Mister Peanut
dem Tisch zum Klirren brachten, so fest an Sheppards Bein, dass die kleinen Fäuste den Cord zerknautschten.
»Wenn das Feuerwerk zu Ende geht, bin ich immer ganz deprimiert«, sagte Nancy.
Don sammelte die Kinder ein und ging nach nebenan, um sie ins Bett zu bringen, während Nancy und Marilyn den Tisch abräumten. Bevor er das Haus verließ, schaltete er das Radio ein; die Indians lagen in der Mitte des siebten Innings einen Punkt vorn. Sheppard blieb auf der Veranda sitzen und beobachtete, wie die Menschenmenge am Strand sich auflöste. Er roch den Qualm und das Schwarzpulver, die vom See herüberzogen. War das der Geruch eines Schlachtfeldes bei Nacht?
Er schlief ein.
Er wachte auf, weil Chip an seinem Ärmel zupfte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war halb elf.
Der Junge trug einen Pyjama und hielt ein Modellflugzeug aus Balsaholz – einen Segler – in der Hand. »Dad, würdest du mir bitte helfen, das zu reparieren?«
Sheppard betrachtete das Flugzeug. Die linke Tragfläche war gebrochen – gespalten, aber noch nicht ganz vom Rumpf getrennt. Der Junge bat ihn fast nie um Hilfe. »Du müsstest längst im Bett sein«, sagte er und strubbelte Chip durchs Haar, »aber weil du so höflich gefragt hast – ja. Mal sehen, was sich da machen lässt.«
Mittlerweile saßen Nancy und Marilyn vor dem Fernseher und unterhielten sich müde. Don saß neben dem Radio, den Kopf rückwärts an die Wand gelehnt und den Blick an die Zimmerdecke geheftet. Er schaute beim Zuhören so aufmerksam hin, als befände sich dort ein Bildschirm.
»Stört es dich, wenn ich rauche?«, fragte Nancy.
»Nein«, sagte Marilyn. »Auf der Veranda steht ein Aschenbecher.«
Sie stand auf. Als Sheppard an Marilyn vorbeikam, streckte sie die Hand nach ihm aus, ergriff seinen Unterarm und ließ ihre Fingernägel daran abwärtsgleiten, bis über sein Handgelenk und in seine Handfläche.
»Wir werden das Flugzeug reparieren«, sagte Sheppard.
»Kannst du«, sagte sie, »vorher die Verandatür abschließen?« Aber Nancy war schon dabei, den Aschenbecher in der anderen Hand.
Im Keller knipste Sheppard das Licht an, nahm den Jungen mit an die Werkbank, suchte den Holzleim heraus und erklärte Chip, wie er den Kleber in einer dünnen Schicht auf die Unterseite des Flügels aufzutragen habe. Er bemühte sich, nicht ungeduldig zu werden, als der Junge die weiße Flüssigkeit auf die Werkbank tropfen ließ. »Du musst vorsichtig drücken«, sagte Sheppard. In einem Eimer neben dem Werkzeug lagen Wäscheklammern, von denen er dem Kind zwei reichte. »Und wie«, fragte er, »wirst du sie befestigen, damit der Flügel in die ursprüngliche Position zurückgebracht wird?« Er schaute Chip zu, so müde, dass er fürchtete, jeden Augenblick einzuschlafen, während der Junge die Wäscheklammern ansetzte und ihn fragend ansah, und wieder fragte Sheppard sich, ob das Kind normal war. Durch seinen Charakter schien ein feiner Riss zu laufen. Als die Wäscheklammern an der Tragfläche klemmten, war Sheppard überzeugt, das Flugzeug sei irreparabel beschädigt.
»Meinst du, es wird wieder fliegen?«
»Wir werden sehen«, sagte Sheppard, drehte das Flugzeug auf den Kopf und stützte die gebrochene Tragfläche mit einer Blechdose ab.
Chips Achselzucken war eine perfekte Kopie der entsprechenden Geste seiner Mutter. »Wenigstens haben wir es versucht«, sagte er.
Oben übergab Sheppard ihn an Marilyn, die ihn ins Kinderzimmer brachte. Er ließ sich auf Marilyns Sessel sinken und verschränkte die Arme.
»Ist dir kalt?«, fragte Nancy.
»Ein bisschen«, antwortete er. Im Fernseher stand ein Mann im Anzug neben dem Maskottchen von Planters Peanuts und redete auf die Figur ein, als trüge sie kein absurdes Kostüm und als wären ihre Antworten nicht auf Gesten und Tanzschritte beschränkt. »Was ist das?«, fragte Sheppard.
»Eine kurze Werbeunterbrechung«, sagte Nancy.
»Das ist alles?«
»Gleich fängt ein Film an.«
Er spürte Nancys Blick auf seinem Hinterkopf, drehte sich um und sah sie auf dem Sofa liegen, eine Zigarette in der Hand und die beiden oberen Blusenknöpfe geöffnet.
»Tut mir leid wegen des Jungen«, sagte sie.
»Mir tut es auch leid.«
»Träumst du davon – von den Sachen, die dir tagsüber passieren?«
»Manchmal«, sagte er.
Er hatte Nancy immer schon attraktiv gefunden. Sie schien es zu bemerken, benahm sich, als fühle sie in Bezug auf ihn ähnlich, und sprach sehr persönliche Themen an, sobald sie allein
Weitere Kostenlose Bücher