Misterioso
Kriminalpolizei in Auftrag gegeben hatte.
George Hummelstrand, entschiedenster Gegner der Abspaltung vom Mimerorden, nahm, entgegen Richter Franzens Worten, gegenüber dem Skidbladnerorden eine eher ironische Haltung ein. Im großen und ganzen fand er die Geschichte einfach nur albern. Sein Duktus war dem seiner Frau Anna-Clara nicht unähnlich, er baute hier und da anzügliche Gallizismen in das Gespräch ein und machte ständig Andeutungen über seine erotisch leicht abartigen Beziehungen zu anderen Frauen. Er betonte immer wieder, wie frei und französisch seine und Anna-Claras Beziehung sei. Zuerst glaubte Holm, dass er darauf aus war, sie zu verführen, aber am Ende war sie der Überzeugung, dass er impotent war. Erleichtert, aber nicht ohne eine gewisse Faszination, strich sie das Ehepaar Hummelstrand aus ihrem Protokoll.
Söderstedt, Pettersson und Floren verschlossen sich immer mehr in einer eigenen Welt, die aus Optionsmaklern, Scheinfirmen und Pseudogeschäften, verdeckten Dividenden und Neuemissionen bestand. Als Söderstedt in einer Mittagspause unten in der Kantine einen Vortrag über konvertible Schuldscheine hielt, zeigte sich sein offensichtlich gewaltiger Überdruss. Zwischendurch tauchte die Finanzgruppe mit immer wirreren Diagrammen und Übersichtsplänen bei den Durchlaufen auf – dagegen erschien Hultins unzusammenhängendes Gekritzel auf dem Whiteboard als ein Wunder an Präzision. Söderstedt war befremdet angesichts der Begeisterung, die die beiden Kollegen von der Wirtschaftsabteilung bei der Bestandsaufnahme des geschäftlichen Treibens der drei Weisen Daggfeldt-Strand-Julén-Carlberger an den Tag legten. Er wollte wieder ein ganz normaler Polizist sein. Oder wenigstens mal wieder in normalen Bahnen denken.
Nyberg wühlte sich wie ein Maulwurf durch die Unterwelt. Trotz seiner raffinierten Methode erzielte er keine Resultate. Er war der erste, der ernsthaft an den Ermittlungen zu zweifeln begann. Entweder vergaloppierten sie sich gerade fundamental, oder sie hatten es mit einem neuen Palme-Mord zu tun. Keiner der Informanten aus der zwielichtigen Welt der Kleingauner, in der die Gerüchteküche unaufhörlich kochte, wusste etwas über eventuelle Täter oder die Taten. Beides schien mit der Unterwelt in ihrer klassischen Bedeutung nichts zu tun zu haben. Sowieso schien die Unterwelt in ihrer klassischen Bedeutung langsam passe zu sein. Die brutale Gewalt fand anderswo statt, vor allem in der Familie, der tatsächlichen Brutstätte des Verbrechens, wo die Erwachsenen ihren Frust abluden. Diebstähle wurden so gut wie ausschließlich von Drogenabhängigen begangen und Raubüberfälle von dubiosen paramilitärischen Organisationen – oft mit rassistischer Prägung –, die auf diese Weise ihre Aktivitäten finanzierten. Und Betrug war im Dienstleistungssektor inzwischen eine Branche von vielen. Die Gauner alter Schule standen abseits, sahen zu und kamen sich wahrscheinlich richtig anständig vor.
Verzweiflung und Frustration gediehen wie nie zuvor in dieser Gesellschaft, in der Horden von Jugendlichen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen wurden, ehe sie auch nur einen Blick darauf geworfen hatten. Nyberg war urlaubsreif.
Was Hultin machte und dachte, war genauso geheimnisumwoben wie seine Tür in der Kampfleitzentrale, die immer abgeschlossen war, wenn einer auf die Idee kam, ihm zu folgen. Als sie ihn darauf ansprachen, lachte er nur.
Eines Abends stahlen sich Chavez und Hjelm zu dem Kunstrasenplatz in Stadshagen, um sich heimlich ein Veteranenspiel zwischen dem SV der Stockholmer Polizei und dem SV Rägsvedsallianz anzusehen.
Hjelm, der sich kopfüber und rund um die Uhr in die Arbeit gestürzt hatte, um die dräuende Krise vor sich herzuschieben, stand plötzlich in einem luftleeren Raum. Er sah in sein unendlich einsames Spiegelbild und verfluchte den wachsenden Pickel auf seiner Wange.
Er versuchte, sich nicht zu fragen, wer dieser Mann war, und dachte doch die ganze Zeit an nichts anderes.
In der zweiten Aprilhälfte legte er plötzlich eine außergewöhnliche Fürsorglichkeit für die Familie an den Tag. Danne fand das ätzend, Tova war hauptsächlich erstaunt, und was Cilla dachte, war nicht rauszukriegen. Das merkwürdige Erlebnis in ihrer Küche klaffte noch immer wie eine offene Wunde zwischen ihnen.
Cilla zog Anfang Mai in das Sommerhaus nach Dalarö, das sie gemietet hatten, und pendelte bis Juni von dort nach Huddinge ins Krankenhaus. Danach begann ihr Urlaub; sie hatte
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