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Mit Familienanschluß

Mit Familienanschluß

Titel: Mit Familienanschluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bereitete keine Schwierigkeiten. Diano Marina schien nur aus Restaurants, Bars und Trattorias zu bestehen. Die Auswahl war so groß, daß Wolters sagte: »Jetzt überlassen wir mal Mami die Entscheidung. Sie bestimmt, wo wir essen.«
    Dorothea entschied sich für das Restaurant ›Emilio‹, weil es die saubersten Gardinen hatte.
    Man bereute es nicht. Das Essen war vorzüglich, der Preis nach Umrechnung in Mark annehmbar. Um immer für solche Währungsvergleiche gewappnet zu sein, hatte Walter einen kleinen Taschenrechner mitgenommen. Außerdem saß man draußen unter einer bunten Markise, hatte das farbige Leben vor sich und konnte sich – vor allem Dorothea – informieren, was man in Diano Marina an Modischem trug. Es stellte sich heraus, daß noch manches zu kaufen war … vom Frotteekleid mit Spaghettiträgern bis zu seidenen Kopftüchern mit Dali-Motiven.
    Eine unangenehme Erscheinung aber machte sich schon an diesem ersten Abend bemerkbar: Die Damen der Wolters-Familie fielen auf.
    Das ist nicht schwer an der Riviera, wo während der Urlaubszeit so heiß geflirtet wird, daß sich dafür geradezu eine Berufssparte gebildet hat und wo solche Flirts zu den alljährlichen Saison-Schwerarbeiten gerechnet werden. Die tapferen Sex-Gladiatoren sind da nicht wählerisch – es gibt sittsame Großmütter, die mit glänzenden Augen aus dem Süden zurückkommen …
    Mit Mißfallen und gerunzelter Stirn sah Wolters, daß sich schwarzgelockte Jünglinge mit bis zur Taille offenen Hemden, die eine behaarte Brust und dicke Goldkreuze an Goldkettchen preisgaben, auffällig nahe beim Tisch der Familie postierten und Gabi, Eva und Dorothea ungeniert angrinsten.
    Gabi wurde leicht unruhig und stocherte in ihrem Eis herum. Eva gab sich verschlossen, und Dorothea schielte zu ihrem Mann hinüber. Als sie aufstand, um zur Toilette zu gehen, ertönte ein lauter, anerkennender Pfiff.
    Wolters kniff die Lippen zusammen. Es war klug von ihm, nicht darauf zu reagieren. So etwas hört und sieht man nicht, dachte er. Aber man wird zur Wachsamkeit erzogen. Es stimmt also, was die Illustrierten immer schreiben: Die Kerle stürzen sich wie Raubtiere auf die Frauen!
    Eigentlich hatte man geplant, nach dem Essen einen Spaziergang am Meer zu machen. Aber Wolters wußte nicht mehr, wie das stattfinden sollte angesichts der Meute von lächelnden Männern, die vor der Terrasse des Restaurants standen und nur darauf warteten, daß die Wolters-Damen auf die Straße traten.
    Wolters erhob sich und nickte Walter zu. »Kommst du mal mit?«
    »Wieso denn?« fragte Walter begriffsstutzig.
    »Komm mit!« zischte sein Vater und ging in das Lokal. Walter folgte ihm und sah seinen Erzeuger entgeistert an.
    »Was ist denn los? Kannst du nicht allein zum Klo? Klemmt der Reißverschluß?«
    »Ich muß mit dir sprechen, Junge.« Wolters blieb im Vorraum der Toilette stehen. »Hast du die Kerle vor dem Lokal gesehen?«
    »Na klar. Typische Papagalli.«
    »Sie starren uns an.«
    »Uns nicht, Paps.«
    »Bei Mami haben sie gepfiffen!«
    »Mami sieht ja auch noch blendend aus. Überhaupt nicht wie Vierzig! Sie könnte deine älteste Tochter sein!«
    »Wie ein Greis wirke ich nun doch wohl nicht! Ich finde das Benehmen dieser Kerle jedenfalls unverschämt! Es ist eine Belästigung! Wie eine Hundemeute!«
    »Das Dolce vita, Paps …«
    »Wir wollten doch gleich am Meer Spazierengehen.« Wolters legte den Arm um seinen Sohn. »Da möchte ich dir etwas vorschlagen: Du gehst voraus, dann folgen die Damen mit Manfred, und den Schluß bilde ich.«
    »So eine Art Geleitzug also …«
    »Red nicht so dämlich! Ich möchte vor allem verhindern, daß Mami dumm angequatscht wird! Und Eva!« Wolters betrachtete seinen um einen Kopf größeren, schlaksigen Sohn. »Wie ist das eigentlich? Du hast doch mal an einem Judo-Kurs teilgenommen.«
    »Ja.«
    »Kannst du das noch?«
    »Natürlich. Bei der letzten Demo habe ich vier Bullen aufs Kreuz gelegt. Die haben vielleicht blöd geguckt!«
    »Du kannst jetzt diese Kenntnisse ausnahmsweise mal nicht in den Dienst von Moskau, sondern in den deiner Mutter stellen«, sagte Wolters. »Vielleicht hat sie sie nötig.«
    Wenig später betrat die Familie Wolters die Straße. Walter voraus, die Damen in der Mitte, Wolters als Nachhut. Die jungen Männer auf der Straße pfiffen, klatschten in die Hände und riefen Bemerkungen, die natürlich keiner verstand.
    Wolters lief rot an.
    Hier müßte die Polizei eingreifen, dachte er wütend. Man kommt

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