Mission Sphinx: Thriller
ideales Versteck war, ein Labyrinth von dunklen Gassen, in dem es vor europäischen Flüchtlingen, die in abgewirtschafteten Hotels und anderen billigen Absteigen wohnten, nur so wimmelte.
Deshalb hatte er sich bei Myers erkundigt, ob auch wirklich jedes Hotel und Bordell in der Gegend überprüft worden war, nur um sicher zu sein.
»Nein, Sir«, hatte Myers zögernd zugegeben.
Jetzt, da Weaver die Erklärung dafür gehört hatte, war er empört. »Halten Sie den verdammten Wagen an«, befahl er dem Fahrer. Der Jeep hielt am Straßenrand, und Weaver knöpfte sich den Captain vor. »Finden Sie ganz genau heraus, welche Bordelle ausgelassen worden sind, und zwar rasch. Fragen Sie über Funk nach. Und es interessiert mich überhaupt nicht, wie viele Generäle darin mit heruntergelassener Hose erwischt werden.«
»Ja - jawohl, Sir.« Myers schaltete das Funkgerät ein, nahm das Handmikrophon und den Kopfhörer und sprach ein paar Minuten lang. »Fünf Bordelle wurden nicht kontrolliert, Sir.«
»Wo, zum Teufel, sind sie?« fragte Weaver noch immer wütend.
»Eines liegt am Hafen, ein weiteres an der Corniche, wo wir gerade waren, die anderen drei befinden sich in den Vororten El Gabbari und Sich Bishr. Die meisten sind hochklassige Etablissements mit europäischen Mädchen.« Myers wurde wieder rot. »Ich würde vorschlagen, daß wir dort nicht einfach die Türen eintreten, Sir. Es könnte einige der hohen Herren, die zu Besuch sind, sehr irritieren, und dann hätten wir einen Riesenärger.«
»Das ist mein Problem, nicht Ihres. Das am Hafen und an der Corniche zuerst. Die anderen sind weiter weg.« Weaver tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Los, fahren Sie schon.«
20.40 Uhr
Hassan schwitzte. Es war anstrengend gewesen, den Packard durch die engen Gassen zu manövrieren. Er hatte Weaver dabei zweimal verloren, während dessen Jeep durch die Vororte der Stadt gebraust war, aber jedesmal hatte er ihn wiedergefunden.
Schließlich war Weavers Jeep in den Rotlichtbezirk eingebogen und hatte in einer Seitenstraße voller Armeelastwagen und Soldaten angehalten. Hassan war an den Straßenrand gefahren und beobachtete nun das Geschehen.
Das sah nach einer Art Razzia aus. Dutzende von Soldaten und Polizisten hatten die Straße abgesperrt, und Weaver und der Offizier mit der Augenklappe waren in einem Haus verschwunden. Nun erschienen sie wieder, gefolgt von einer Gruppe von Militärpolizisten, die ein Paar abführten. Das Paar wurde in einen Lastwagen geladen und fortgebracht.
Hassan fluchte. Offensichtlich hatten sie zwei der Deutschen gefunden.
Er sah Weaver zu einem anderen Jeep hinübergehen und mit einem Captain sprechen. Während Hassan noch grübelte, was wohl geschehen war, kam ein ägyptischer Polizist auf ihn zu.
»Sie müssen weiterfahren, Sir.«
»Was ist denn hier los?«
Der Polizist registrierte Hassans Anzug, den amerikanischen Wagen, und schien zu überlegen, ob er eine wichtige Persönlichkeit vor sich hatte. Er salutierte. »Wir haben einen deutschen Deserteur gefangen«, sagte er stolz.
Hassan runzelte die Stirn. »So ein Riesentheater bloß für einen Deserteur?«
Der Polizist zuckte nur die Achseln. »Ich muß Sie bitten weiterzufahren, Sir.«
Hassan sah Weaver in den Jeep steigen, der jedoch in eine andere Richtung als der Lastwagen fuhr. Das verstand er nicht.
Wenn sie zwei der Deutschen gefunden hatten, warum fuhr Weaver dann nicht den Gefangenen nach? Hassan ließ den Motor an und versuchte es noch ein letztes Mal bei dem Polizisten. »Wer war denn die Frau, die sie verhaftet haben?«
»Die Freundin des Deserteurs. Eine Prostituierte von hier.
Bitte fahren Sie jetzt, Sir.«
Eine Prostituierte! Hassan grinste und verstand plötzlich. Kein Wunder, daß Weaver wütend ausgesehen hatte. Die Armee hatte offensichtlich die Falschen erwischt. Er fuhr rückwärts aus der Straße heraus, legte den ersten Gang ein und folgte Weavers Jeep.
20.40 Uhr
Gabrielle Pirou rang vor Verzweiflung die Hände und wurde von Minute zu Minute unruhiger.
Sie warf einen Blick auf das Telefon auf ihrem Schreibtisch.
Der Mann und die Frau, die Safa bezahlt hatten, waren das Paar, nach dem die Armee suchte, davon war sie mittlerweile überzeugt. Sie hatte gehofft, daß sie von allein gehen und ihr den Anruf bei der Militärpolizei ersparen würden, aber bis jetzt war das nicht geschehen. Sie hatte sich vorhin hinaufgeschlichen, um nachzusehen, ob sie noch da waren, aber die Tür war von innen verschlossen.
Weitere Kostenlose Bücher