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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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und es war meistens derselbe Fahrer. Auf dem Beifahrersitz saß in aller Regel eine Frau. Die beiden gingen dann für zwanzig, dreißig Minuten in den Laden und kamen jedes Mal mit mehreren gefüllten Kisten wieder. Bianca bombardierte sie noch mit weiteren Einzelheiten, die aber in der momentanen Situation nichts mehr brachten. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr, einem erschreckten »Huch« und einem Winken verließ Munroe das Geschäft und kehrte in ihr Hotel zurück.
    Wenn sie erst einmal eine Oase ausfindig gemacht hatte, würde sie mit etwas Zeit und Geduld auch die anderen beiden finden, die sich angeblich im Großraum von Buenos Aires befanden. Wenn morgen die Sonne aufging, dann war sie bereit. Der Magnet hatte seine Aufgabe erfüllt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die Nadel in den Händen hielt.

Kapitel 11
    Munroe saß neben ihrem Bett auf dem Boden, hatte den Rücken an die Wand gelehnt und zwei Stapel mit Unterlagen vor sich liegen. Es war nach Mitternacht. Bradford, der sich für das Bett am Fenster entschieden hatte, schnarchte leise. Entweder schlief er wirklich, oder er war ein herausragender Schauspieler.
    Um ihn möglichst wenig zu stören, hatte Munroe die Nachttischlampe auf den Boden zwischen die Wand und das Bett gestellt. Sie musste den Ordner durcharbeiten, den Logan ihr zuletzt gegeben hatte, und dann war da noch dieser Briefumschlag mit den Informationen über den Vorfall in New York.
    Munroe ließ ihren Zeigefinger immer wieder zwischen dem Aktenordner und dem Umschlag hin- und herwandern, unschlüssig, so lange, bis die beiden Dokumente exakt eine Fliesenbreite auseinanderlagen. Langsam, zögerlich drehte sie die Hände und starrte auf ihre Handflächen, auf das unsichtbare Blut, das an ihnen klebte, wollte es abwischen, verschwinden lassen, und wusste doch, dass das unmöglich war.
    Sie war ein Raubtier, eine Jägerin, aber gleichzeitig verabscheute sie die Blutgier, die stets dicht unter der Oberfläche lauerte. Es widerte sie an, wie leicht ihr das Töten fiel und wie gut sie sich anschließend jedes Mal fühlte.
    Spielte es wirklich eine Rolle, dass sie in Notwehr gehandelt
hatte oder dass ihre Opfer üble Gestalten gewesen waren? Jeder Tote war Sohn oder Bruder gewesen, Vater oder Geliebter eines anderen Menschen. Tod war Tod, und Mord war Mord, und der übermächtige Drang, Blut zu vergießen, war – wie die Befriedigung, die er mit sich brachte – zerstörerisch und unerträglich wie jede Sucht. Aus diesem Grund war sie sogar froh über ihre Albträume und ihre Schuldgefühle. In gewisser Hinsicht waren sie der Beweis dafür, dass sie trotz der Glücksgefühle, die sie beim Töten überkamen, immer noch ein Gewissen besaß, dass sie immer noch ein Mensch aus Fleisch und Blut war.
    Zunächst hatte sie Bedenken gehabt, dass sich mit Logans Auftrag die Zahl ihrer Todesopfer noch einmal erhöhen würde, doch diese Bedenken waren mittlerweile deutlich schwächer geworden. Sie hatte erkannt, dass die ERWÄHLTEN im Prinzip Pazifisten waren. Anders als beispielsweise der von Jim Jones gegründete Peoples Temple in Jonestown lehnten die ERWÄHLTEN den Massenselbstmord ab, und im Gegensatz zu David Koreshs Davidianern häuften sie auch keine Berge von Waffen an, um sich auf das Jüngste Gericht vorzubereiten. Allerdings glaubten sie, dass sie, wenn die Endzeit anbrach, Superkräfte bekommen würden, wie die X-Men oder andere Comic-Superhelden.
    Gefahr für Leib und Leben ging also nicht von den ERWÄHLTEN aus, sondern von ihren Unterstützern – einflussreiche Personen, die von den ERWÄHLTEN gezielt um Schutz oder finanzielle Hilfe gebeten wurden. Dabei handelte es sich um Menschen in Militär und Polizei, aber auch um alteingesessene Familien mit Beziehungen. Das genaue Prozedere war von Land zu Land, von Stadt zu Stadt, ja, manchmal sogar von Oase zu Oase unterschiedlich,
aber damit brauchte sie sich erst zu beschäftigen, wenn sie über die konkreten Voraussetzungen in Buenos Aires besser Bescheid wusste.
    Gewaltsame Attacken waren im Augenblick sowieso nicht ihre Hauptsorge. Sie musste in erster Linie darauf achten, dass die ERWÄHLTEN keinen Verdacht schöpften, um nicht hilflos mit ansehen zu müssen, wie die Oasen sich in Luft auflösten und Hannah erneut spurlos verschwand.
    Munroe schob den New-York-Umschlag beiseite. Miles hatte recht. Sie hatte das einzig Richtige getan. Jedes weitere Nachgrübeln behinderte sie lediglich bei ihrem Vorhaben, Logans Tochter nach

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