihrem Sekretär: Die Klappe war nicht ganz geschlossen, und ein paar Zeichenbogen guckten oben heraus. Sie folgte seinem Blick. »Das. ach, das ist ganz was anderes. Ich meine, das hat mit Miss Hant nichts zu tun. Wenigstens nicht direkt.«
    »Ob direkt oder nicht«, sagte Delphick, »allein, daß Sie so bald nach dem Besuch bei ihr etwas gezeichnet haben, macht die Sache interessant.«
    Sie gab nach. »Wenn Sie wollen, sehen Sie es sich an. Aber mit Miss Hant hat es bestimmt nichts zu tun. Es ist. nun ja, sehr unfreundlich, wirklich, und sogar ein bißchen gemein.« Der dickwanstige ältere Herr auf der Zeichnung hatte die Züge eines Europäers, war aber nur in seine dunkle Haut und in ein Grasröckchen gekleidet. Er machte aus hämischer Freude einen Luftsprung, schwenkte in der Linken einen Speer und hielt in der Rechten vier Schrumpfköpfe hoch. Oder waren es fünf? Vier der Köpfe hatten mit Bleistift angedeutete Gesichter, der fünfte war glatt und weiß wie ein Ei.
    »Ich habe es niemand zeigen wollen«, sagte Miss Seeton verlegen. »Und eigentlich darf ich gar nichts gegen ihn sagen.
    Schließlich war Mr. Trefold Morton sehr liebenswürdig und rücksichtsvoll. Allerdings. er redet einen in Grund und Boden.«
    Delphick legte die Zeichnung wieder hin, klappte den Sekretär zu und lächelte. »Sind Sie durch Ihren Besuch bei Miss Hant an ihn erinnert worden?«
    »Nein«, erklärte Miss Seeton. »Er kam gerade, als ich von Miss Hant wegging. Ich bin ihm in der Halle begegnet.«
    »Verflucht«, sagte Delphick.
     
    ». aber ich sage Ihnen doch, das kann für mich fatale Folgen haben. Wirklich fatale Folgen. Offenbar machen Sie sich den Ernst der Lage nicht klar. Diese Person – eine gräßliche Person – scheint mit der Polizei eng liiert zu sein. Vielleicht arbeiten sie sogar zusammen. Vielleicht wird sie inoffiziell eingesetzt. Als professioneller Spitzel. Mit ihr muß was geschehen. Und zwar sofort. Aber ich sage Ihnen doch, es eilt. Diese Person muß mir nachgegangen sein. Ist mir sogar zuvorgekommen. Heute morgen, als ich Miss Hant besuchen wollte, war sie schon dort. In dem Pflegeheim. Ist gerade weggegangen. Hat Miss Hant besucht. Also, warum kann sie Miss Hant besucht haben? Wie erklärt sich das? Dr. Knight hatte irgendeine Ausrede – es wäre gut, wenn sie mal von jemand Besuch bekäme. Ich glaube ihm kein Wort. Buchstäblich kein Wort. Diese Person hat ihn eingewickelt. Oder die Polizei steckt dahinter. Aber ich sage Ihnen doch, es ist wichtig. Selbstverständlich ist es wichtig. Und es betrifft nicht nur mich. Es betrifft auch Sie. Verstehen Sie denn nicht? Ich habe dieser gräßlichen Seeton ein paar Pillen gegeben. Nein, ob sie welche genommen hat, weiß ich nicht. Keine Ahnung, was sie damit gemacht hat. Aber wenn die Polizei sie in die Finger bekommen hat. Nun ja, das war

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