Missing Link
aus grauem Kitt lehnten gegen die Säulen. Auf jeder Tasche befand sich ein kleiner, mit schwarzem Klebeband befestigter Plastikkasten mit einer LED-Anzeige. Auf der Anzeige stand: 000:00.
Das sah nach Sprengzündern aus.
»C-4«, sagte Ricardo. »An den Stützpfeilern befestigt.«
»C-4?«
»Genug, um die ganze Halle zum Einstürzen zu bringen.«
Als Jack um die Ecke bog - Bonganes lange Arme hingen um seine und Ricardos Schultern -, stockte ihm in einem Anfall von Panik der Atem, als hätte man ihm mit einem Bleirohr auf den Bauch geschlagen. Vom Gang her drang kein bisschen Licht zu ihnen durch. Vor ihnen rannte Samantha an den Hieroglyphen vorbei, die den Eingang schmückten, und blieb vor einem Schotterhaufen stehen, der bis auf den Gang hinausreichte.
Jack kletterte mit Samantha den Haufen hinauf, während er den benommenen Bongane Ricardos Fürsorge überließ. Der Eingang war völlig zugeschüttet worden. Gegen den Schotterhaufen gelehnt, blickte Jack durch den im Schein der Taschenlampe tanzenden Staub. Samantha schwieg. In dem schwachen Licht sah er, dass ihr Gesicht rot anlief, während sich leuchtende Flecken wie karminroter Efeu an ihrem Hals hinabwanden. Sie atmete schwer.
»Ich glaube, man hat uns gerade total verarscht«, sagte Jack.
Eingang
Dorn stand daneben, als ein Lastwagen mit einem an die Stoßstange montierten Planierschild die letzten Haufen roter Erde in die Grube schob.
»Es tut mir so Leid, Samantha«, murmelte er immer wieder vor sich hin.
Es gab nichts, was er noch tun konnte. Sie würde dort unten mit Jack sterben. Mit dem Mann, den sie immer noch liebte, wie sie erst vor kurzem deutlich gemacht hatte.
»Es war nicht zu vermeiden«, sagte Baines.
Dorn drehte sich zu ihm um.
»Die wär bestimmt zur Plage geworden«, versuchte Baines ihn auf seine grobschlächtige Weise zu trösten. »Und sich mit Jack jetzt anstatt später zu befassen, ist für mich so, als wär jetzt bereits Weihnachten.«
Schon bei der bloßen Andeutung von Jacks Tod empfand Dorn eine tiefe Befriedigung. Seine Laune wurde besser. »Wir brechen so schnell wie möglich auf«, ordnete er an. »Aktiviere die Sprengsätze.«
Baines wandte sich dem Transporter zu.
Dorn beobachtete, wie der letzte Rest der roten Erde eingeebnet wurde. Einen kurzen Moment lang, als Baines gesagt hatte, die dritte Ebene sei eingestürzt, hatte Dorn gedacht, dass sich tatsächlich alles von allein lösen könnte. Jack und Ricardo waren - auf eine für Dorn ziemlich unschädliche Weise - von einer wohlmeinenden Naturkraft getötet worden und hatten ihm einige Schwierigkeiten erspart. Er wusste, dass Jack niemals zugestimmt hätte, die fortschrittliche Technik der Außerirdischen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Und er hätte Samantha ständig davon überzeugen müssen, wie außerordentlich wichtig die Geheimhaltung der Technologie wäre.
Doch sie war Jack hinterhergegangen.
Vielleicht ist es tatsächlich besser so, dachte Dorn. Obwohl ihn die Tatsache, sie verloren zu haben, mehr schmerzte, als er sich vorgestellt hatte.
Mit einem tiefen Atemzug in der kühlen Luft verschaffte er seinem Kopf wieder Klarheit.
Zumindest seine eigene Zukunft war gesichert. In einer Kiste und fest verschnürt auf einem von Schwerbewaffneten bewachten Transporter stand Die Quelle , ein Gerät, das ihn zum mächtigsten Mann der Welt machen würde. In wenigen Wochen würde es nur noch schwache Spuren von der Ausgrabungsstelle geben. Bis dahin würde er Tiahuanaco weit hinter sich gelassen haben.
Verständnislos blickte Samantha auf den Haufen aus Erde und Steinen. »Aber warum?«, brachte sie schließlich heraus. »Was zum Teufel hat er vor?«
»Dorn weiß, dass wir nie zustimmen würden, die Technologie geheim zu halten. In jeder seiner Hightech-Unternehmen verfügt er über die Möglichkeiten, die Technologie nachzubilden und Milliarden damit zu verdienen.«
»Freunde, wir sind übers Ohr gehauen worden«, sagte Ricardo, der sich immer noch um Bongane kümmerte.
Samantha begann zu zittern.
Jack hatte zuvor ihren Blick gesehen - denjenigen, der von ihrer Wut herrührte.
»Wahrscheinlich hatte er sowieso vorgehabt, die gesamte Anlage zu sprengen, sobald wir mit der Ausrüstung draußen gewesen wären«, vermutete Jack. »Das heißt für mich, dass Dorn keinen Augenblick daran gedacht hat, die Technologie in der Öffentlichkeit bekannt zu machen - ganz egal, wie wir uns entscheiden würden.«
Samantha kaute auf ihrer Unterlippe. Mit ihren
Weitere Kostenlose Bücher