Mit Haut und Haar (German Edition)
hätte nicht gemerkt dass du am Grübeln bist?«
»Es fiel mir auch nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen, Patrizia.«
»Aber du hast sie jetzt getroffen.«
Patrizia wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und zündete sich gleich die nächste Zigarette an.
»Ich habe dir immer gesagt, dass ich Daniel nicht aufgeben werde.«
»Weiß ich. Aber du bist ja selbst Frau und du weißt ja, bei uns Frauen stirbt die Hoffnung immer zuletzt. Ich dachte, es genügt, wenn ich dich einfach liebe und vielleicht würdest du dich am Ende doch für ein Leben mit mir entscheiden. Irgendwann einmal! Und ich hätte dir alle Zeit der Welt gelassen!«
»Du bedeutest mir sehr viel, auch wenn ich unsere Beziehung an dieser Stelle beenden muss«, sagte Clarissa. »Und wer weiß ... wäre ich alleine Patrizia, dann wäre dein Wunsch vielleicht sogar in Erfüllung gegangen.«
Patrizia fing sich langsam wieder. »Fein«, sagte sie in scharfem Ton. »Raus hier.«
Clarissa erhob sich. »Dein Ernst?«
Patrizia nickte, wischte sich noch einmal die Tränen ab, erhob sich und lief mit energischen Schritten zur Tür.
»Raus!« sagte sie und öffnete die Wohnungstür. »Du wirst deine Entscheidung noch bereuen!«
Ein tiefer Schrecken durchfuhr Clarissa. »Drohst du mir? Was hast du vor?«
»Nichts habe ich vor. Aber du wirst es bereuen und das schon bald.«
Clarissa betrat das Treppenhaus und sah sich noch einmal um, aber das einzige was sie noch von Patrizia sehen konnte war ihre wilde, rote Lockenmähne, die hinter der zuknallenden Wohnungstür verschwand. Im Treppenhaus lehnte sie sich an die Wand und atmete tief durch um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen, aber es gelang ihr nicht. Weinend ging sie in die Hocke, saß minutenlang im Hausflur und weinte stille Tränen. Irgendwann konnte sie schließlich die nötige Kraft aufbringen um aufzustehen und zum Aufzug zu laufen. Patrizia hatte völlig anders reagiert als sie gedacht hatte. Würdevoller. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Sie fühlte sich nicht gut und als sie eine Stunde später zu Hause ankam, schluckte sie erst mal eine Kopfschmerztablette und legte sich ins Bett. Sie musste jetzt eine Weile alleine sein.
-18-
»Stimmt mit dir was nicht?« fragte Daniel beim Abendessen.
»Warum?« fragte Clarissa.
»Du bist so still.«
»Ich habe Kopfschmerzen.«
»Okay. Sonst nichts?«
Clarissa schüttelte den Kopf und würgte ein paar Stückchen von ihrem Schnitzel herunter. Sie hatte keinen Appetit und schob ihren Teller von sich.
»Kinder«, sagte sie, und sah zunächst Charlotte an und dann Damian. »Wir müssen uns mal über etwas unterhalten.«
»Aha«, sagte Damian, und er sah wütend seine Schwester an. »Ich habe nichts gesagt!« brüllte Charlotte gleich los.
»Was hast du uns nicht gesagt?« fragte Daniel nach.
»Er raucht!«
Damian senkte seinen Kopf und konzentrierte sich auf das Essen, das auf seinem Teller lag.
»Damian, du rauchst?« fragte Daniel und musterte ihn mit strengem Blick.
»Nur manchmal.«
»Nur manchmal ist auch schädlich.«
»Ihr raucht doch auch manchmal.«
»Ja, leider. Aber wir sind erwachsen. Wenn man so was in deinem Alter anfängt, hängt man schnell an der Zigarette und plötzlich raucht man ständig!«
»Ich hab ja schon wieder aufgehört«, sagte er.
Daniel musterte ihn.
»Wirklich.«
Clarissa nickte. Das musste sie überwachen, das war klar, aber eine Diskussion darüber würde nun nicht weiterführen. Dafür hatte sie an diesem Tag auch nicht mehr die nötigen Nerven. Viel mehr mussten ihre Kinder nun endlich von ihren Plänen erfahren. An diesem Tag war dafür ein guter Tag, er war ohnehin ruiniert und wenn die Kinder jetzt laut werden und ausflippen würden, machte es auch keinen Unterschied mehr.
»Also ihr beiden, euer Vater wird am ersten März eine neue Stelle antreten.«
»Ach?« sagte Damian. »Wo denn?«
»Bei einer Softwarefirma. Ich werde dort Geschäftsführer sein«, sagte Daniel.
»Und warum?« Charlotte saß mit aufgerissenen Augen am Tisch. Natürlich entsetzte sie die Nachricht.
»Weil es meiner bisherigen Firma nicht so gut geht und ich springe lieber vom Boot als mit unterzugehen. Verständlich, oder? Ihr schaut ja auch Nachrichten, ihr wisst ja, wenn man erst mal arbeitslos ist heutzutage, kommt man schlecht wieder auf die Füße.«
Damian nickte, Charlotte starrte ihn gespannt an.
»Also, mit dem neuen Job werden wir uns keine Sorgen machen müssen. Ich werde mehr verdienen und
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