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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Angelegenheit gewesen war. Doch Munroe glaubte nicht daran. Sie musste zu Ende bringen, was sie angefangen hatte. Sie musste wissen, ob noch mehr Personen darin verwickelt waren.
    Das Mädchen erwiderte Munroes Bitte mit einem Nicken und dann, unerklärlicherweise, lächelte es. Es war ein wunderschönes Lächeln, voller Unschuld und Vertrauen, ein unerwarteter Gegensatz zu den Tränen, dem Schmutz und dem zerrissenen, schäbigen Bademantel.
    Für einen kurzen Augenblick empfand Munroe weder Wut noch Blutgier. Sie spürte nur, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte und sie die Tränen, die dieses Geschenk des kleinen Mädchens bei ihr ausgelöst hatten, mit Gewalt zurückdrängen musste.
    Munroe drehte sich wieder um und wandte sich dem Haus zu, ging durch den Flur, der vom vorderen Teil des Hauses mit seinen offenen, gefliesten Zimmern weiter nach hinten führte.
    Abgesehen von der Küche mit einem Tisch und einigen Stühlen sowie einem Schlafzimmer mit zwei Matratzen an zwei gegenüberliegenden Wänden waren die Zimmer des Hauses leer. Munroe wurde zunehmend unruhig. Sie ging
ein zweites Mal durch das Haus und war sich sicher, dass sie in dieser seltsamen Leere, in dieser vollkommenen Stille einen entscheidenden Hinweis übersehen hatte.

Kapitel 16
    Munroe stand im Hausflur, als sie ein leichtes Vibrieren im Rücken spürte. Sie verharrte, legte eine Hand an die Wand und spürte es erneut, ein festes, wiederkehrendes Klopfen. Sie begriff, was es bedeutete, und zog sich ans Ende des Flurs zurück. Ging in die Knie. Wartete.
    Eine halbe Minute später hörte sie das unbarmherzige Quietschen einer Tür. Ein Teil der Wand wurde nach innen gezogen, und Sekunden später erschien dort eine Türöffnung. Dahinter ertönte eine tiefe, bellende Stimme. Vermutlich rief der Mann nach seinem fehlenden Partner.
    Munroe zog die Pistole und hielt still.
    Das Klopfen ging weiter, während der Mann, dem die Stimme gehörte, die letzten beiden Treppenstufen nahm.
    Jetzt schob er sich durch die Türöffnung, eine imposante Gestalt, nicht besonders groß, aber sehr dick – er hätte problemlos die halbe Breite des Flurs eingenommen, wäre er je so weit gekommen. Allem Anschein nach hatte ihn das Treppensteigen große Mühe gekostet.
    Munroe zielte. Drückte ab. Drei Schüsse kurz hintereinander.
    Der dreifache Knall zerriss die Stille im Flur, der ohrenbetäubende Widerhall erstickte seinen Schrei ebenso wie den dumpfen Aufprall auf dem Boden.
    Sie trat auf ihn zu, packte ihn und versuchte ihn zu drehen, um an die Maschinenpistole zu kommen, die immer
noch über seiner Schulter hing und jetzt zwischen Rücken und Fußboden eingeklemmt war. Es sah aus, als hätte er sich bei seinem Sturz ein Bein gebrochen oder das Knie verdreht. Er blutete aus der Seite. Das kräftige, dunkle Rot war die Farbe des unmittelbar bevorstehenden Todes.
    Eine Kette mit drei Schlüsseln hing ihm um den Hals. Sein linker Arm war in die Türöffnung gerutscht, wo schmale Stufen in einen neonbeleuchteten Keller hinabführten.
    Munroe trat mit dem Stiefel auf seine Waffe. Er stellte jede Gegenwehr ein. Starrte sie fassungslos an. Und flüsterte unter großer Anstrengung in seiner Muttersprache: »Wer bist du?«
    Sie erwiderte, ebenfalls flüsternd und in einer Sprache, die ihr von einem längst vergangenen Auftrag vertraut war: »Ich bin die Erlösung.«
    Sie lauschte aufmerksam nach Schritten, hielt Ausschau nach Bewegung oder irgendeinem anderen Anzeichen dafür, dass noch jemand bei ihm war, aber nachdem sie nichts dergleichen wahrgenommen hatte, setzte sie ihm die Mündung an die Stirn. Drückte ab. Riss ihm die Kette vom Hals und ging nach unten.
    In dem engen Flur im Keller angekommen sah sie sich drei engen Arrestzellen gegenüber. Der Betonfußboden war feucht, als sei er erst kürzlich abgespritzt worden, und der Geruch nach Putzmittel überlagerte den Verwesungsgestank.
    Munroe fing mit der hinteren Zelle an, suchte den Schlüssel, schloss die Tür auf und machte so lange weiter, bis jede Metalltür offen stand. Die Zellen waren eindeutig für mehrere Personen gedacht, aber Munroe entdeckte nur noch ein einzelnes Kind.
    Das Mädchen hockte in einer Ecke, zusammengekauert, voll und ganz auf Widerstand eingestellt. Seine schmutzigen Kleider waren immer noch nass. Munroe duckte sich, betrat die niedrige Zelle und kroch auf allen vieren vorwärts. »Ich tu dir nichts«, sagte sie. »Ich bin gekommen, um dich zu befreien. Bist du verletzt? Kannst du

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