Mit Haut und Haar (German Edition)
sehen.«
»So ein Quatsch«, sagte Clarissa. »Dafür interessiert sich doch niemand! Andere Künstler studieren Kunst, Malerei, was weiß ich und ich komme hier mit meinen Acrylbildern und ein paar Kohlezeichnungen an, die ich im Gästezimmer gemalt habe, was denkst du nur!«
»Dass du viel zu bescheiden bist«, ertönte plötzlich Daniels Stimme.
Die beiden Frauen hatten in ihre Diskussion verstrickt nicht bemerkt, dass er das Zimmer betreten hatte und wohl schon eine ganze Weile in der Tür stand. Er nahm Clarissa sanft in die Arme. Unwillkürlich und ohne es zu wollen, versteifte sie sich. Daniel ließ sie sofort los, aber er ging nicht darauf ein.
»Anja hat recht, diese Bilder gehören ausgestellt, sie sind gut, richtig gut.«
Anja nickte zustimmend. Sie war nicht nur froh darüber, dass Clarissa wieder einen Weg zurück zu ihren künstlerischen Begabungen gefunden hatte, sondern auch darüber dass es ihr offensichtlich gelungen war, sich wieder mit Daniel zu vertragen. Wirklich verziehen hatte sie ihm wohl nicht, ein Umstand, der Anja noch immer Sorgen bereitete.
Clarissa sprach nicht mehr über das, was vor einem Jahr geschehen war. Auch Daniel mied das Thema. Eigentlich war wieder alles wie früher, zumindest oberflächlich betrachtet und das gab doch Anlass zur Hoffnung.
Nach dem riesigen Streit, den Daniels Affäre vor einem Jahr ausgelöst hatte, waren die beiden für zwei Wochen nach Mallorca gereist. Anja hatte in diesen zwei Wochen die Kinder gehütet. Nicht gerade der romantischste Traumurlaub, aber wenigstens weg von zu Hause, zur Zweisamkeit verurteilt, eine Phase in der sich der weitere Werdegang ihrer Ehe entscheiden sollte. Es hatte nur zwei Wege gegeben, entweder die beiden fanden wieder zueinander und konnten mit dieser Zweisamkeit umgehen oder sie würden einsehen, dass es zu Ende war. Und Anja war ein Stein vom Herzen gefallen, als sie festgestellt hatte, dass die beiden den heftigsten Teil ihrer Krise offensichtlich überwunden hatten, auch wenn die Sache noch längst nicht vollständig ausgestanden war. Aber Clarissa hatte sich entschieden, und zwar für Daniel. Trotzdem, wenn man Clarissa gut kannte, kam man nicht umhin, den noch immer anwesenden Schmerz in ihrem Gesicht festzustellen. Selbst wenn sie lächelte. Dieser Schmerz hatte sich in Clarissa eingebrannt, war immer latent anwesend und gab ihr etwas Wehmütiges, das sie früher nicht ausgestrahlt hatte. Hier und da fiel eine Bemerkung, die Anja als sehr verbittert empfand und sie hoffte sehr, dass Clarissa diese Verbitterung eines Tages überwinden würde.
Als ihre beste Freundin wusste sie auch, dass Clarissa kaum noch mit Daniel schlief. Meist fanden nur recht hilflose Versuche statt, die Daniel in der Regel nach einigen Minuten aufgab. Clarissa drehte sich dann einfach um und versuchte einzuschlafen. Anja war die einzige außenstehende Person, die das wusste. Sie rechnete es Daniel hoch an, dass er trotzdem geduldig blieb, ruhig, bedächtig und vor allem nicht aufgab um seine Frau zu kämpfen.
»Ich spreche mit Patrizia«, sagte sie. »Sie wird sich bestimmt schon in ein paar Tagen bei dir melden und dann solltest du mit ein paar Bildern zu ihr gehen.«
»Kostet so eine Ausstellung nicht einen Haufen Geld?« fragte Clarissa.
»Klar, für die, die ein Bild kaufen schon«, lachte Anja. »Und man wird deine Bilder kaufen, davon bin ich überzeugt.«
»Das wäre schön«, sagte Daniel.
Clarissa wandte sich zu ihm um.
»Warum? Weil ich mich dann am Familieneinkommen beteiligen könnte?«
Sie hatte in den letzten Monaten öfter diesen Ton drauf. Sarkastisch, teilweise richtig bösartig, immer mit dem Vorsatz, ihn zu verletzen. Sie merkte es selbst, aber sie konnte nicht anders.
»Nein«, sagte er geduldig. »Das haben wir nicht nötig. Ich würde es schön finden, weil dir dadurch klar werden würde, dass deine Kunst einen gewissen Wert hat. Auch wenn du sagst, es ist nur dein Hobby. Manche Schriftsteller sind auch nur einfach ihrem Hobby nachgegangen und sind heute berühmt. Wenn man eine solche Begabung hat, dann darf man damit auch nach draußen gehen.«
»Für so gut haltet ihr die Bilder?« fragte Clarissa erstaunt.
Daniel nickte. »Ich würde es nicht sagen, wenn es nicht so wäre, aber Anja doch erst recht nicht. Du weißt doch selbst dass sie eine knallharte Nuss ist, die sagt was sie denkt.«
Anja stieß ihm in die Seite. »Naja, so weiß aber wenigstens immer jeder woran er mit mir ist, oder?«
Daniel
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