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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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ein ständiges Kommen und Gehen. Wir stehen jemandem eine Weile mit Rat und Tat zur Seite, aber eines Tages taucht der Betreffende nicht mehr in der Kirche auf, und wir bekommen nichts mehr von ihm zu hören und zu sehen.«
    »Dann haben Sie also nicht bemerkt, dass eines Ihrer Gemeindemitglieder spurlos verschwunden ist?«
    In diesem Moment kam eine weiße Perserkatze in das Zimmer gestrichen und schlängelte sich schnurrend um Dominiques Beine.
    »Puma, mein kleiner Liebling«, säuselte Dominique, ohne auf Samuels Frage einzugehen.
    Die Katze starrte Samuel kurz ausdruckslos an, dann schlenderte sie davon und sprang in einen mit Sackleinen ausgekleideten Korb. Auf einem Zipfel des groben Stoffs konnte Samuel mehrere rote Buchstaben erkennen. Er wollte bereits mit seinen Fragen fortfahren, überlegte es sich dann aber anders. Besser, er besprach sein weiteres Vorgehen erst mit Bernardi. Aber er konnte in dieser Situation nicht einfach aufstehen und gehen. Um seinen Abgang nicht allzu abrupt erscheinen zu lassen, unterhielt er sich mit Dominique noch über ihre Funktionen in Reverend Schwartz’ Kirche.
    »Der Reverend hat mir erzählt, Sie hätten ihn einem Läuterungsritual unterzogen, als ihm das Ausmaß des Bösen in der Welt über den Kopf zu wachsen drohte. Als ich allerdings wissen wollte, wie ich mir das vorzustellen hätte, hat er mich an Sie verwiesen.«

    »Bedaure, Mr. Hamilton, aber es ist mir nicht gestattet, über meine Patienten zu sprechen. Ich kann Ihnen lediglich bestätigen, dass Reverend Schwartz zu meinen Patienten zählt und ich ihm jederzeit zur Verfügung stehe, wenn er sich mit der Bitte um Hilfe an mich wendet.«
    »Aber er hat mir ausdrücklich Erlaubnis erteilt, Sie danach zu fragen«, bohrte Samuel weiter, obwohl er schon eine recht gute Vorstellung von dem Läuterungsritual hatte, das die Domina bei dem kleinwüchsigen Prediger vorgenommen hatte.
    »Zum Schluss noch eine letzte Frage. Sie betrifft das Gemälde, das der Reverend bei seinen Predigten auf der Bühne entrollt. Seinen Aussagen zufolge haben Sie es ihm geliehen.«
    »Ja, das Bild gehört mir.«
    »Woher haben Sie es? Es sieht aus, als stammte es von einem alten Meister.«
    »Das ist eine lange Geschichte, für die jetzt allerdings die Zeit nicht reicht. Belassen wir es einfach dabei, dass der Reverend das Beste daraus gemacht hat.«
    Samuel stellte noch ein paar weitere belanglose Fragen, dann bedankte er sich für das Gespräch und verabschiedete sich.
    Er ging zur nächsten Telefonzelle und versuchte, Bernardi zu erreichen, aber der Lieutenant war nicht in seinem Büro. Deshalb ließ er sich von seiner Sekretärin für den nächsten Tag um acht Uhr morgens einen Termin bei ihm geben.
    Mit einer halben Stunde Verspätung traf Samuel in der Hall of Justice ein. Aber das schien Bernardi angesichts der Aktenstapel, die er noch durchzuarbeiten hatte, nicht weiter zu stören. Der Reporter wirkte schon am frühen Morgen völlig aufgelöst. »Anstrengende Nacht gehabt?«, fragte der Lieutenant teilnahmslos und spülte den letzten Bissen seines Doughnut mit einem Schluck kaltem Kaffee hinunter. Dann rieb er zum Abschluss seines Morgenrituals die Hände aneinander, um sie von den letzten Zuckerkörnern zu säubern.

    Samuel setzte sich auf einen der zwei Stühle vor Bernardis Schreibtisch. »Zutreffender wäre wohl, dass der Tag richtig schlecht angefangen hat. Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich darüber mein Portemonnaie zu Hause vergessen habe.«
    »Und was genau beschäftigt Sie so sehr? Von Ihrem Gespräch mit diesem Ramiro hat mir Vanessa bereits erzählt. Aber anscheinend haben Sie mir etwas Wichtiges mitzuteilen. Ich hoffe nur, es bringt uns weiter als das, was Sie über Octavio und seine verschwundene Freundin herausgefunden haben.«
    »Ich bin tatsächlich auf eine neue Spur gestoßen.«
    »Da bin ich aber gespannt.« Bernardi stützte erwartungsvoll die Ellbogen auf den Schreibtisch und beugte sich vor.
    »Dominique, die Hexe, hat eine weiße Katze.«
    Bernardi sah ihn verständnislos an. »Ja, und?«
    »Erinnern Sie sich nicht mehr? Auf dem Sack, in dem das erste Leichenteil gefunden wurde, waren weiße Haare, die von einem Tier stammten.«
    Bernardi sprang auf und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Aber natürlich, Samuel, vollkommen richtig.«
    »Aber das ist noch nicht alles. Die weiße Katze schläft in einem Korb, und ausgekleidet ist dieser Korb mit – jetzt raten Sie mal?«
    »Keine

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