Mit Familienanschluß
rief Erstaunen hervor, eine moderne Einbauküche in orangefarbenem Kunststoff. Allerdings war Dorotheas Frage unvermeidbar:
»Wo ist eine Waschmaschine?«
Zaparelli hob die Arme. »Ham mer nich …«
»Im Paradies gab es auch keine Waschmaschine«, sagte Wolters.
»Verständlich!« Das war wieder Dorothea. »Wenn du dir angewöhnst, ab sofort nur noch ein Feigenblatt zu tragen …«
Wolters war nicht mehr bereit, angesichts von neun verschiedenen Palmensorten vor dem Haus und einem wirklich einmaligen Rundblick solche Bemerkungen hinzunehmen. Er fand das gemietete Ferienhaus in höchstem Maße hervorragend. Hier hatte man für sein Geld einen reellen Gegenwert bekommen.
»Ich will keine destruktiven Bemerkungen mehr hören!« protestierte er laut. »Immer diese Jammergesänge! Wollen wir am Mittelmeer oder in einem Waschsalon Urlaub machen! Herr Zaparelli, das Haus ist wunderbar …«
Das war gut zu hören … Zaparelli erklärte noch schnell, wo die Elektrosicherungen waren, wo man das Wasser abdrehte, wo die Gartengeräte lagen – in einem kleinen, hölzernen Anbau nämlich – und machte sich dann nach vielen Umarmungen wieder davon, nach Diano Marina hinunter.
Während die Familie die Wagen entlud und das Gepäck auf die einzelnen Zimmer verteilte, machte Wolters seinen ersten umfassenden Rundgang und besichtigte das Haus und das dazu gehörende Land. Der Garten war verwildert. Hinter einem Zaun lag ein ehemaliger Weingarten, ebenfalls von Dornbüschen, Agaven, lianenähnlichen Gewächsen und wildwachsenden Zwergpinien total überwuchert. Es schien, als lebten die Besitzer des Hauses nur noch von ihren Ziegen und Schafen. Und natürlich von den Mietern, die das Haus von Juli bis September belegten und im Frühjahr noch einmal vier Wochen zur Osterzeit.
Es mußten vornehmlich Deutsche sein, denn Wolters fand, als er den Stall betrat, an der getünchten Wand gleich neben der Tür eine Inschrift mit dem schönen Satz: »Alles Scheiße!«
Das entsprach sogar den Tatsachen: Der Stall war total verdreckt, es roch abscheulich, und sechs Schafe und vier Ziegen standen bis zu den halben Beinen im Kot. So sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus, in Wirklichkeit war es aber nur fauliges, nasses Stroh.
Immerhin genügte Wolters der Anblick, um zu begreifen, daß die ersten Tage der fünf Ferienwochen mit Säuberungsarbeiten ausgefüllt sein würden. Aber das seiner Familie klar zu machen, war auch für ihn ein Problem.
Er fuhr zusammen, als jemand hinter ihm sagte: »O Gott!«
Dorothea hatte ebenfalls den Stall betreten und betrachtete als Hausfrau die Gegebenheiten noch kritischer. Für sie war das ganze Anwesen maßlos ungepflegt und verwahrlost.
»Das habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet«, sagte sie.
»Wenn wir alle anpacken …« Wolters lächelte schief. »Denken wir an den Stall des Augias …«
»Erstens bist du nicht Herakles, und zweitens haben wir keinen Bach in der Nähe, den du durch den Stall umleiten könntest. Aus den Wasserhähnen tropft das Wasser nur, von vier Kochplatten sind zwei kaputt, den Schalter vom Backofen kannst du wie einen Propeller drehen …«
»Ich werde Herrn Zaparelli flottmachen …«
»Duschen ist bei diesem Wasserdruck fast unmöglich, und eine Badewanne vollaufen zu lassen, dauert eine Stunde. Und jetzt das noch …« Dorothea zeigte auf die Tiere. »Muckel, disponiere um.«
»Was heißt das?«
»Ich habe den Kindern gesagt: Packt noch nicht aus, ich spreche erst mit Paps. Muckel, laß uns in eine billige Pension ziehen. Da haben wir keine Sorgen …«
»Das geht nicht mehr«, sagte Wolters steif. Der Stallgeruch erzeugte Übelkeit bei ihm.
»Warum?«
»In der Hochsaison! Wo stehen da noch sechs Betten leer! Sechs Betten in einer Pension oder einem Hotel – völlig aussichtslos!«
»Wir sollten es wenigstens versuchen. Beim Verkehrsverein, bei Vermittlern …«
»Es geht nicht, Hasi …«
»Vielleicht hat Herr Zaparelli auch noch ein anderes Haus zu vermieten?«
»Wir haben kein Geld«, sagte Wolters dumpf.
»Mein Gott! Wieso das denn? Hat man dich an der letzten Tankstelle bestohlen?«
»Nein. Aber der Mietpreis für das Haus ist voll bezahlt.«
»Wann denn?«
»Vorkasse … vor vierzehn Tagen.«
»Das ist ja Betrug!« Dorothea ballte die Hände zu Fäusten. »Zaparelli muß das Geld wieder herausgeben!«
»Nicht eine Lira wirst du von ihm bekommen. Er ist nur der Vermittler. Er hat das Geld abzüglich seiner Provision an die
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