Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
Sprich mit dem Jungen.“ Sie ließ Macys Hand los, lehnte sich wieder zurück und lächelte sie schief an. „Du wirst vielleicht überrascht sein, was du alles herausfindest.“
Diese Worte gingen Macy immer wieder durch den Kopf, als sie und Gabriel etwa eine Stunde später von der Luftmatratze rollten, um die Malutensilien zu ordnen. Ihre Tante hatte recht: Sie benutzten nun seit einer Woche diesen großartigen Sex, um jedes echte Gespräch zu vermeiden.
Okay, sie noch viel mehr als Gabriel. Er hatte ein paar Mal versucht, etwas mehr in die Tiefe zu gehen als sonst, doch sie hatte immer schnell das Thema gewechselt oder ihn auf andere Weise abgelenkt. Ihre Verunsicherung darüber, ob sie überhaupt in der Lage war, eine richtige Beziehung zu führen, hatte sie davon abgehalten, es auch nur zu versuchen.
Jetzt öffnete sie den Mund, um ein richtiges Gespräch zu beginnen, ließ sich aber schnell von der Abdeckplane, den Pinseln und Farbeimern von ihrem Vorhaben abbringen. Schließlich sagte sie: „Das muss ja ewig gedauert haben, das Holz abzukleben.“
Na, war doch gar nicht so schwer. Gut, tiefgründig war diese Bemerkung sicher nicht, aber immerhin ein Anfang.
„Hab den ganzen gestrigen Abend gebraucht.“ Er kniete sich vor den Kamin, wo er den Boden mit Zeitungspapier ausgelegt hatte, und öffnete einen Farbeimer. „Hey“, sagte er. „Das ist hübsch.“
Sie sah ihn spöttisch an. „Sollte ich beleidigt sein, dass du so überrascht klingst?“
„Nein, es ist nur ...“ Schulterzuckend sah er zu ihr hoch. „Du hast immer gesagt, dass dieser Raum einen schönen Erdton braucht, aber ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten soll. Das könnte ja alles sein von grasgrün bis dunkelorange. Aber die Farbe gefällt mir. Sie ist satt, aber nicht zu dunkel.“ Er las das Etikett. „Hm. Nennt sich Bennington Grau, sieht aber eher aus wie so ein schickes Milchkaffeegetränk bei Starbucks.“
Macy schnappte sich einen Farbroller, kletterte auf die Leiter und begann, zu streichen. Nach einigen Minuten des Schweigens holte sie tief Luft – und blies sie leise wieder aus. Schließlich sprach sie das Thema an, das sie die ganze Woche zu vermeiden versucht hatte. „Hast du eigentlich schon das Neueste von Jack und Grace gehört?“
Sie spürte, dass er zu ihr hinaufsah. „Was denn?“
„Sie haben eine Affäre. Nun, es könnte sogar mehr als eine Affäre sein – zumindest was Jack betrifft. Offenbar glaubt er, dass er sie liebt.“
„Echt? Und ist das in Ordnung für dich?“
„Für mich?“ Sie starrte zu ihm hinunter. „Wieso denn nicht? Ich bin doch nicht diejenige, die sich aufgeführt hat wie ...“ Oh, darüber zu sprechen war wahrscheinlich keine so gute Idee.
„Wie habe ich mich aufgeführt? Das willst du doch damit sagen, oder? Dass ich mich irgendwie aufgeführt habe?“
Als sie sich weigerte, zu antworten, stand er auf, kletterte zu ihr auf die Leiter und sah sie prüfend an. „Wie habe ich mich aufgeführt, Macy?“
„Eifersüchtig“, zischte sie. „Okay? Immer wenn du Jack und Grace zusammen gesehen hast, warst du eifersüchtig wie verrückt.“
Einen Moment lang starrte er sie mit offenem Mund an. Dann brach er in Gelächter aus.
Sie zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist so verdammt lustig?“
„Ich war nicht eifersüchtig auf Grace und Jack, du Witzbold. Ich hätte ihm deinetwegen am liebsten den Kopf abgerissen.“
„Wie bitte?“
„Du hast mich schon verstanden. Ich habe mich in seiner Gegenwart eifersüchtig aufgeführt – wobei ich wie verrückt in diesem Fall nicht akzeptieren kann –, und das, weil ich dachte, dass ihr beide was miteinander habt.“
„Bist du irre? Jack ist wie der Bruder, den ich nie hatte.“
„Bin froh, das zu hören – ganz zu schweigen davon, dass ich genau weiß, was du meinst. Denn so sehr ich auch versucht habe, mich vom Gegenteil zu überzeugen, Grace war für mich auch immer eher wie eine Schwester. Also, solange Jack sie nicht einfach nur ausnutzt, bin ich mit allem einverstanden, was Grace zu tun gedenkt.“
„So ist er nicht, Gabe.“ Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen, dann richtete sie sich grinsend wieder auf. „Dann warst du also meinetwegen eifersüchtig, hm?“
„Vielleicht ein bisschen.“ Er schlug ihr auf den Hintern, dann fuhr er mit seinen Malerarbeiten fort.
Auch Macy wandte sich wieder der Wand zu, konnte aber nicht umhin, das Glücksgefühl zu bemerken, das sie ergriffen hatte. Kurz darauf sagte sie:
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