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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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konnte nicht widerstehen. »Kannst du das bitte noch mal wiederholen, damit ich auch wirklich alles richtig verstehe? Du hast einen Waschbären gesehen, dann wolltest du, dass ich anrufe, dann hast du wieder einen Waschbären gesehen, und dann hast du draußen im Freien übernachtet. Stimmt das so?«
    Ronnie wollte etwas entgegnen, klappte aber den Mund wieder zu, drehte sich um und lief auf dem kürzesten Weg zum Haus.
    »Sie kommen morgen, in aller Frühe!«, rief Will ihr nach. »Und auch wenn du es nicht glauben willst - ich habe angerufen. Sogar zweimal. Das erste Mal, gleich nachdem ich das gelbe Band hier angebracht habe, und später noch mal, nach der Arbeit. Wie oft muss ich das noch wiederholen, bis du mir endlich glaubst?«
    Ronnie blieb stehen, schaute aber nicht zu ihm. Er fuhr fort: »Und vorhin bin ich, gleich nachdem du weg warst, zum Leiter des Aquariums gefahren und habe mit ihm persönlich gesprochen. Er hat gesagt, das Nest ist morgen früh ihre erste Station. Sie wären heute schon gekommen, aber in Holden Beach gibt es acht Nester.«
    Jetzt drehte sich Ronnie doch um, allerdings betont langsam, und musterte ihn prüfend. Sagte er die Wahrheit?
    »Aber heute Nacht hilft das meinen Schildkröten gar nichts.«
    »Deinen Schildkröten?«
    »Ja!« Sie betonte jedes Wort: »Mein Haus. Meine Schildkröten.«
    Und mit diesen Worten ging sie endgültig ins Haus. Dass er ganz verdattert dastand, war ihr egal.
     
    Er mochte sie. So einfach war das.
    Aber warum?, fragte er sich, als er zur Autowerkstatt zurückfuhr. Er war jedenfalls nie von der Arbeit abgehauen, um hinter Ashley herzurennen. Aber dieses Mädchen - jedes Mal, wenn er sie sah, versetzte sie ihn in Erstaunen. Er fand es wunderbar, dass sie immer genau das sagte, was sie dachte, und es gefiel ihm auch, dass sie nicht besonders begeistert von ihm war. Bisher hatte er ja auch noch keinen besonders guten Eindruck auf sie gemacht. Zuerst hatte er Limo über ihr T-Shirt geschüttet, dann hatte sie beobachtet, wie er fast in eine Schlägerei verwickelt worden wäre, und heute Morgen war sie zu dem Schluss gekommen, dass er entweder stinkfaul oder ein unzuverlässiger Idiot war.
    Na ja - kein Problem. Sie war nicht mit ihm befreundet, er kannte sie nicht einmal ... Aber aus irgendeinem Grund war es ihm wichtig, was sie von ihm hielt. Ja, auch wenn es verrückt klang - er wollte unbedingt, dass sie eine gute Meinung von ihm hatte. Weil er sich wünschte, dass sie ihn mochte. So wie er sie.
    Das war eine seltsame Erfahrung. Etwas völlig Neues für ihn. Den ganzen Tag über - er machte keine Mittagspause, um seine Abwesenheit wieder wettzumachen -wanderten seine Gedanken immer wieder zu ihr. Ihre Art zu reden hatte so etwas Ehrliches, Unverstelltes. Überhaupt ihr ganzes Verhalten. Obwohl sie sich eher abweisend benahm, ahnte er doch, dass sich hinter dieser Fassade ein liebevoller, zarter Kern verbarg. Auch wenn er sie bisher immer nur enttäuscht hatte, spürte er trotzdem, dass sie verzeihen konnte.
     
    Später am Abend traf er sie genau da an, wo er sie vermutet hatte: beim Nistplatz. In einem Liegestuhl, ein Buch aufgeschlagen im Schoß, saß sie da und las im Licht einer kleinen Lampe.
    Als sie ihn kommen hörte, blickte sie kurz auf, widmete sich aber gleich wieder ihrem Roman. Sie wirkte weder überrascht noch erfreut.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass du hier bist«, sagte er. »Dein Haus, deine Schildkröten und so weiter.«
    Sie schwieg. Will schaute sich um. Es war noch nicht besonders spät, und in dem kleinen Haus, in dem sie wohnte, bewegten sich hinter den Vorhängen zwei Schatten.
    »Ist der Waschbär schon aufgetaucht?«
    Statt zu antworten, blätterte sie die Seite um.
    »Warte. Lass mich raten. Du willst mich mit Nichtachtung strafen, stimmt's?«
    Mit einem genervten Seufzer erwiderte sie: »Warum bist du nicht bei deinen Freunden, damit ihr euch im Spiegel bewundern könnt?«
    Er lachte. »Sehr gut. Muss ich mir merken.«
    »Das war kein Witz. Ich meine es ernst.«
    »Du meinst, weil wir alle so gut aussehen?«
    Sie starrte stur in ihr Buch. Aber Will wusste, dass sie nicht las, und kauerte sich neben sie.
    »Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich«, zitierte er und deutete auf ihren Roman. »Das ist der erste Satz von deinem Buch. Ich finde, das stimmt absolut. Oder vielleicht hat das auch nur mein Englischlehrer gesagt. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe Anna

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