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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von Bamberg, in Richtung Bayreuth, das sie mit einer Matratze auf der Erde, Nägeln an den Wänden, einem zweiflammigen Elektrokocher und einer Kommode vom Sperrmüll eingerichtet hatte. Außerdem gab es noch zwei Stühle mit zerschlissenen Polstern (auch vom Sperrmüll) und eine fuchsrote Katze, die sie Lenin nannte, weil auch der einen rötlichen Spitzbart gehabt haben soll.
    Allerdings war es völlig falsch, zu denken, Ingeborg käme aus der Gosse. Im Gegenteil. Ihr Vater war ein bekannter Chirurg, Privatdozent und Oberarzt an einer Uniklinik, der es inzwischen aufgegeben hatte, nach dem Aufenthaltsort seiner Tochter zu forschen, und der wie viele Väter die vage Hoffnung hegte, daß seine Tochter bei zunehmender Lebenserfahrung eines Tages wieder vor der elterlichen Tür stehen würde. Zur Zeit war Ingeborg achtzehn Jahre alt, voller Weltekel, aber wahlberechtigt. Sie fühlte sich als eine der Säulen der deutschen Zukunft.
    Der Kampf, den Walter führte, um aus seinen vorherigen Abmachungen herauszukommen und für Eva Aurich frei zu werden, war wirklich heroisch. Selbst die entkleidete Ingeborg auf der Matratze konnte ihn nicht mehr rühren; er erklärte nach langen Diskussionen mit sehr viel Mut: »Zum Teufel, es geht nicht. Ich bin meinem Vater noch verpflichtet!«
    »Feigling!«
    »Das nimmst du zurück.«
    »Nein!«
    »Ich gehe!«
    »Tschüs. Sieh dir noch mal an, was dir gehört hat – und dann verschwinde!«
    »Du bist erschütternd vulgär, Ingeborg.«
    »Mensch, hau ab! Und so was habe ich mal geliebt, wirklich geliebt. Weiß der Teufel, warum!«
    »Ich denke, Liebe ist ein reaktionäres Überbleibsel?«
    »Ach, leck mich doch am …«
    Walter verließ das alte Haus, stieg in seinen Citroën und klapperte los. Oben am blinden Fenster stand Ingeborg, noch immer in schöner Nacktheit, und starrte ihm entgeistert nach.
    Er geht wirklich! Er läßt mich tatsächlich allein – so, wie ich jetzt vor ihm gelegen habe. Er kriegt es fertig und saust ab ohne ein Wort.
    Er hat eine andere! Verdammt noch mal, das ist es: Er hat eine andere!
    Ingeborg schlug mit der Faust gegen die kahle Mauer, brüllte: »Du Schuft!« in den fast leeren Raum und begann dann völlig unmodern zu heulen. Sie hockte sich auf die Matratze, starrte ihre Kleider an, die an den Nägeln an der Wand hingen, und die verstreut am Boden liegenden leeren Konservendosen, Joghurtbecher, Zwiebackpackungen und Gurkengläser. Dann sprang sie auf, gab einer Colabüchse einen Tritt und sagte laut in den kahlen Raum hinein:
    »So nicht, mein Junge! Jetzt tret' ich dir in die Kniekehlen. Jetzt kreuze ich bei deinen Eltern auf und nehme mir deinen Alten zur Brust. Mit mir macht man so was nicht!«
    Walter fuhr unterdessen mit dem Hochgefühl eines Siegers nach Hause und freute sich auf die kommende Woche. Er machte sogar einen Umweg, fuhr zu dem Appartementhaus, wo Eva Aurich eine Zwei-Zimmer-Wohnung bewohnte, parkte gegenüber und starrte die Fassade an.
    Vierte Etage … da wohnt sie. Hinter einem dieser Fenster.
    O Eva …
    Wie gut, daß man nicht durch Mauern sehen kann!
    Am Tag, als Eva kam – daraus könnte man einen Hit-Titel machen – hatte sich die Familie gut vorbereitet.
    Walter hatte sich die Haare stutzen lassen – allerdings nur etwas, um nicht ganz so bürgerlich zu wirken. Manfred hatte die letzten drei Tage kaum Anlaß zu Klagen gegeben und sein Zimmer peinlich korrekt aufgeräumt. Hermann Wolters trug sein Streifenhemd, seine Streifensocken und die spitzen italienischen Schuhe. Gabi war neugierig, was für Klamotten Eva wohl mitbringen mochte – nur Dorothea war wie immer. Sie saß in ihrem Sessel schräg vor dem Fernseher, sah sich die Tagesschau an und strickte. Manfreds Pullover war bald fertig.
    Im Kühlschrank in der Küche warteten zwei Flaschen besten Volkacher Weines darauf, daß man mit ihnen Evas Einzug begoß. Wolters hatte sie gekauft – auf Empfehlung des Kollegen Dr. Schwamm, der ein großer Weinkenner war und im Kollegenkreis als Lebemann galt. Er wußte genau, was Damen mundete. Man konnte sich auf sein Urteil verlassen.
    Pünktlich um halb neun abends läutete es. Wolters nickte zustimmend. Pünktlichkeit ist ein Grundpfeiler der Ordnung. Er hatte von Eva Aurich nichts anderes erwartet.
    »Ich mache auf!« sagte Walter sofort und sprang von der Couch hoch. Aber Wolters winkte ab.
    »Nein, Manfred wird öffnen. Schon aus pädagogischen Gründen. Fräulein Aurich wird ja nun sechs Wochen lang seine Bezugsperson

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