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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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Hosen!
    Es dauerte noch eine Stunde, bis das Luftschiff die Fahrt verlangsamte und sie in einer Gebirgssteppe landeten, um »die Örtlichkeiten aufzusuchen«, wie Mr Socrates es so elegant ausdrückte. Octavia kletterte aus der Gondel und die Seidenleiter hinunter. Dann zog sie sich hinter einem Maulbeerstrauch um. Die Luft war kühler, als sie erwartet hatte. Sie befestigte die Scheide ihres Stilettmessers, die sie sonst immer am linken Oberschenkel trug, am Hosenbund. Mrs Finchley hatte die Hose mit praktischen zuknöpfbaren Taschen, Schlaufen zum Befestigen von Gegenständen und sogar mit einer Geheimtasche ausgestattet. Als sie mit dem Kleid über der Schulter die Leiter wieder nach oben kletterte, war sie begeistert, wie viel einfacher ihr das in Hosen fiel. Niemand kommentierte ihre neue Garderobe, nur Modo warf ihr einen amüsierten Blick zu.
    Wenig später überflog das Luftschiff eine Ortschaft inmitten einer grünen Berglandschaft. Sie schien nicht viel mehr als eine Ansammlung kleiner Rechtecke und Quadrate zu sein.
    »Das ist Murrurundi«, erklärte Lizzie.
    »Ja, richtig«, pflichtete ihr Mr Socrates bei. »Wir kommen gut voran, und tausendfünfhundert Meter erscheinen mir die ideale Flughöhe zu sein.«
    Octavia lugte über den Rand der Korbwand. »Tausendfünfhundert Meter?«
    »Ja, Octavia. Wir sind höher als die meisten Berggipfel Australiens.«
    Es gelang Octavia nicht einmal, irgendwelche Menschen in dem Ort auszumachen. Sie wusste, dass dort unten welche sein mussten und wahrscheinlich in diesem Augenblick nach oben starrten, um herauszufinden, woher das Motorengeräusch kam. Modo trat mit der Holzmaske vor dem Gesicht neben sie an die Steuerbordseite der Gondel. Sie hatte nicht mitbekommen, wie er die Maske aufgesetzt hatte, aber ihr fiel auf, dass er inzwischen noch gebeugter und kleiner wirkte. Außerdem wurde sein dunkles Haar dünner.
    Sie deutete auf die Landschaft hinunter. »Modo, stell dir mal vor, wie die Eingeborenen zu uns hochsehen, als ob wir Götter wären. Falls wir aus der Gondel fallen, sind wir allerdings platter als ein Viertelpenny.«
    »Daran will ich gar nicht denken.«
    Sie lachte. »Du hast deine Maske aufgesetzt. Schützt sie dich vor Gegenwind?«
    »Sie ist notwendig, das ist alles.«
    »Wie hat die französische Spionin reagiert, als sie dein Gesicht gesehen hat?«, fragte Octavia flüsternd. Das war eine Frage, die sie ihm eigentlich nie hatte stellen wollen, aber offensichtlich war ihr Zorn noch nicht verflogen. Dabei hatte sie geglaubt, mit der ganzen Angelegenheit abgeschlossen zu haben.
    Durch die Löcher der Maske sah Modo ihr in die Augen. »Sie hat sich von mir abgewandt.«
    »Ich verstehe.« Octavia schwieg kurz, dann fragte sie: »Hast du ihr dein Gesicht freiwillig gezeigt?«
    »Ja.«
    »Ach ja?«, wisperte sie eine Spur zu schroff.
    Er warf einen Blick über die Schulter zu Mr Socrates, dann wandte er sich wieder an Octavia. »Willst du mein Gesicht sehen, Tavia?«, fragte er leise. »Ich kann es dir jetzt zeigen.«
    »Nein«, antwortete sie, mit einem Mal überzeugt, dass dies der richtige Weg war. »Es ist mir egal, ob ich es jemals sehe.«
    »Dann soll es so sein«, sagte er und kehrte zu seinem Platz an der Feuerbüchse zurück.
    »Ja, so soll es sein«, flüsterte sie heiser. Sie blickte zum Horizont. Die Sonne stand schon tief. Es überraschte sie, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie wischte sie weg und war froh, dass niemand das gesehen hatte.

 
     
    D ie erste Nacht in der Prince Albert verbrachte Modo nicht im Entferntesten so komfortabel wie im Langham Hotel, ja nicht einmal wie im Rag and Famish. Zunächst mussten alle vor dem Schlafen noch einmal »die Örtlichkeiten aufsuchen«. Dazu senkten sie das Luftschiff bis dicht über dem Boden ab, verhakten den Anker in den Ästen eines einsamen Schnee-Eukalyptus und kletterten die gut fünfzehn Meter lange Seidenleiter hinunter. Allein das war schon ein Abenteuer, denn die Seide war so hauchdünn, dass man glaubte, ins Leere zu fassen. Doch sie war robust genug, um Modo und die beiden anderen Männer gleichzeitig zu tragen.
    Als die Männer zurück in die Gondel gestiegen waren, kamen die Frauen an die Reihe.
    Sobald wieder alle an Bord waren, ließen sie das Luftschiff in rund dreißig Metern Höhe schweben und legten sich schlafen. Modo übernahm die erste Wache und starrte abwechselnd nach unten in die Dunkelheit oder nach oben in den Himmel, unsicher, nach welcher Art von Feind er

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