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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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einzige Lichtquelle war ein schmaler Streifen unter der Tür, aber das reichte schon, um die Kopfschmerzen noch schlimmer werden zu lassen. Vanessa Michael Munroe schloss die Augen, um dem dröhnenden Pochen zu entkommen, und ließ sich in die Dunkelheit zurückgleiten, zu den Worten und Klängen, die von den Wänden widerhallten.
    Es war keine richtige Unterhaltung, sondern eine Aufnahme. Das merkte sie selbst in ihrem Betäubungsmittel-Nebel. Sie legte die Fingerspitzen an die Wand und erfuhr dasselbe, was ihr der Geruch bereits verraten hatte. Feucht. Kalt. Begraben.
    Ihr Bein war steif und tat bei jeder Berührung weh, ihre Schulter war heftig geprellt. Erinnerungsfetzen jagten ihr durch den Kopf: Die Schnellstraße. Das Motorrad. Der Stich an ihrem Bein. Der Sturz in die Dunkelheit und in den Schmerz.
    Hinter der Tür näherten sich Schritte. Stimmen, echte Stimmen – gelegentlich auch Schreie –, alles überlagert von der unablässigen Berieselung durch die Sprache, die alle Geräusche aus der Welt jenseits dieser Wände überdeckte und dämpfte und für ein eigenartiges Gefühl der Kontinuität in diesem Kerkerloch sorgte.
    Munroe holte tief Luft, sog den Atem langsam ein und stieß ihn wieder aus, verschmolz mit der Matratze und dem beißenden Schimmel-und Schmutz-und Schweißgestank, schwebte im Klang dieser Sprache, tauchte darin ein, so lange, bis im Türschloss Metall auf Metall kratzte. Die Tür wurde zur Seite geschoben, und in der Zelle wurde es schlagartig blendend hell.
    Mit dem Licht kam auch der Schmerz zurück, und sie blinzelte den Schatten an, der sich bückte und dann den Türrahmen ausfüllte. Der Eindringling wurde von einem zweiten begleitet. Beide hielten vorsichtig Abstand, bis sich ein dritter zu ihnen gesellte. Er kam ein Stückchen näher. »Jetzt bist du wach«, sagte er. Die Stimme kam ihr vertraut vor, als hätte sie von ihm geträumt oder als erlebte sie gerade ein Déjà-vu. »Das ist gut«, fuhr er fort. »Du kannst erst einmal etwas essen, dann kommst du mit.«
    Sein Englisch war sehr klar und akzentuiert – vielleicht war er in England oder in Kanada zur Schule gegangen –, aber es war nicht seine Muttersprache. Doch dann hörte er auf zu reden, und Munroes Geist, immer noch im Drogennebel, arbeitete zu langsam, um zu erfassen, was sie eigentlich hätte wissen müssen. Die Erkenntnis war da, fast greifbar, doch dann verschwand sie wieder, und Munroe ließ sich seufzend zurücksinken, tauchte ein in den Frieden.
    Der Schattenmann wandte sich jetzt an die beiden anderen. Seine Worte wirbelten zerhackt und zersplittert durch ihren Schädel. Sie hatten eine Bedeutung, aber welche genau? Die Sprache war ihr vertraut, aber irgendwie auch nicht.
    »Lasst sie noch ein bisschen schlafen«, hatte er gesagt. »Sie ist noch nicht so weit.«
    Ja, genau, das war die Bedeutung. Und dann waren sie wieder weg, und sie war wieder allein mit der Stille und den Stimmen, immer die Stimmen, und der Dunkelheit und der Zeit.
    Dann das Erwachen.
    Ihre Augen öffneten sich, sahen nur Schwärze, und ihr Geist war hellwach.
    Munroe drehte sich auf den Bauch und ging in die Hocke.
    Der Lichtstreifen war nicht mehr zu sehen, nur die ungarische Tonaufnahme durchbrach die Stille.
    Sie ließ sich von der Matratze auf den Fußboden gleiten, tastete sich an der Wand entlang bis zur Ecke, brauchte Minuten, um zu erkunden, was sie bei Licht in wenigen Sekunden hätte erfassen können, folgte dem Verlauf der Wände, schätzte die Maße der Zelle auf zwei mal zwei Meter, während die Decke so niedrig war, dass sie sie an manchen Stellen mit den Haaren streifte.
    Neben der Tür stieß sie gegen eine Metallschale. Sie verharrte kurz, spürte ihren Hunger und ließ die Schale stehen. Das Risiko, erneut mit Drogen gefüttert zu werden, war ihr zu groß. Wieder zurück auf der Matratze lehnte sie sich mit dem Rücken an den kalten Stein und ließ ihren Geist wandern, näherte sich dem Rätsel in kleinen Kreisen, formulierte Fragen, im Einklang mit dem Rhythmus der Stimmen. Es fühlte sich ähnlich an wie das Eintauchen in eine Sprache, das sie jedes Mal praktizierte, bevor sie in ein neues Land oder zu einem neuen Auftrag aufbrach, fast so, als wüssten sie – wer immer sie sein mochten –, als wüssten sie von dieser unerklärlichen Gabe, die sie seit ihrer Kindheit begleitete, der Gabe, eine Sprache beinahe genauso schnell zu verarbeiten und sich zu eigen zu machen, wie andere Menschen Dinge verarbeiteten, die sie

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