Missbraucht
sagte, so menschenverachtend. Hauptsache, die Partei nahm keinen Schaden. Baumels gibt es wie Sand am Meer.
"Danke Herr Jung, ... äh, aber ich muss Schluss machen, wir haben gleich noch eine Besprechung und ich muss noch etwas vorbereiten." Heb wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden.
"Natürlich, das kenne ich nur zu gut. Auf Wiederhören Herr Doktor", sagte Jung und legte auf.
Uwe, du verdammtes, kleines, dummes Arschloch! Was haben die beiden mir für einen Scheißdreck erzählt? Von wegen, die Leiche versenkt und so. Uwe, du Idiot!
Er musste weg, schnellst möglichst. Es war die einzige Chance, um noch aus der Sache herauszukommen. Und wenn ich es selber tun muss, überlegte der Doktor. Friedhelm Heb stand auf und bewegte sich wie ein waidwundes Tier im Büro. Er war sich einfach nicht im Klaren, wie es weitergehen sollte, ja musste.
Nicoletta! Sie musste das Problem lösen, ging es ihm durch den Kopf. Und zwar ganz schnell. Aber dieses kleine Drecksstück machte doch gemeinsame Sache mit Uwe. Trotzdem, ihr traute er noch am ehesten zu, das Problem zu lösen.
Er wollte sich gerade auf den Weg zur Küche machen, um die Komplizin zu informieren, als es an seiner Tür klopfte. Nein, nicht jetzt. Heb öffnete und glaubte vom Blitz getroffen zu werden.
*
29.06.1994
Die Begutachtung des Fundorts der beiden Mordopfer brachte Richard wie erwartet kein Stück weiter. Eigentlich war es verlorene Zeit. Alles, was hier vor Ort gefunden worden war, konnte er in den Akten nachlesen. Nur die Frage, was Frank Baumel und Uwe Stromberg an dieses idyllische Örtchen verschlagen hatte, brannte ihm unter den Nägeln. Er hatte noch keine passende Erklärung, aber Stromberg würde sie ihm liefern, da war er sich sicher. Sollte es vielleicht doch etwas mit den Pornofotos zu tun haben und welche Rolle spielte der zweite Tote?
Er stammte angeblich vom Balkan, wahrscheinlich Rumäne. War Strombergs Freundin nicht auch Rumänin? Dem Kommissar fiel ein, dass dieser Umstand bei den Ermittlungen zu Tage gekommen war. Im Kopf zeichnete Richard Querverbindungen und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr verfestigte sich eine Ahnung, der er unbedingt nachgehen musste.
Das Gespräch mit dem Pächterehepaar brachte Richard ebenfalls keine neuen Erkenntnisse und die Frage nach einem dunklen BMW konnten sowohl Gisela als auch Wilfried nicht beantworten. Ihnen war kein Fahrzeug aufgefallen. Außerdem hatten sie all die Fragen, die Richard ihnen stellte, schon der SOKO beantwortet, die professionelle Arbeit geleistet hatte. Die Beiden legten nicht gerade die größte Bereitschaft zur Mitarbeit an den Tag, was jedoch der Tatsache geschuldet war, dass der Badebetrieb nach dem Brand gerade erst wieder richtig anlief. Elf Tage schönstes Badewetter konnten sie wegen der Angelegenheit kaum nutzen. Der Einnahmeverlust war nicht mehr zu kompensieren, egal wie sehr sie sich nun bemühten. Das wussten sie und deshalb war aus dem anfänglichen Mitgefühl für ihren Freund Nicu sehr schnell Wut geworden. Irgendwie hatten sie das Gefühl, als trage er Mitschuld an ihrer misslichen Lage. Dabei lagen sie gar nicht einmal so verkehrt mit ihrer Annahme.
Es war inzwischen 11 Uhr 20, das Thermometer zeigte 28 Grad und Richard hatte Brand wie ein Fisch. Sehnsüchtig schaute er jedem Bier hinterher, dass Gisela den Gästen servierte. Er verfluchte den Oberkommissar, der ihm nicht von der Seite wich. Er fing an seine Dienstreise zu verfluchen und er verfluchte Achern. Jetzt ein kühles Pils, ging es ihm durch den Kopf. Um diese Zeit hatte er seinem Körper ansonsten meist schon den ersten Liter Bier zugeführt. Er erwischte sich dabei, wie mehr und mehr der Gedanke an ein Pils die Überhand in seinen Überlegungen gewann. Plötzlich wurde ihm ein gefühltes Wunder zuteil.
"Ich denke, wir haben uns auch ein Päuschen verdient Herr Kommissar. Meinst du nicht auch?", sagte Heyne mit der charmanten Mischung aus Formalität und Freundlichkeit. Dabei hatte er ebenfalls den Blick auf die kalten Getränke gerichtet. "Also du kannst jetzt halten von mir, was du willst, aber ich brauche jetzt ein kühles Weizen."
Richard glaubte sich verhört zu haben, so etwas aus dem Mund eines solch pflichtbewussten und redlic hen Beamten. Kaum zu glauben . Heynes Worte waren wie Musik in seinen Ohren.
"Prima Idee, ich glaube, ein Bier könnte mir jetzt auch gut tun", antwortete Richard und dachte daran, dass es sich der Oberkommissar nicht in den kühnsten
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