Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
siebenundvierzig Minuten entkommen. Das bedeutet, unser Suchgebiet ist in den letzten zwei Stunden und siebenundvierzig Minuten um ein Vielfaches größer geworden. Was tun wir, um ihn zu finden?«
»Wir haben an sämtliche Polizeidienststellen und Grenzpatrouillen eine Fahndung herausgegeben. Sämtliche Flughafenbehörden und Passkontrollen sind alarmiert …«
Cain winkte abfällig mit der Hand. »Drake kennt das Procedere. Wenn er auch nur halb so schlau ist, wie wir denken, weiß er, wie er durch das Netz schlüpfen kann. Und wenn er es nicht weiß, dann Anya«, setzte er hinzu. »Inspirieren Sie mich, Dan. Zeigen Sie mir, dass Sie sich Ihren Gehaltsscheck zu Recht verdienen.«
Franklin spürte, wie ein Schweißtropfen über seinen Rücken lief. »Wir haben Drakes eigenes Shepherd Team auf ihn angesetzt. Sie sind die Besten in ihrem Job, und vor allem kennen sie ihn. Sie wissen, wie er denkt, wie er agiert. Sie können ihm zuvorkommen. Drake ist nur deshalb so weit gekommen, weil er uns überrumpelt hat. Diesen Fehler werden wir nicht noch einmal begehen.«
Cain blickte ihn lange an, bevor er schließlich wieder auf seinem Stuhl zurücksank und Franklin vom Haken ließ. »Nicht schlecht«, räumte er ein. »Hoffen wir, dass sie schon bald etwas zu berichten haben.«
»Ich vertraue ihnen vollkommen.«
Cains Augen blitzten. »Schön für Sie. Informieren Sie mich, wenn Sie etwas Konkretes haben.«
Damit widmete er sich wieder seinem Computer. Franklin war entlassen. Er drehte sich herum und verließ das Büro, wobei er bereits nach seinem Handy griff.
»Verdammt sollst du sein, Ryan!«, zischte er, während er Dietrichs Nummer wählte.
Anya starrte teilnahmslos aus dem Fenster, als sie über die Interstate fuhren. Bäume, Felder und kleine Siedlungen flogen an ihnen vorbei.
Seit sie die Tankstelle verlassen hatten, war kein Wort zwischen ihnen gefallen. Drake saß nur da, starrte auf die Straße und umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Dass er vor Wut fast überkochte, wäre selbst für jemanden offenkundig gewesen, der nichts von Körpersprache verstand. Für Anya jedoch hätte er genauso gut herumbrüllen und mit den Fäusten auf das Armaturenbrett hämmern können.
Sie war über ihre Reaktion von vorhin selbst irritiert. Gewalt einzusetzen, um sich zu verteidigen, war eine Sache, aber sie hatte sich nicht damit begnügt. Wäre Drake nicht gewesen, hätte sie die beiden Männer getötet, ohne es auch nur eine Sekunde lang zu bereuen.
Bei Bastard war es etwas anderes gewesen. Er hatte den Tod verdient, viele Male, und sie hatte ihn nur zu gern umgebracht. Aber diese Männer an der Tankstelle hatten sie weder töten noch foltern wollen. Es waren nur Idioten gewesen, die etwas zu überheblich und leichtsinnig gewesen waren, das war alles. Und sie hätte die beiden fast umgebracht.
Sie hatte den Wunsch zu reden, etwas zu sagen, eine Erklärung abzugeben, aber sie fand nicht die richtigen Worte. Sie war nicht daran gewöhnt, über ihre Beweggründe zu sprechen oder sich für ihre Handlungen zu entschuldigen.
»Drake, ich …«
»Halten Sie die Klappe!«, fauchte er sie an. »Ich will keinen Scheiß von Ihnen hören, Anya. Es gibt nichts, womit Sie das, was Sie getan haben, rechtfertigen können! Gar nichts!«
Ein paar Sekunden lang starrte sie ihn nur an, bestürzt über seinen Gefühlsausbruch. Sie hatte ihn bis jetzt noch nie richtig wütend erlebt und wusste nicht genau, wie sie damit umgehen sollte. Nicht, weil er ihr etwa Angst eingeflößt oder sie eingeschüchtert hätte. Das war es nicht, sondern eher die Tatsache, dass sie aus irgendeinem Grund Gewissensbisse verspürte.
»Sie haben allen Grund, wütend zu sein …«
»Natürlich habe ich das!«, schrie er, drehte den Kopf zur Seite und warf ihr einen finsteren Blick zu. »Sie haben uns auffliegen lassen! Sie haben sie mit der Nase direkt auf unsere Spur gestoßen! Kapieren Sie das nicht? Himmel, seit ich Sie zum ersten Mal getroffen habe, tun Sie nichts anderes, als mein Leben zu ruinieren. Ich wünschte, ich hätte niemals etwas von Ihnen gehört. Ich wünschte, Sie wären immer noch in diesem Scheißgefängnis, wo Sie hingehören!«
Plötzlich fühlte sie sich verzagt; seine Worte versetzten ihr einen Stich, lösten ein Gefühl von Schmerz und Trauer in ihr aus … eine Reaktion, die sie deshalb so beunruhigte, weil sie vollkommen davon überrascht wurde.
»Ich … Es tut mir leid«, stammelte sie,
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