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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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körperlichen Liebe verwechselt, ich weiß auch nicht so recht, jedenfalls hat dann eins zum anderen geführt.
    Sie ist schwanger geworden. Hätte irgendjemand mitbekommen, dass ich der Vater war – einer von außen, ein Sünder, ein Zweifler –, die Konsequenzen für sie wären mit Sicherheit fürchterlich gewesen. Deswegen hat es niemand gewusst, durfte es niemand wissen. Selbst ich habe erst nach Hannahs Geburt davon erfahren. Charity konnte es mir nicht sagen, weil ihre Briefe gelesen und ihre Telefonate überwacht wurden. Deshalb habe ich es erst bei meinem nächsten Besuch mitbekommen.
    Ich war dann so oft wie möglich da«, fuhr er fort. »Fast jeden Dollar habe ich an die Oase gespendet, und obwohl es eigentlich gegen die Vorschriften war, habe ich auch Charity manchmal etwas zugesteckt, damit sie ein paar Kleinigkeiten für das Baby und für sich ab und zu etwas Besseres zu essen besorgen konnte. Ich habe mir die Fassade des reumütigen Sünders zugelegt, der nur deshalb nicht
aus der LEERE in die Oase zurückkehren kann, weil er noch an die Armee gebunden ist. Ich habe mich pro forma an den Glaubensritualen beteiligt und der Oase so viel Geld gespendet, dass die Führer oft genug ein Auge zugedrückt haben.
    Der Schritt aus der Sekte in die Armee war eigentlich nicht besonders groß, weißt du? Ich konnte Befehle befolgen, wusste, wie man die Klappe hält und wie man sich unsichtbar macht. Ich konnte mich einem vorgegebenen Rhythmus anpassen, und das habe ich dann sozusagen doppelt gemacht – beim Militär und in der Oase. Ich bin ständig zwischen diesen beiden Welten hin- und hergehüpft, weil ich mir mit den Wiedereingliederungshilfen, die das Militär mir nach dem Ende meiner Dienstzeit angeboten hat, ein eigenes Leben aufbauen wollte.
    Als ich meinen Abschied genommen hatte, durfte ich die Oase nicht mehr besuchen. Da habe ich angefangen, Charitys Flucht zu organisieren. Du warst ja mit dabei, also kennst du den Teil der Geschichte schon. Bis dahin waren wir gezwungen, alles geheim zu halten, um Charity zu beschützen. Als sie schließlich in Dallas angekommen ist, wollten wir Hannah die Wahrheit schonend beibringen. Immerhin war Charity damals mit David zusammen, und er war für Hannah eine Art Vaterfigur. Aber dann hat er Hannah entführt. Von einer Minute auf die andere war sie nicht mehr da.«
    Logan brachte kein Wort mehr heraus. Es kostete ihn große Mühe, die Fassung wiederzuerlangen, dann fuhr er mit erstickter Stimme fort: »Wir haben gewusst, dass er sie wieder in die Sekte gebracht hat, und weil die ERWÄHLTEN mein Geld schon vorher immer gern genommen haben, erschien es uns am sinnvollsten, es mit dieser Methode
weiterhin zu versuchen. Während Charity die Gerichte und die Medien eingeschaltet und dafür gesorgt hat, dass sie ständig unter Beobachtung stehen – wofür sie sie immer noch hassen –, habe ich den entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Ich habe den Kontakt gehalten und versucht, möglichst viele Informationen zu bekommen. Niemand ahnt, wie eng Charity und ich befreundet sind oder was ich tatsächlich empfinde.« Logan unterbrach sich. »Kannst du jetzt verstehen, warum wir es niemandem sagen konnten ? Wieso wir so ein Geheimnis daraus gemacht haben?
    Acht Jahre lang halten diese Schweine meine Tochter inzwischen versteckt, seit acht Jahren schützen sie Charitys Ex, diesen verfluchten Verbrecher. Sie verlegen sie ständig von einem Land ins andere, um uns keine Chance zu lassen, sie zu finden, aber jetzt haben wir endlich erfahren, wo sie steckt.
    Bitte.« Sein Blick flehte sie an. »Michael, ich brauche dich.«
    Munroe nickte und drückte ihm die Hand, als Geste des Trostes und der Beruhigung, die jedoch die Last auf ihren Schultern nur noch schwerer werden ließ. Scheitern war ihr noch nie als akzeptable Option erschienen, aber unter diesen Voraussetzungen würde ein Scheitern die schlimmsten nur denkbaren Folgen haben. Sie konnte Logans Qualen verstehen, konnte die drückende Obsession, die ihn all die Jahre hindurch verfolgt hatte, nachvollziehen und wusste, dass diese Last nun stellvertretend auf ihren Schultern ruhte. Dieses Kind war nicht mehr länger ein anonymes Foto. Es war Logans Leben.
    Munroe schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Wir müssen gehen«, sagte sie. »Die anderen warten bestimmt schon auf uns.«
    Logan nickte und erhob sich ebenfalls. Hand in Hand und schweigend gingen sie zum Hotel zurück.
    Munroe blieb vor ihrer Zimmertür stehen, und

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