Mister Perfekt
hinsah, ging auch in ihrem Schlafzimmer das Licht an.
»Er ist bewaffnet -«
»Wer ist bewaffnet?« Plötzlich klang die Stimme am Telefon hellwach.
»Mein Nachbar! Sagen Sie den Polizisten, wenn sie einen halb nackten Mann mit Pistole sehen, dann dürfen sie nicht schießen, er ist einer von ihnen!« Sie atmete tief durch, denn ihr Herz hämmerte derart, dass sie glaubte, sich übergeben zu müssen. »Ich gehe jetzt rüber.«
»Nein! Madam, bleiben Sie, wo Sie sind. Wenn Ihr Nachbar Polizist ist, dann lassen Sie ihn seine Arbeit tun. Hören Sie mir zu, Ma'am?«
»Ich bin da.« Sie sagte nicht, dass sie zuhörte. Ihre Hand zitterte so, dass das Telefon gegen ihre klappernden Zähne schlug.
»Bleiben Sie am Telefon, Ma'am, damit ich die Streifenbeamten auf dem Laufenden halten kann. Wir haben schon einen Einsatzwagen losgeschickt; er müsste jeden Moment da sein. Bitte haben Sie noch etwas Geduld.«
Geduld konnte sie nicht aufbringen, aber Vernunft. Mit tränenüberströmten Gesicht wartete sie auf der Veranda und starrte wie hypnotisiert auf ihr Haus, wo Sam methodisch alles absuchte und sein Leben jedes Mal, wenn er eine Zimmertür öffnete, aufs Spiel setzte. Sie wagte nicht, an BooBoo zu denken. Die Stimme am Telefon sagte irgendetwas zu ihr, doch sie hörte nicht mehr zu, sie gab lediglich einen undefinierbaren Laut von sich, um die Beamtin wissen zu lassen, dass sie noch da war. In der Ferne konnte sie Sirenen heulen hören.
BooBoo in seiner Linken wiegend, trat Sam auf die Terrasse vor der Küche.
»BooBoo!« Jaine ließ das Telefon fallen und rannte ihnen entgegen. Sam überließ ihr die Katze und steckte die Pistole in den Hosenbund zurück.
»Wer immer das war, hat keine Zeit vergeudet.« Er legte den Arm um sie und führte sie zurück zu seinem Haus.
Jetzt, wo sie BooBoo sicher, wenn auch empört, in ihren Armen wusste, stemmte sie sich gegen seinen Griff.
»Ich will selbst sehen -«
»Noch nicht. Lass erst die Leute von der Spurensicherung ihre Arbeit tun, vielleicht finden sie irgendeinen Hinweis darauf, wer dieses Schwein ist.«
» Du warst auch schon drin -«
»Und ich habe gut aufgepasst, dass ich nichts berühre«, erklärte er verärgert. »Komm, setzen wir uns. Die Kollegen werden gleich da sein.«
Ihr fiel ein, dass sie das Telefon hatte fallen lassen. Sie hob es auf und reichte es ihm.
»Der Notruf ist immer noch dran.«
Er drückte den Hörer ans Ohr, ließ Jaine aber nicht los, während er die Situation knapp umriss und erklärte, dass sich niemand im Haus befände, bevor er die Verbindung unterbrach.
Er legte beide Arme um Jaine - und BooBoo - und drückte sie an seine Brust.
»Wo hast du BooBoo gefunden?«
»Er hatte sich unter dem Regal --dings im Flur versteckt.«
Sie streichelte ihrem Kater den Kopf und wäre vor Freude, dass ihm nichts passiert war, beinahe gleich wieder in Tränen ausgebrochen. Ihre Mutter hätte es nie verziehen, wenn BooBoo etwas zugestoßen wäre.
»Denkst du, er war das?«, fragte sie Sam leise.
Einen Atemzug lang blieb er still. Die Sirenen kamen mit jeder Sekunde näher, immer lauter heulten sie durch die stille Nachtluft. Gerade als zwei Streifenwagen um die Ecke in ihre Straße bogen, sagte Sam: »Es wäre zu gefährlich, etwas anderes anzunehmen.«
22
Überall in der Straße gingen die Lichter an, und in allen Türen erschienen Köpfe, als Sam und Jaine den Streifenbeamten entgegengingen.
»Detective Donovan«, begrüßte ihn einer der Streifenbeamten grinsend. »Sie sind also der Halbnackte, den wir nicht erschießen sollten.« Sam sah Jaine finster an. Sie knuddelte BooBoo noch fester.
»Schließlich hast du eine Pistole dabeigehabt«, erklärte sie. »Ich wollte nicht, dass man dich aus Versehen abknallt.«
Sadie und George Kulavich näherten sich auf dem Gehweg und betrachteten staunend die kreiselnden Blaulichter. Beide trugen einen Morgenmantel über ihren Schlafanzügen; Mr.Kulavich hatte Pantoffeln angezogen, Mrs. Kulavich hingegen war in ihre Gummistiefel geschlüpft. Mrs. Kulavich reckte den faltigen Hals und kam dann auf sie zu. Auf der anderen Straßenseite konnte Jaine Mrs. Holland aus der Haustür treten sehen.
Sam seufzte schwer. »Ich habe das Haus durchsucht«, sagte er zu den uniformierten Kollegen. »Es wurde verwüstet, aber der Täter ist abgehauen. Ihr könnt das übernehmen, ich ziehe solange ein Hemd an.«
Mrs. Kulavich hatte sich nah genug herangeschlichen, um seine Worte mitzubekommen. Sie
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