Mit Fünfen ist man kinderreich
hinzu.
Später beim Kaffeetrinken – Max und Moritz hatten wir erst einmal ins Bett gesteckt – erzählte Felix Einzelheiten über die offenbar recht strapaziöse Reise. Danach waren sie programmgemäß um acht Uhr in Düsseldorf gestartet, nach halbstündiger Autobahnfahrt in einen Stau gekommen und endlos lange im Schneckentempo dahingekrochen. »Irgendwann hatte ich die Nase voll und bin bei der nächsten Ausfahrt runter«, erzählte er weiter. »Wir haben dann in einer Dorfkneipe etwas gegessen und sind anschließend über die Landstraße weitergefahren. Plötzlich lief der Wagen nicht mehr richtig, er kam einfach nicht auf Touren.«
»Weil dieses Kamel mit angezogener Handbremse losgefahren ist!« unterbrach Marianne, »und als er es endlich merkte, war das Ding natürlich hin!«
Nach einem weiteren Halt (»Sag mal, müssen eure Kinder auch dauernd auf die Toilette? Ich glaube fast, Max ist blasenkrank!«) sprang der Wagen nicht mehr an. Hilfsbereite Mitmenschen schleppten das Vehikel bis zur nächsten Tankstelle, wo der Tankwart empfahl, das ganze Auto am besten auf einen Schrottplatz zu fahren und lediglich das Radio als bleibende Erinnerung zu behalten, das zweifellos das einzig Funktionierende an dem ganzen Gefährt sei. Ein entsprechendes Trinkgeld und eine gewisse Hochachtung vor der Courage des Wagenbesitzers brachten den Tankwart schließlich dazu, sein ganzes Können einzusetzen. Er schaffte es auch, das Auto wieder in Gang zu bringen, aber »fahren Sie nach Möglichkeit bis zu Ihrem Ziel durch, ich glaube nicht, daß der Wagen noch mal von allein anspringt!«
»Jedenfalls haben wir es bis hierher geschafft!« endete Felix zuversichtlich. »Ich bringe das Auto morgen in eine Werkstatt, und dann werden wir auch bis in die Schweiz und noch weiter kommen!«
Nach drei Stück Buttercremetorte, vier Tassen Kaffee und einem doppelstöckigen Cognac war er bereit, nunmehr seine Umgebung in Augenschein zu nehmen.
»Wo steckt Rolf? Ich hatte ihn eigentlich beim Empfangskomitee erwartet.«
»Keine Ahnung, er wollte schon vor zwei Stunden hier sein.«
»Immer das gleiche Lied. Pünktlichkeit scheint er bei dir auch nicht gelernt zu haben. Weißt du noch, wie er sogar zu seiner eigenen Hochzeit zu spät gekommen ist?«
Und ob ich das noch wußte! Um elf Uhr sollte die standesamtliche Trauung sein, zehn vor elf wanderte ich nervös von einem Fenster zum anderen, während die zahlreich versammelte Verwandtschaft schon überlegte, wie man den Skandal vertuschen könnte und ob es noch früh genug sei, das Essen abzubestellen. Reifen quietschten, Felix jagte die Treppe herauf und zog mich am Arm wieder hinunter. »Komm bloß schnell, ich habe Rolf vor einer Viertelstunde erst aus dem Bett geklingelt. Der war gestern abend blau wie ein Veilchen und hat total verschlafen!« Herrenparty! Abschied vom Junggesellenleben!
Felix stopfte mich ins Auto und steuerte in Richtung Innenstadt. »Ich muß noch die Blumen abholen«, begründete er die vermeintlich falsche Route.
Vor dem Blumenladen gab es keinen Parkplatz, dafür haufenweise Halteverbotsschilder.
»Es hilft nichts, du mußt dir das Gemüse selber holen. Ich fahre inzwischen einmal um den Block und sammle dich dann wieder auf.«
So kam es, daß ich mir nicht nur meinen Brautstrauß selbst abholen, sondern darüber hinaus auch noch bezahlen mußte.
Mein Bräutigam lief in Strümpfen herum, suchte Manschettenknöpfe, Brieftasche, Schuhcreme. Ich putzte die Schuhe, Felix opferte seine eigenen Manschettenknöpfe, die flatternden Hemdsärmel bändigten wir mit Hilfe einer Büroheftmaschine, und mit halbstündiger Verspätung landeten wir doch noch auf dem Rathaus. Gerade rechtzeitig, um den Standesbeamten an der Rückkehr in sein Büro zu hindern. Vorher mußten wir allerdings den zweiten Trauzeugen herbeischaffen, der inzwischen eine öffentliche Telefonzelle blockierte und der Reihe nach sämtliche in Betracht kommenden Nummern anrief, um nach dem verschwundenen Brautpaar zu fahnden.
Nach diesem Auftakt ist es eigentlich kein Wunder, wenn unsere ganze Ehe mehr oder weniger turbulent verläuft.
Felix hatte sich entschlossen, die Montage seines Zeltes auf morgen zu verschieben und eine Nacht im Gästezimmer zu verbringen. Da unser Mädchenzimmer verwaist geblieben war, verfügten wir über diesen ungewohnten Luxus, und besonders ich war froh darüber, weil es mir jetzt erspart blieb, Möbel zu rücken und Bettzeug zu schleppen, wenn mal jemand auf der Couch
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