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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zur Erholung an die Riviera und wird sofort belästigt. Eine Unverschämtheit!
    Der ›Geleitzug‹ überquerte die Piazza und bewegte sich zur Küste hinunter. Drei der jungen Männer folgten – man schien sich in der Gruppe geeinigt zu haben, wem die Neuen gehörten.
    In Wolters rumorte heiliger Zorn, vor allem, als er zu sehen meinte, daß Gabi und Dorothea anders gingen als sonst … Ihre Hüften schwenkten mehr zur Seite. Evas Gang war ja von jeher aufregend gewesen, da hatte sich nichts geändert.
    So mit sich selbst und den italienischen Männern beschäftigt, übersah die Familie Wolters, daß auf der Piazza, auf einer Bank unter den Palmen, etwas geschützt durch halbhohe Blütensträucher, die hübsche Ingeborg saß. Sie hatte die Wolters' ins Restaurant gehen sehen. Sie hatte beobachtet, wie sie aßen, und sie blickte ihnen jetzt nach, wie sie zum Meer marschierten.
    Als der Geleitzug den Strand erreicht hatte, stand Ingeborg auf, schlenderte zu Walters Citroën und öffnete die Fahrertür. Sie war natürlich – wie immer – unverschlossen. Ingeborg klemmte einen zusammengefalteten Zettel in den Hupenknopf und warf die Tür wieder zu.
    Die Familie war komplett.

VI
    Der Strand von Diano Marina erwies sich als wirklich sehr schön, sandig mit etwas feinkörnigem Kies, von langen Reihen Liegestühlen unter Sonnendächern aus Markisenstoff und breiten Sonnenschirmen belegt. Trampelboote lagen am Ufer, Segel- und Motorboote dümpelten außerhalb der Bade- und Schwimmzone, Händler mit Spitzendecken und Kleidern, Schals und Ledergürteln, Schnitzereien und Muschelplastiken erklärten wortreich und in allen Sprachen, welch einmalige Gelegenheit der Kauf solcher Dinge sei, und trotz der Abendzeit war der Strand noch belebt, und die Papagalli lagen auf der Lauer.
    Geschult durch zehn Jahre Nordsee hielt Wolters seine Truppe an und blickte die langen Reihen der Liegestühle entlang.
    »Das wichtigste ist, daß wir einen Platz bekommen. Sechs Liegestühle und Schirme. Zunächst für eine Woche … Man kann ja immer verlängern.«
    Der italienische Liegestuhlvermieter, der diesen Strandabschnitt gepachtet hatte, begrüßte Wolters in seiner Bretterbude ebenfalls wie einen Bekannten, begriff sofort, ohne vorherigen Wortwechsel, daß es sich um Deutsche handelte und zählte die Familienhäupter mit leichtem Entsetzen.
    Sechs Stühle und Schirme? Unmöglich! Nein, an der ganzen Küste nicht! Von Genua bis Ventimiglia nicht! Wo sollten sechs freie, nebeneinanderstehende Stühle zu finden sein! Wenn die Deutschen gleich kompanieweise erscheinen …
    Wolters ahnte das Fundament solcher Klagen. Er griff in die Tasche, holte 5.000 Lire heraus und legte sie auf den Holztisch. Da der Liegestuhlvermieter keinerlei Regung zeigte, erhöhte Wolters auf 10.000 Lire, und jetzt auf einmal schien es, als seien sechs Urlauber plötzlich gestorben und deren Liegestühle freigeworden.
    Der Vermieter führte die Familie stolz zu ihren Ruhesitzen. Sie standen in der neunten Reihe, eingekeilt zwischen hunderten von anderen Stühlen, und wenn man darauf lag, sah man entweder die roten Sonnenschirme über sich oder vor sich acht Reihen nackte Schultern, Arme und Schenkel und dazwischen ab und zu, postkartengroß einen Schimmer Blau: das Meer. Wenn man aufrecht saß, war der Blick freier, aber das Sitzen belästigte schon wieder den Nachbarn, der eng neben einem lag. Wohin mit den Beinen?
    Wolters war zufrieden. Die Enge und die neunte Reihe verhinderten, daß es zu einem Aufmarsch der schwarzgelockten Burschen kam. Eine Angriffsmöglichkeit bot sich nur, wenn die Damen zum Meer wollten; hier aber waren Walter und er immer gegenwärtig.
    Lassen wir erst mal alles an uns herankommen, dachte Wolters. Heute ist der erste Tag, was sage ich, der Rest des ersten Tages! Alles ist noch ungewohnt, aber vor allem sind wir nicht allein. Hunderte sind um uns herum, davon die Mehrzahl Deutsche.
    So etwas tröstet und macht mutiger.
    Wolters mietete die Liegestühle und die Schirme, bezahlte dafür ein Schweinegeld, wie er sich ausdrückte, erhielt eine Abonnementskarte und erstarrte, als der Vermieter zum Abschied sagte:
    »Blonde Mädchen wie Feuer, rote Frauen wie Hölle so heiß …«
    »Du solltest dir morgen beim Friseur den Rotstich auswaschen lassen«, meinte Hermann Wolters später zu Dorothea. »Ein neutrales Braun steht dir auch gut.«
    »Nur wegen der dummen Bemerkung?« muckte Dorothea auf. »Das war doch ein Scherz!«
    »Ich hab' was gegen

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