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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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niemals finden würdest, wenn ich es nicht will.«
    Nach einer weiteren Pause fügte sie hinzu: »Die Wahrheit, Logan.«
    Nun herrschte Stille, ein ausgedehnter, träger Stillstand, der alle anderen Gespräche ringsumher zu einem einzigen weißen Rauschen verschwimmen ließ.
    Logan hielt den Blick auf den Tisch gerichtet. Munroe wartete ab, wollte, dass er endlich mit der Sprache rausrückte.
    Sie selbst würde nicht, konnte nicht diejenige sein, die das Schweigen brach, nicht aus Liebe, nicht aus Freundschaft, nicht aufgrund irgendeiner anderen Bindung. Nicht in dieser Konstellation. Für sie gab es nur eine einzige Möglichkeit weiterzumachen, und das war, wenn Vertrauen und Freundschaft mehr bedeuteten als das Geheimnis, das er vor ihr zu verbergen versuchte.
    Das Schweigen wurde länger, und als ihr klar war, dass er seine Entscheidung getroffen hatte, stand sie auf. Noch bevor sie sich komplett erhoben hatte, streckte Logan die Hand nach ihr aus, eine fast schon verzweifelte Geste. Er legte seine Hand auf ihre.
    »Bitte geh nicht.«
    »Du lässt mir keine Wahl.«
    »Ich sag’s dir ja. Aber lass mir noch einen Augenblick Zeit, damit ich meine Gedanken ein bisschen sortieren kann, okay?«
    Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und wartete schweigend ab.
    Als er schließlich anfing zu reden, drang nur ein heiseres Flüstern aus seiner Kehle. »Hannah ist meine Tochter.«
    Munroe kannte Logan jetzt schon fast ihr ganzes Erwachsenenleben lang, kannte ihn so, wie ihn nicht einmal die Freunde aus seiner Kindheit kannten, aber das hatte er in der ganzen Zeit nicht einmal auch nur angedeutet.
    Vielleicht lag es an seinen ständig wechselnden Liebhabern, dass sie diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen hatte, vielleicht auch daran, dass er und sie eigentlich alles voneinander wussten und sie niemals gedacht hätte, dass er ein solches Geheimnis mit sich herumschleppte. Aber wie dem auch sei, und wie sehr sie damit hätte rechnen müssen, sie hatte es nicht getan.
    Seine Worte erschienen ihr zwar im ersten Moment weit entfernt von jeder Realität, aber mit einem Mal ergab alles andere einen Sinn – Logans beharrliche Suche nach Hannah, seine Bindung an Charity, die enger war als die zu den anderen, in erster Linie aber seine verzweifelten Bemühungen, Munroe für die Befreiung des Mädchens zu gewinnen.
    Hundert Gedanken gleichzeitig rasten ihr durch den Kopf, Synapsenverbindungen entstanden, alle möglichen Details wurden verschoben und neu geordnet, um den Ereignissen der Vergangenheit eine neue Bedeutung zu verleihen. Nur für ein bestimmtes Puzzleteil hatte sie jetzt keine Verwendung mehr. Sie sagte nur: »Logan, du bist schwul.«
    »Auch Schwule können Kinder zeugen«, entgegnete er. »Das ist doch nichts Besonderes – es gibt jede Menge Männer, die sich nicht trauen, dazu zu stehen, die heiraten und Väter werden, nur damit die anderen sie für Heteros halten.« Er klappte seine Brieftasche auf und holte das Foto heraus, das er immer dabeihatte. »Hier, Michael, sieh sie dir an. Sieh einfach hin.« Er hielt das Foto neben sein Gesicht, und die Ähnlichkeit war so frappierend, dass Munroe sich fragte, warum sie nicht schon in Tanger darauf gekommen war.
    »Das war damals eine sehr verwirrende Zeit«, sagte er. »Ich war gerade erst zwanzig geworden, war aus einer homophoben Sekte aus- und in die homophobe Armee eingetreten, war immer noch dabei, mich selbst zu suchen und mich zu fragen, welches Leben ich eigentlich führen will. Dann bin ich von einem ziemlich blutigen Auftrag zurückgekommen.« Er hielt inne. »Was ich da an Scheußlichkeiten gesehen habe … überall nur Tod, und ich habe mich nach Trost gesehnt, nach Klarheit. Ich habe alles in Frage
gestellt. Deswegen bin ich in mein vertrautes Umfeld zurückgekehrt. Meine Familie war mittlerweile in Mexiko, also habe ich sie dort in ihrer Oase besucht.
    Ich war mir unsicher, ob die Führer der Oase meinen Besuch überhaupt erlauben würden. Ich dachte, dass sie mir vielleicht die Tür vor der Nase zuschlagen, weil ich mich an die LEERE angepasst habe. Deshalb habe ich fünf Monatssolde mitgebracht, als Opfergabe, als tätiges Zeichen meiner Reue. Sie haben mir drei Tage genehmigt. Charity war auch da. Wir waren während all der Jahre sehr eng befreundet gewesen, und wenn ich mich jemals zu einer Frau hingezogen gefühlt habe, dann zu ihr. Ich habe sie geliebt, und das wusste ich auch. Vielleicht habe ich irgendwie das Gefühl der Liebe mit der

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