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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Korb Nummer 1.
    Da Wolters die Fahrt an die Riviera wissenschaftlich vorbereitet hatte, gab es vier Picknick-Körbe bzw. Kühltaschen mit verschiedenen Füllungen. Nummer 1 zum Beispiel enthielt Kaffee, belegte Brötchen, Kekse, Cola und biologische Fruchtstangen, eine leichte Kombination.
    Nummer 2 – da war man laut Berechnung schon im Alpengebiet – diente einer massiveren Erfrischung mit kalten Fruchtsäften, Sandkuchen, Marmorkuchen und Rosinenstuten.
    Die Nummer 3 war der Höhepunkt: Gekochte Eier, Kartoffelsalat, Wiener Würstchen mit Tubensenf, Fleischfrikadellen, dazu würziger Tee zur Anregung. Und Traubenzucker zur Erhaltung der Energie für die lange Fahrt.
    Nach Plan mußte es dann später Mittag sein. Bis zum Übernachtungsort war noch eine kleine Rast vorgesehen mit Kaffee und etwas Gebäck: der kleine Korb Nummer 4.
    Die Logistik stimmte also. Nur die Autobahn nicht. Der Zeitplan kam, bei aller genialen Berechnung, durcheinander. Als man den Autobahnring um München erreichte, war man schon um zwei Stunden im Rückstand.
    »Es ist zu erwarten, daß wir in Österreich schneller vorwärts kommen«, sagte Wolters bei einer Austrittspause an einer Tankstelle.
    Auch diese Pausen waren kritische Punkte: Mal mußte Manfred, mal winkte Gabi aus Walters Wagen, daß sie an der nächsten Tankstelle raus mußte, mal sagte Dorothea milde: »Muckel, wenn du die nächste Raststätte anfahren könntest …« Man kam eben nie richtig in Schwung.
    »Wäre es möglich, sich zu einigen, daß man gemeinsam austritt?« fragte Wolters noch leidlich ruhig. »Sonst sprinten wir nur von Tankstelle zu Tankstelle.«
    »Wir wollen uns Mühe geben«, antwortete Dorothea ohne Aufsässigkeit. »Du hast vergessen, unsere Blasen zu koordinieren …«
    Zum ersten Mal fuhr die Familie Wolters durch die Alpen. Zum ersten Mal sah sie dreitausend Meter hohe Berge, Gipfel mit ewigem Schnee, in der Sonne bläulich glitzernde Gletscher, steile Almwiesen und Sennhütten wie aus der Spielzeugschachtel. Vom Fernsehen her kannte man das ja alles schon, aber es ist doch ein Unterschied, ob man so etwas auf einer Mattscheibe, 66 cm im Durchmesser, oder in natura sieht, wo man von einem großartigen Panorama rings umgeben ist und umfächelt von einer Luft wie Samt und Seide. Man muß dann allerdings die Autobahn verlassen, schon wegen der Luft.
    Wolters gönnte seiner Familie dieses einmalige Erlebnis.
    »Wer weiß, ob wir uns nächstes Jahr noch eine solche Reise erlauben können, wenn Walter studiert und immer wieder alles teurer wird. Nur das Gehalt bleibt sich gleich.«
    Er verließ also die Autobahn und fuhr durch das Land, durchquerte verträumte Dörfer und zuckelte über kaum befahrene Straßen. An schönen Aussichtspunkten hielt er an, bewunderte die Natur und fotografierte die ergreifend schöne Landschaft. Wobei er allerdings meistens Eva Aurich mit erwischte, vor allem als Vordergrund, aber ab und zu auch Dorothea, das muß zu seiner Ehrenrettung gesagt sein.
    Walter filmte. Auch bei ihm war Eva der Bildmittelpunkt. Eva an einer Quelle, Wasser trinkend, Eva hüpfend vor einem Bergmassiv, Eva mit einem Kalb auf der Weide spielend.
    Das künstlerische Auge von Vater und Sohn schien deckungsgleich zu sein.
    »Wir kommen in Zeitdruck, Paps«, sagte Walter, als sie die sechste Rast machten und einen Wasserfall fotografierten – mit Eva im Vordergrund. »Laut Plan sollten wir gegen sechzehn Uhr am Übernachtungsort sein. Das schaffen wir nie.«
    »Dann disponieren wir um«, rief Wolters jugendlich. »Die Kunst des Reisens ist die Improvisation! Wenn wir um 19 Uhr im Hotel sind, reicht das auch!«
    »Es ging um den Kleinen.« Walter bemühte sich, nicht höhnisch zu sein. »Der Kleine sollte nicht überanstrengt werden.«
    »Bist du müde, Manfred?« rief Wolters reaktionsschnell.
    Der Kleine aß gerade ein Stück Kuchen. Er aß eigentlich während der ganzen Fahrt. Es ist erstaunlich, was ein zehnjähriger Magen alles aufnehmen kann.
    »Nein, Paps. Warum?«
    »Wir sind also flexibel«, sagte Wolters zu Eva. »Was halten Sie von einer längeren Fahrt durch die herrliche Natur?«
    »Ich finde das toll!« Eva breitete die Arme weit aus. Die Sonne funkelte in ihrem blonden Haar, die Bluse spannte sich. Oh, du schöne Natur … »Durch diese Landschaft sollte man schleichen!«
    »Also schleichen wir!« rief Wolters erstaunlich lebendig. Sonst war er nach mehreren Stunden hinter dem Steuer sehr mufflig. »Oh, scheine, goldene Sonne, uns

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